Buch über wahre Altländer und ihre Höfe

Silvia Hotopp-Prigge, Susanne Höft-Schorpp, Frauke Thiem und Claus Ropers präsentieren das neue und das alte Siemens-Buch. Foto: Vasel
Es ist ein beeindruckendes Werk: Im Jahr 1948 hat der Begründer der Altländer Geschichtsforschung, Hans Peter Siemens (1879 - 1961) das Buch „Jorker Bauerngeschlechter und ihre Höfe“ veröffentlicht. Bislang war es lediglich Wissenschaftlern zugänglich.
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Der Verein zur Förderung und Erhaltung der Altländer Kultur hat das Werk neu aufgelegt. „Es ist ein bedeutendes Zeitdokument“, unterstrichen Claus Ropers und Susanne Höft-Schorpp vom Kulturverein am Dienstagabend im Museum bei der Vorstellung. Das Originalmanuskript von 1948 - auf einer Schreibmaschine getippt - lagert im Altländer Archiv. Jetzt hat der Verein den Schatz gehoben, um Siemens‘ Forschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sein Werk ist außerordentlich detailreich.
Der Autor nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch die Altländer Geschichte. Siemens beleuchtet die historischen Besitzstrukturen und deren Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte. Auch beschreibt der Mittelschulrektor (1910 bis 1946) die Vorgänge um das Vererben von Grundbesitz und Gebäuden, einschließlich der daraus entstehenden finanziellen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Eine ähnlich umfassende Arbeit über die Höfe und ihre Bauernfamilien hat es vorher nicht gegeben, so Höft-Schorpp.
Auch die Frauen waren im Alten Land erbberechtigt
Er zeigt auf, dass im Alten Land nicht immer das Jüngstenrecht zur Anwendung kam. War der jüngste Sohn unfähig, kam das Erbrecht nicht zur Anwendung und der fähigere übernahm den Hof, sagte die frühere Archivarin. Spannend sei auch, dass einige Höfe über zehn Generationen an die Töchter vererbt wurden, berichtete der Vorsitzende des Kulturvereins, Claus Ropers aus Steinkirchen. Das Frauenerbrecht war - letztlich ein Erbe der Hollerkolonisation im Spätmittelalter - außergewöhnlich.
Mann und Frau lebten gleichberechtigt - in Gütergemeinschaft. Und eine Realteilung gab es nicht. Der Grund: Nur mit großen Höfen war es in der Marsch möglich, die teure, aufwendige Deichunterhaltung zu finanzieren und zu sichern. 40 der 55 Namen bäuerlicher Familien ließen sich über mehr als vier Jahrhunderte zurückverfolgen. Ihre Angehörigen seien „wirkliche ‚Alt‘-Länder“, so der Autor in seinem Buch.
Sprache der Blut-und-Boden-Ideologie
Das Kapitel „Bauer und Landschaft“ ist allerdings, so Ropers, noch vom Geiste der Blut-und-Boden-Ideologie geprägt. Gleichwohl relativierte Siemens letztlich selbst die Überhöhung von „Bauerntum,“ „Ahnenerbe“ und „Heimatliebe“ durch die nüchterne Präsentation historischer Fakten. Es bleibe trotzdem ein wichtiges, lesenswertes Werk zur Heimatgeschichte - auch mit der Ausdrucksweise seiner Zeit.
Die Siemens-Enkelin Frauke Thiem aus Bielefeld, hat das Manuskript des Gründers des Altländer Archivs (1935) abgeschrieben. Die Kulturstiftung Altes Land sowie der Lions und der Rotary Club ermöglichten dem Kulturverein die Veröffentlichung des 239 Seiten starken Werkes - hochwertig von der Grafikerin Silvia Hotopp-Prigge (Agentur Kernhaus) wie ein Kunstbuch gestaltet. Sie ergänzte die alten Fotos durch neue.
Das Buch „Jorker Bauerngeschlechter und ihre Höfe“ von Hans Peter Siemens kostet 37,50 Euro. Es ist erhältlich im Altländer Archiv, im Bücherstübchen, in der Drogerie Hubert, im Museum Altes Land und im Rathaus in Jork sowie bei Lille Lispeltute in Steinkirchen und über info@kulturverein-jork.de.