"Navios Unison": Havarie auf der Elbe vor Grünendeich
<p>Stark rauchend passiert der Havarist den Lühe-Anleger. Foto Thomas Gerhard Zlodi</p>
Havarie - auf der Elbe: Heute Morgen ist die Maschine des 350 Meter langen Containerschiffs "Navios Unison" ausgefallen. Schleppern gelang es, das Mega-Schiff wieder einzufangen.
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(Letztes Update am 29. März um 10.31 Uhr: Informationen der Lotsenbrüderschaft wurden hinzugefügt)
Das Containerschiff „Navios Unison“ musste gegen acht Uhr auf Höhe der Hochspannungsmasten bei Hetlingen/Lühesand (Elbe-Kilometer 648) „aufgrund einer schiffsbedingten Betriebsstörung mittels Schlepperhilfe im Fahrwasser gedreht werden“, bestätigt Jürgen Behm vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg.
Thomas Gerhard Zlodi aus der Wohnanlage „De Elvkieker“ hatte das Horn-Signal gehört, von seiner Wohnung aus konnte er den Havaristen sehen. Dieser rauchte kräftig aus dem Schornstein und fuhr elbabwärts an einem weiteren Containerschiff, der 275 Meter langen Rio Blackwater, vorbei. Für ihn sah das „wie ein Beinahe-Unfall“ aus.
Das WSA sagt, dass das Schiff auf dem Weg von Hamburg auslaufend nach Rotterdam auf Höhe Wedel einen Maschinenschaden erlitt und konnte deshalb nur mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit von etwa fünf Knoten kontrolliert weiterfahren. Das Schiff hat eine Kapazität von 9954 Standardcontainern (TEU).
Mit dem Abladetiefgang von 13,20 Metern hätte das Fahrzeug die Elbmündung allerdings nicht mehr sicher erreichen können. Nach dem „kontrollierten Drehvorgang“ vor Lühesand fuhr das Fahrzeug mit Schlepperbegleitung zurück in den Hafen Hamburg.
Eine Gefahr des Sinkens beziehungsweise einer Gewässerverunreinigung bestand laut WSA zu keiner Zeit. Die durchgehende Schifffahrt auf der Elbe sei durch die schiffsbedingte Betriebsstörung nicht beeinträchtigt worden. Brehm: „Die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs wurde durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg zu jeder Zeit sichergestellt.“
Der Ältermann der Lotsenbrüderschaft Elbe, Ben Lodemann, lobte das „besonnene Handeln“ der Beteiligten, insbesondere der beiden Lotsen als Berater an Bord, des Kapitäns und der Schlepper-Crews. Lodemann: „Dadurch wurde eine Gefahr vermieden.“
Kapitän Klaus Schroh, Ex-Leiter der Sonderstelle des Bundes zur Bekämpfung von Meeresverschmutzungen und aktiv unter anderem beim Naturschutzbund, sieht den jüngsten Vorfall mit Sorge. Glücklicherweise gebe es ab/bis zur Hafengrenze noch eine Schlepperbegleitung. Angesichts des jüngsten Vorfalls müsse jetzt allerdings ernsthaft diskutiert werden, ob beispielsweise ein Heckschlepper bis Glückstadt bei den auslaufenden Großschiffen – angesichts der engen Fahrrinne – mitlaufen sollte (und auch beim Einlaufen). Die Fahrrinnenbreite mit nur 250 Meter (Lühe) bis 300 Meter (Glückstadt) sei schmal. Internationale Vorgaben schrieben eine Mindestbreite von 450 Metern für Fahrrinnen vor. Das könne sehr schnell zur Uferhavarie führen, wenn ein Steuerungselement für Maschine oder Ruder ausfällt, zumal dort die mittlerweile vom Bund vorgeschriebene reduzierte Geschwindigkeit die Kursstabilität vermindert.
Ab/bis Wedel/Landesgrenze müssen Schlepper im Hafen(bereich) zur Sicherheit ab einer Schiffsgröße von 340 Metern mitlaufen, ab 400 Meter sogar fest.
<p>Stark rauchend passiert der Havarist den Lühe-Anleger. Foto Thomas Gerhard Zlodi</p>
Drehmanöver: Screenshot von der Seite MarineTraffic.com.