Zähl Pixel
Lehrer

Atländer Verein unterstützt Kinder in Uganda beim Lernen

Petra Hege inmitten einiger Schulkinder im ugandischen Mbale. Foto: Privat

Petra Hege inmitten einiger Schulkinder im ugandischen Mbale. Foto: Privat

Mehr als 40 Prozent aller Schüler verlassen in Uganda die Schule, ohne richtig lesen und schreiben zu können. Ein Problem: Es fehlen qualifizierte Lehrkräfte. Ein Verein aus Mittelnkirchen will das ändern - und sich damit langfristig überflüssig machen.

Samstag, 07.01.2023, 08:56 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Von Andreas Hussendörfer

Von der Hauptstadt Ugandas Kampala bis ins Alte Land nach Mittelnkirchen sind es 6285 Kilometer Luftlinie. Der Flug dauert rund zwölf Stunden. Petra Hege nimmt drei Mal im Jahr während der Ferien diese weite Reise auf sich. Ihr Ziel ist die Stadt Mbale im Osten des Landes. Von hier aus startete 2018 der von ihr mitgegründete Verein „Africa(K)now“ sein Bildungsprojekt.

In Deutschland ist Petra Hege Lehrerin mit Schwerpunkt Sonderpädagogik und berät Schulen in Niedersachsen zum Thema Inklusion. Sie lebt mit ihrer Familie in Mittelnkirchen. Per Whatsapp und Email steht sie in ständigem Kontakt mit den Vereinsmitgliedern in Uganda. Es gibt viel zu organisieren. Durch die Corona-Pandemie mussten zahlreiche Schulen schließen. Das versucht der Verein zu kompensieren. Dieses Jahr haben sie deshalb eine Partnerschule in Mbale gegründet. Doch die Schule ist nicht das einzige Projekt vor Ort.

 

Bildungssystem ist mit den vielen Schülern überfordert

Seit 1997 gilt in Uganda die Schulpflicht für alle. „Das Bildungssystem ist mit den vielen Schülern jedoch überfordert“, sagt Petra Hege. Überfüllte Klassen, wenig Schulmaterial und unterbezahltes Lehrpersonal gehören zur Tagesordnung - der Lehrplan stamme noch aus der Kolonialzeit, sagt sie.

Atländer Verein unterstützt Kinder in Uganda beim Lernen

Der Trend des Bildungssystems verbessert sich nur langsam. Zwar verdoppelte sich die durchschnittliche Schulzeit seit 1990 auf etwa zehn Schuljahre, wie aus dem Human Development Index der Vereinten Nationen hervorgeht. Doch die Qualität der Bildung ist nicht besonders hoch. Bis zu 40 Prozent der Schüler können nach sieben Jahren Grundschule nicht richtig lesen und schreiben. Das liegt auch an der mangelnden Qualifikation der Lehrer. Genau hier setzt das Bildungsprogramm von Africa(K)now an. Der Wunsch nach Veränderung sei groß – auch bei den Lehrkräften.

Allerdings verfügt Uganda über kein Weiterbildungssystem für Lehrer, erzählt Petra Hege. Der Verein führt daher mehrfach im Jahr Fortbildungen durch und vermittelt methodisches und didaktisches Wissen. Zusätzlich wurden 20 Lehrer in der Erwachsenenausbildung geschult. Sie vermitteln ihre Kenntnisse an weitere Schulen und werden wöchentlich vom Verein digital begleitet. „Damit schaffen wir eine nachhaltige Bildungslandschaft, die auch ohne unsere Unterstützung weiter besteht“, sagt Petra Hege. Die viele Arbeit trägt Früchte. Durch die Ausbildung der Lehrkräfte in den Modellschulen konnten 1200 Kinder Lesen und Schreiben lernen. Ihr Erfolg wird im Schulhalbjahr mit einem Lesetest bestätigt.

 

Spenden für Folgeprojekt werden noch gesucht

Das Problem: Das ehrenamtliche Engagement kosten den Verein monatlich 1300 Euro für Raummiete, Material und Essen in Uganda. Das Folgeprojekt von „Alle Kinder lernen lesen“ wird 10.000 Euro kosten. Davon hat der Rotarier-Verein in Stade bereits 4500 Euro gespendet. Für die restliche Summe werden noch Spender gesucht. Mit dem Folgeprojekt wird der ländliche Raum um Mbale erreicht. Etwa 2000 Kinder können davon profitieren und Lesen, Schreiben und Rechnen lernen.

Für Petra Hege ist die Zusammenarbeit mit den Schulen in Uganda mehr als nur ein Ehrenamt. „Es ist schön, wirklich etwas verändern zu können“, sagt die Pädagogin. Wo es in den nächsten Ferien hingehen wird, steht für sie längst fest.

Atländer Verein unterstützt Kinder in Uganda beim Lernen

Weitere Artikel

T Kommt das Mega-Sperrwerk in der Elbmündung?

Werden die Altländer und Kehdinger im Jahr 2100 von einem Mega-Sperrwerk in der Elbmündung vor Sturmfluten geschützt? Diese Frage soll ein Forschungsprojekt beantworten. Warum Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts die Studie begrüßt.