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Altes Land

Investoren reißen sich um Windkraftanlagen an A26

Blick auf ein Naturstrom-Windrad. Foto: Naturstrom AG

Blick auf ein Naturstrom-Windrad. Foto: Naturstrom AG

Die Projektplaner geben sich im Alten Land die Türklinken in die Hand: In der Gemeinde Neuenkirchen soll ein Windpark entstehen - inmitten von Obstbäumen.

Von Björn Vasel Samstag, 14.01.2023, 11:00 Uhr

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Thomas Banning und Simon Rhodes von der Naturstrom AG haben in dieser Woche im Dorfgemeinschaftshaus in Neuenkirchen ein Potenzialgebiet an der Autobahn 26 vorgestellt. Das liegt inmitten der Obstplantagen zwischen Hinterdeich/Ladekop und Neuenkirchen.

Altländer setzen auf das Welterbe und die Windkraft

Fünf rund 200 Meter hohe Windkraftanlagen könnten auf einer 109 Hektar großen Fläche - nördlich der Autobahn, südlich des Obstmarschenwegs (L 140) - errichtet werden. Kriterien: Der Windpark würde mindestens 800 Meter von der Wohnbebauung (Innenbereich) und 600 Meter von der Einzelbebauung sowie 100 Meter von der A 26 entfernt liegen, erläuterte Naturstrom-Projektentwickler Simon Rhodes. Des Weiteren mussten die Strom- und die Radartrasse berücksichtigt werden. Allerdings ist noch unklar, ob im Vorranggebiet „Kulturelles Sachgut“ - seit Herbst 2022 festgeschrieben im Landes-Raumordnungsprogramm - überhaupt Windkraftanlagen errichtet werden dürfen.

Investoren reißen sich um Windkraftanlagen an A26

Hinzu kommt, dass planungsrechtliche Voraussetzungen fehlen - wie Festsetzungen für Windkraftflächen im Raumordnungsprogramm des Landkreises Stade. Das wird ab Anfang 2023 überarbeitet. Das letzte Wort haben der Kreistag in Stade und das Land. Allerdings gehen die Altländer davon aus, dass das Land und der Landkreis - mit Blick auf die Klimaschutzziele und die Energiekrise - einen Bau am Rand des Alten Landes unterstützen würden. Ob das in der Gemarkung Neuenkirchen der Fall sein wird oder in Guderhandviertel oder Ladekop, das alles ist offen. „Windkraft und Welterbe sind kein Widerspruch“, so Bürgermeister Gerd Grunwald (Grüne).

In den Obstplantagen zwischen Neuenkirchen und Ladekop ist der Bau von drei bis fünf Windkraftanlagen im Gespräch. Ob eine große Lösung, mit Blick auf die Welterbe-Pläne, möglich sein wird, ist offen. Möglicherweise wird nur eine A-26-nahe

In den Obstplantagen zwischen Neuenkirchen und Ladekop ist der Bau von drei bis fünf Windkraftanlagen im Gespräch. Ob eine große Lösung, mit Blick auf die Welterbe-Pläne, möglich sein wird, ist offen. Möglicherweise wird nur eine A-26-nahe

Deshalb stellte Rhodes beim gut besuchten Bürgerforum vor der Ratssitzung auch eine kleine Variante vor - mit drei Anlagen an der A 26 und dem Verzicht der Anlagen im Norden. Diese Potenzialfläche wäre 82 Hektar groß. Letztlich gehen die Projektier davon aus, dass autobahnnahe Anlagen größere Chancen auf eine Genehmigung haben - vielleicht auch parallel zur Autobahntrasse.

Dr. Thomas E. Banning, Mitbegründer der als Aktiengesellschaft organisierten Bürgerenergiegesellschaft Naturstrom AG, warb in Neuenkirchen für eine Energiewende - mit Bürgerbeteiligung. Mit vier Windkraftanlagen könnten 32.000 Tonnen CO2 eingespart und 15.000 Haushalte mit Strom - und im Verbund mit Speichertechnik - zum Teil mit Wärme versorgt werden.

Simon Rhodes und Dr. Thomas Banning (von links) von der Naturstrom AG waren zu Gast im Bürgerforum in Neuenkirchen. Foto: Vasel

Simon Rhodes und Dr. Thomas Banning (von links) von der Naturstrom AG waren zu Gast im Bürgerforum in Neuenkirchen. Foto: Vasel

Wenn die Naturstrom AG zum Zuge käme, würde eine Kommanditgesellschaft vor Ort gegründet, mindestens 90 Prozent der Gewerbesteuer blieben in der Gemeinde. Diese könnte zusätzlich mit 0,2 Cent pro Kilowattstunde rechnen. Bei drei modernen Anlagen könnte Neuenkirchen mit 90.000 Euro rechnen - plus Gewerbesteuer. Diese würde erst nach einigen Jahren fließen, in Kehdingen sind rund 45.000 Euro pro Anlage drin. Die Windparkfirma vor Ort - Landeigentümer, Bürger (-Energiegenossenschaft) und Gemeinde können Anteile zeichnen - könne auch einen Ökostrom-Regionaltarif „mit konstanten Preisen aus den Anlagen vor Ort anbieten“. Die Bürgerenergie Osteland macht es (in Kooperation mit Naturstrom) bereits. Banning wirbt für eine dezentrale Stromversorgung.

Freiflächenphotovoltaik als sinnvolle Ergänzung

Denkbar wäre - zur Versorgung bei Windflaute - auch eine Freiflächenphotovoltaikanlage als Ergänzung. Um die Stromausbeute von drei Windkraftanlagen zu erzielen, müssten Solarstrommodule auf 35 Hektar errichtet werden. Banning: „Beides ergänzt sich super.“ Er ist seit 25 Jahren im Geschäft, das Unternehmen hat 300.000 Kunden und betreut 240 Wind-, PV- und Biosgasprojekte und ist ein großer Ökostrom-Lieferant.

Doch nicht nur Naturstrom, sondern auch Projektierer wie Energiequelle und PNE AG sind unterwegs im Alten Land. CDU, SPD und Grüne wollen deshalb mit den Landeigentümern, die Vorverträge schließen wollen, nichtöffentlich sprechen. Das Ziel: Das für Bürger, Kommune und Eigentümer beste Firmenkonzept soll zum Zuge kommen.

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