Neu Wulmstorf richtet Flüchtlingsunterkunft in ehemaligem Pflegeheim ein

„Die Menschen aus der Ukraine gut unterbringen“, das wollen (von links) Tobias Könecke (Johanniter), Landrat Rainer Rempe und Bürgermeister Tobias Handtke in dem leerstehenden Altenheim am Neu Wulmstorfer Marktplatz, das nun zur Flüchtlings
Der Krieg in der Ukraine tobt seit einem Monat. Millionen Menschen aus der Ukraine suchen im europäischen Ausland Zuflucht vor Tod und Zerstörung. Den Landkreis Harburg haben etwa 4000 Menschen erreicht. Wo sollen sie leben?
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Die meisten von ihnen wurden bisher privat untergebracht, die bestehenden Flüchtlingsunterkünfte im Kreisgebiet waren schon vor Kriegsausbruch nahezu vollständig bezogen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landkreises Harburg.
Der Landkreis, seine Städte und Gemeinden und die Hilfsorganisationen DRK und Johanniter arbeiteten gemeinsam mit Hochdruck an der Einrichtung neuer Unterkünfte. Nach den Notunterkünften in der Schützenhalle Buchholz und im Meckelfelder Helbach-Haus (120 beziehungsweise 100 Plätze) und einer weiteren Unterkunft in Wohlesbostel (44 Plätze) beginnt nun die Einrichtung einer weiteren Unterkunft mit bis zu 230 Plätzen im Herzen von Neu Wulmstorf.
Dazu Landrat Rainer Rempe: „Wir arbeiten Hand in Hand, um die Menschen unterzubringen, die bei uns Schutz und Hilfe suchen. Ich danke allen, die sich für die Menschen aus der Ukraine einsetzen, sehr herzlich.“ Aktuell sei es zunächst von höchster Bedeutung und eine große Herausforderung, ausreichend Kapazitäten für die kurz- und längerfristige Unterbringung der Ukrainerinnen und Ukrainer zu schaffen. Darum freue er sich sehr, dass gemeinsam mit der Gemeinde Neu Wulmstorf, den Johannitern und dem DRK eine zusätzliche Unterkunft in Neu Wulmstorf eingerichtet wurde.
„Die Gemeinde Neu Wulmstorf steht wie der Landkreis Harburg an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer“, betont Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke. „Wir leisten unseren Beitrag bei der Schaffung des dringend benötigten Wohnraums, an der der Landkreis Harburg intensiv arbeitet.“ Er wisse aber auch, dass das in Neu Wulmstorf und im gesamten Landkreis alles andere als einfach sei. Handtke: „Darum sind wir weiter auf die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung und private Wohnraumangebote angewiesen, damit wir die Nutzung von beispielsweise Sporthallen in unserer Gemeinde als Notunterkünfte solange wie möglich vermeiden können.“
Landkreis mietet ehemaliges Pflegeheim an
Die neue Neu Wulmstorfer Unterkunft entsteht in den Räumlichkeiten des leerstehenden Pflegeheims am Marktplatz, in dessen erster Etage die Johanniter auch einen der vier Impfstützpunkte des Landkreises Harburg betreiben. Das gesamte Gebäude wird aktuell für die Aufnahme der Ukrainer eingerichtet und vom Landkreis Harburg für die kommenden Monate angemietet.
Die Unterkunft wird von den Johannitern mit Unterstützung des DRK, der Gemeinde Neu Wulmstorf und der Kreisverwaltung betrieben. Nach Einrichtung und Instandsetzung können in dem ehemaligen Pflegeheim bis zu 230 Menschen untergebracht werden. Es wäre damit aktuell die größte Unterkunft im Landkreis Harburg.
Um weitere Kapazitäten für die längerfristige Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge in größeren Unterkünften sicherzustellen, prüfe die Kreisverwaltung in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden derzeit verschiedenste Möglichkeiten und sei mit Immobilienbesitzern im Gespräch. Im Blick hat die Kreisverwaltung dabei mehrere Objekte, darunter ehemalige Alten- und Pflegeheime, Hotels und Jugendherbergen.
Lokales Ankunftszentrum in Winsen nimmt Betrieb auf
Außerdem bereite sich der Landkreis Harburg bei Bedarf auch darauf vor, Sporthallen im Kreisgebiet in Notunterkünfte umzufunktionieren. Grundlage für diese Notfallplanung seien Überlegungen, die bereits während der Flüchtlingskrise 2015/2016 erarbeitet worden waren. Als erste Halle würde zunächst die Sporthalle der Berufsbildenden Schulen Winsen in Anspruch genommen.
Darüber hinaus arbeite die Kreisverwaltung mit DRK und Johannitern an der Einrichtung eines lokalen Ankunftszentrums (LAZ) in der Stadthalle Winsen, das Anfang kommender Woche in Betrieb genommen werden soll. Ziel sei es, die Aufnahme, Registrierung und Wohnraumvermittlung der Ukrainerinnen und Ukrainer an einem zentralen Ort vorzunehmen.
Sofortgeld wird vor Ort ausgezahlt
Dazu werden verschiedene Bereiche wie Ankunfts- und Wartezone, Corona-Testmöglichkeiten, aufenthaltsrechtliche Dokumentation, medizinische Erstuntersuchung und Corona-Impfung und eine Wohnraumvermittlungsstelle eingerichtet. Aktuell unterstützten die Städte und Gemeinden die Abteilung Migration des Landkreises bei der Registrierung der geflüchteten Menschen. Diese können bei den Kommunen einen Kurzantrag auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und den Antrag auf Aufenthaltserlaubnis stellen, der auch die Arbeitserlaubnis umfasst.
Dabei könnten Unterlagen wie Pässe übermittelt werden. Ebenfalls vor Ort ausgezahlt werden kann ein Sofortgeld von 300 Euro pro Person, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.
Alle Informationen hierzu finden sich auch im Internet unter www.landkreis-harburg.de/ukraine. Die aufgerufene Seite lässt sich, wie die restliche Homepage des Landkreises ebenfalls, mit einem Klick in verschiedene Landessprachen, darunter auch Ukrainisch, übersetzen. (bt)