Interaktive Zeitreise durch Jorks Wasserbau-Geschichte

Ein Blick in die neue Wasserbauliche Abteilung des Museum Altes Land in Westerjork – mit Exponaten und moderner Medientechnik. Foto: Vasel
Die neue Wasserbauliche Abteilung im Museum Altes Land in Westerjork ist am Donnerstagabend von Bürgermeister Matthias Riel (parteilos) eröffnet worden. In der Durchfahrtsscheune von 1590 können die Besucher jetzt auf eine multimediale Zeitreise gehen.
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Die Besucher können viel Wissenswertes über die im 12. Jahrhundert durch holländische Wasserbau-Experten angelegte Kulturlandschaft erfahren. Die Dauerausstellung „Wasserbau erleben – Landschaft in Gezeiten“ informiert unter anderem über die Urbarmachung der Marsch, den Kampf gegen die Sturmfluten und den Obstbau. Außerdem ist die Schau der Ausgangspunkt des Hollerwegs mit seinen 20 Vermittlungs- und Lernorten („Zeitfenster“) in der Landschaft. Vor dem Start einer Radtour oder einer Wanderung können Besucher sich an einem Touchscreen und an einer Hörstation im ältesten erhaltenen Wirtschaftsgebäude des Alten Landes beispielsweise Wissenswertes über das Schleusentor (Entwässerungstechnik seit dem Mittelalter), die Landesstube in Jork (Rechtsgeschichte) oder die St.-Mauritius-Kirche in Hollern (Holler-Kolonisation) erfahren. Es gibt auch eine App.
Erfahrene Ausstellungsmacher im Boot
Das Büro Schröder aus Osterholz-Scharmbeck hat – in Abstimmung mit dem Welterbe- und Museums-Team sowie Kulturpflegerin Dr. Kai Janofsky – einige alte Exponate in die multimediale Wasserbau-Ausstellung integriert. Die Ausstellungsmacher haben auch für das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven und das Jüdische Museum in Berlin gearbeitet. Zu den Ausstellungsstücken zählen eine alte Wasserschnecke (Entwässerung) und Geräte zum Kleigraben (Deichbaubau). Mit Hörstationen und (kindgerechten) Klapptafeln lädt die neue Schau zu einer „interaktiven Entdeckungsreise – insbesondere auch für Familien mit Kindern“ ein, unterstrich die Leiterin des Altländer Archivs, Dr. Kai Janofsky. Wer den Kopfhörer aufsetzt, kann Erzählungen auf Grundlage von Zeitzeugenberichten über die Sturmfluten von 1825 und 1962 lauschen.
Warnung vor den Gefahren der Sturmflut
An einem Modell wird die Entwicklung der Ortschaft Borstel verdeutlicht – mit einem Blick ins Jahr 1920. Und wie hoch das Wasser bei den Sturmfluten in der Marsch stand, wird an einem Sturmflutrohr deutlich. Die von Grafikerin Birgit Behrens gestalteten Infotafeln enthalten auch Texte in Englisch und für Kinder.
Etwa 90 000 Euro hat die Ausstellung gekostet, knapp 42 000 Euro steuert das Land Niedersachsen aus EU-Mitteln bei. Riel unterstrich, dass mit der Wasserbauabteilung der zentrale Ausgangspunkt des Hollerwegs – ein wichtiger Baustein der Welterbebewerbung – umgesetzt worden ist. Er verwies auf die frühere Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) von 2018 zum Europäischen Kulturerbejahr: „Mit dem Projekt können wir erfahrbar machen, was uns in Europa verbindet.“ Vermittelt werde die universelle Bedeutung und Einzigartigkeit der welterbewürdigen Kulturlandschaft.
Die Ausstellung sei mit Blick auf steigende Flutrisiken durch Klimawandel und Verschlickung auch eine Mahnung und auch für die Einheimischen außerordentlich sehenswert. Riel: „Kein Deich, kein Land, kein Leben.“

Dr. Kai Janofsky am Hollerweg-Terminal. Foto: Vasel

Blick in die neue Ausstellung in der Durchfahrtsscheune. Foto: Vasel