Bürger bestimmen den Kurs der Leader-Region „Altes Land und Geestrand“

Archivfoto: Richter
Altländer, Buxtehuder und Horneburger stehen in den Startlöchern: Unter dem Dach der Leader-Region „Altes Land und Geestrand“ wollen die vier Kommunen von 2023 bis 2027 viele Fördertöpfe anzapfen. Bürgerbeteiligung ist dafür Voraussetzung.
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Bürgermeisterin Katja Oldenburg- Schmidt (Buxtehude) und ihre drei Kollegen Matthias Riel (Jork), Timo Gerke (Lühe) und Knut Willenbockel (Horneburg) sprachen am Dienstag von einem erfolgreichen Start. Bei der ersten Online-Sitzung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) einigte sich die LAG auf den Namen LeaderRegion „Altes Land und Geestrand“. Die Hansestadt Buxtehude und die Samtgemeinden Lühe und Horneburg wollen sich mit der Gemeinde Jork rund 1,8 Millionen Euro an Fördermitteln sichern. Bis zu 75 Prozent beträgt die Förderquote, die Räte müssen später über die Co-Finanzierung entscheiden. Weitere Fördertöpfe sollen erschlossen werden.
Erste Projektideen
Es zeichnet sich ab, dass die Förderung des Wassertourismus, des Radverkehrs, umweltfreundlicher (E-)Mobilität und der Biodiversität zu den ersten Projekten zählen könnten, zumindest gehörten diese zu den Vorschlägen des Auftakts im Herbst mit knapp 120 Bürgern. „Es werden Projekte mit Strahlkraft für die ganze Region“, so Riel. Ein Kirchturmdenken werde es bei der Verteilung der Gelder nicht geben, so Gerke. Wie berichtet, will Niedersachsen – federführend ist Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) – 160 Millionen Euro aus der EU-Kasse in 68 Regionen unter das Volk bringen. Leader steht für „Liaison entre actions de développement de l’économie rurale“, auf Deutsch „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung und Stärkung der ländlichen Wirtschaft“.
Die Lokale Aktionsgruppe erarbeitet letztlich das Bewerbungsschreiben und das Programm der (zukünftigen) Leader-Region: das Regionale Entwicklungskonzept. Sie steuert das Verfahren und entscheidet über die Projekte und die Fördermittelansätze. 37 Mitglieder zählt die LAG. Die Bürgermeister haben lediglich vier Stimmen, Vertreter der Zivilgesellschaft mit acht Stimmen die Mehrheit. Sie vertreten die acht Themenfelder Versorgung und Mobilität, Natur und Klimaschutz, Obstbau und Landwirtschaft, Bildung und Soziales, Dorfentwicklung und Kultur, Wirtschaft, Gewerbe und Handwerk, Tourismus sowie Generationen. Vertreten sind unter anderem Nabu, Obstbau, Awo, Gewerbevereine, Kultur, Kassenärztliche Vereinigung, ADFC, Verkehrsgesellschaft VNO, Wassersportler, Jugendbeirat und Zukunftswerkstatt. Kreis-Planungsamt und -Wirtschaftsförderung sowie das Amt für Regionale Landesentwicklung unterstützen beratend. Weil ein Fokus auf dem Klimawandel liegt, haben die Klimaschutzmanagerinnen eine Stimme im Gremium. Das Netzwerk bringe ein außerordentliches fachliches Know-how ein, sagte Oldenburg-Schmidt.

Die Politik ist in der Lokalen Aktionsgruppe der Leader-Region „Altes Land und Geestrand“ in der Minderheit, sie stellt 4 von 37 Mitgliedern.
Bürgerbeteiligung gefordert
Bevölkerung und Interessensgruppen sind aufgefordert, sich weiter am Prozess zur Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts zu beteiligen – bei einer Online-Strategiekonferenz am Montag, 24. Januar, von 18.30 Uhr bis 21 Uhr. In dieser sollen Leitbild, Entwicklungsziele und Projektvorschläge konkretisiert werden. Anmeldung unter https://survey.questionstar.com/ rek_alg_strategie. Berater von „KoRiS – Kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung“ unterstützen die Region. Im Februar werden die Handlungsideen in Projektwerkstätten konkretisiert. Ende April muss das Regionale Entwicklungskonzept ans Land abgeschickt werden, nach Feinschliff durch die LAG im März.
Vorläufer
In der Förderperiode 2007 bis 2013 haben die Altländer und Horneburger einiges erreicht. Damals hatten sich 250 Bürger am REK-Start beteiligt. 37 Projekte wurden umgesetzt, vier Millionen Euro konnten mit Hilfe der EU-Mittel in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro investiert werden. Touristische Projekte wurden auf den Weg gebracht: vom Schiffsanleger in Horneburg über das Café Möwennest mit Sanitäranlagen am Yachthafen in Neuenschleuse über den Aussichtsturm in Nottensdorf bis zum Archäologischen Wanderpfad bei Daudiek. Auch Orgeln in Steinkirchen und Borstel wurden restauriert. Die „Sprechenden Apfelkisten“ und eine Natur- und Kulturlandschaftskarte gehören ebenfalls zu den vielen Projekten. Mehr Infos zu den neuen Iden gibt über den Link https://padlet.com/KoRiSHannover/online_beteiligung