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Sturmflut

Brandbrief: Altländer und Finkenwerder fordern Hochwasserschutz ein

Blick auf das Este-Sperrwerk in Neuenfelde und den Stadtteil Blankenese auf der anderen Elbseite. Foto: Vasel

Blick auf das Este-Sperrwerk in Neuenfelde und den Stadtteil Blankenese auf der anderen Elbseite. Foto: Vasel

Hamburg will den Schutz vor Hochwasser an der Este und an der Alten Süderelbe verbessern, so lautete der Beschluss im Jahr 2022. Bislang tut sich nichts. Nun bekräftigen Altländer und Finkenwerder ihre Forderungen in einem Offenen Brief.

Von Björn Vasel Mittwoch, 22.02.2023, 07:00 Uhr

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Der Verein zum Schutz von Hamburgs Elbregion hat die Freie und Hansestadt Hamburg in einem Offenen Brief zum Jahrestag der Sturmflut 1962 aufgefordert, die Planung und den Bau eines Mündungsschöpfwerkes an der Este und an der Alten Süderelbe zum Schutz vor einem Binnenhochwasser endlich in Angriff zu nehmen. Das hatte die Bürgerschaft bereits im letzten Jahr am 16. Februar - Jahrestag der verheerenden Flut mit 340 Toten - beschlossen. Doch bislang tut sich nichts.

Este-Sperrwerk rund um die Uhr besetzen

Außerdem fordert Katrin Augustin von Hamburgs Elbregion den Senat in Gestalt von Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhardt (SPD) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) auf, eine 24-Stunden-Besetzung am Este-Sperrwerk in Neuenfelde zu sichern. Der Verein verweist auf die Nacht zum 30. Januar vergangenen Jahres. Damals seien die Stemmtore bei einer Sturmflut „erst in letzter Minute“ geschlossen worden, die Rufbereitschaft kam spät. Bei einem ähnlichen Fall kam es im Mai 2022 zu folgenreichen Überschwemmungen an der Lühe mit Millionen-Schäden.

Aufgrund der letzten Elbvertiefung laufe das Wasser schneller und höher auf, es reiche nicht mehr aus, dass das Este-Sperrwerk montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr und am Wochenende von 6 bis 18 Uhr besetzt sei. Ohne Schöpfwerke - die sollen bei sturmflutbedingter Schließung der Sperrwerke das Wasser aus dem Binnenland in die Elbe pumpen - und einer Rund-um-die-Uhr-Besetzung sei im Alten Land, in Finkenwerder und im Moorgürtel der effektive Hochwasserschutz „nicht gewährleistet“. Aufgrund des Klimawandels werden Sturm- und Starkregen-Fluten deutlich zunehmen. Das äußere Sperrwerk in Neuenfelde und das innere Sperrwerk in Cranz werden in der Zukunft häufiger als heute geschlossen werden müssen. Bei einer Kettentide mit extremen Sturmflutwasserständen ist keine Öffnung der Stemmtore zur Entwässerung der Este in die Tideelbe möglich, der Bereich zwischen den Este-Deichen läuft - wie ein Stausee - voll. Ein Schöpfwerk könnte als Notventil wirken und Überschwemmungen verhindern.

Die Unterstützer

Der Brandbrief wird unter anderem von Landrat Kai Seefried (CDU), Bürgermeister Matthias Riel (Jork), Wilhelm Ulferts vom Deichverband der II. Meile Alten Landes, Jörg Quast vom Hauptentwässerungsverband des Alten Landes und Finkenwerder, Politikern wie der Bürgerschaftsabgeordneten Dr. Gudrun Schittek (Grüne) aus Cranz und der Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz unterstützt.

Im vergangenen Jahr hatte Schittek die Forderungen bereits aufgestellt, die Hamburg Port Authority hält hingegen die Sicherheit durch die Rufbereitschaft und Beobachtung des Wasserstandes durch die 24/7 besetzte Bedienzentrale weiterhin für gegeben. Während der Schließung (Sturmflut) sei die Anlage besetzt.

Blick auf das geöffnete Este-Sperrwerk mit der Klappbrücke in Neuenfelde Foto: Vasel

Blick auf das geöffnete Este-Sperrwerk mit der Klappbrücke in Neuenfelde Foto: Vasel

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