Hier trifft sich im Alten Land ab sofort das ganze Dorf

Der Unterstand in Leeswig ist immer sonntags neuer Dorftreff. Initiatorin Angela Quast (4. von links) will die Nachbarschaft fördern. Foto: Vasel
Vier Kilometer liegen zwischen den Ortschaften Cranz und Estebrügge: Dazwischen liegen Königreich und Leeswig. Viele Neubürger und Alteingesessene kennen sich nicht. Doch das muss sich ändern. Angela Quast hat eine Mission: gute Nachbarschaft.
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Die kleine Holzhütte an der K39 in Leeswig 1 vor Blumen-Dammann soll zum Dorftreff werden. Immer sonntags sollen die Bürger sich zum Schnacken treffen - ab 18 Uhr. Damit alle wieder pünktlich zu Tagesschau und Tatort zu Hause sind. „Viele kennen ihre Nachbarn nicht“, sagt Berufsschullehrerin Angela Quast. Der Nachbar - lediglich der Fremde von nebenan? So konnte es nicht weitergehen. Doch in dem Dorf an der K39 und dem Este-Deich fehlen niedrigschwellige Treffpunkte wie Supermarkt oder Bäckerei. Nachdem die Gaststätte Rademacher im Jahr 2004 geschlossen und letztlich abgerissen wurde, gibt es noch die Gaststätte Hintze, den Blumenladen und einige Hofläden in Leeswig. Hinzu kommt der Harmshof - mit Café und Konzerten.
Mehr miteinander Schnacken und wieder Grüßen
Als sie von ähnlichen Dorftreffs und Klönbänken auf der Geest hörte, startete Angela Quast am Blütenfestwochenende einen ersten Versuch. Neun Bürger kamen. Zwei weitere, die in einigen Wochen nach Königreich ziehen, sagten ihr Kommen für die Zukunft fest zu - nach dem Umzug. „Ich kenne viele Neubürger gar nicht“, sagt Rolf Meyer. Wenn er grüße, würden sich einige fast erschrecken. Das sei wohl in der Stadt nicht üblich. Sie würden sich freuen, wenn viele ‚Neue‘ sonntags zu Kaffee und Kuchen, Wasser oder einem Bier dazustoßen, so Meyer und Werner Petritzkie. Sie treffen sich seit Jahren zum Dämmerschoppen bei Hintze. Im Dorf heißt ihr Stammtisch auch „Heimatverein“. Auch Zugezogene hätten sie immer freundlich in ihren Reihen aufgenommen.
Mehr Gemeinschaft und Gemeinsinn
Heimat, das wollen sie auch den Neubürgern bieten - unabhängig vom Alter. Früher ging die Integration schneller, durch gemeinsames Kegeln oder die Feuerwehr. Bei dem Dorfschnack gibt es keine Vorgaben. Das zwanglose Kennenlernen stehe im Vordergrund, aber auch Nachbarschaftshilfe könne aus dem Dorftreff erwachsen. Die Ratsfrau würde aber auch Wünsche an den Rat und Verwaltung mitnehmen - wie mehr Verkehrssicherheit.
Adrian Koch wohnt in einem alten Fachwerkhaus, der Neubürger (aus Cranz) hat es vor Jahren restauriert. Er findet die Idee gut. Quast hofft, dass es in Zukunft wieder Dorf- und Hoffeste gibt, aber euch Kleinigkeiten wie ein Büchertauschschrank könnten auf dem Weg gebracht werden. Am Sonntag, 14. Mai, 18 Uhr, ist das nächste Treffen. Die Mission „gute Nachbarschaft“ geht weiter. Mehr Gemeinschaft und mehr Gemeinsinn, das wünschen sich jedenfalls die „Dorfschnack“-Pioniere.