Mikrobiologin Dr. Dunja Sabra spricht über Biosicherheit

Das Organisationsteam der Lessing-Gespräche und die Rednerin (von links): Dr. Jan Valentin Deichsel, Anping Richter, Dr. Dunja Sabra und Dr. Kai Janofsky. Foto: Battmer
Die Lessing-Gespräche am 12. November in Jork stehen in diesem Jahr unter den Themen Wissenschaft und Frieden. Dr. Dunja Sabra ist Expertin. Als Mikrobiologin und Friedensforscherin weiß sie: Wisschenschaft bringt Fortschritt - aber auch Gefahren mit sich.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Biosicherheit ist ihr Thema und die Frage: Wie kann der technische Fortschritt diese hier gefährden? Die Möglichkeiten sind da, warnt Dunja Sabra. „Die Zeit dafür ist reif.“ Vor allem die synthetische Biologie entwickele sich rasant. Doch während die Welt sich - gerade im Zuge des Ukraine-Krieges - um Atomwaffen sorgt, stehe die Gefahr, dass Biowaffen missbraucht werden, nur selten im Fokus.
Die 53-Jährige aus Buxtehude weiß, wovon sie spricht. Dunja Sabra, Tochter österreich-ägyptischer Eltern, hat ihren Master in Mikrobiologie gemacht und promovierte später in Braunschweig. Sie arbeitete jahrelang in einem Labor in Ägypten, ehe die Mutter von drei Kindern 2009 mit ihrem Mann - er arbeitet an der Technischen Universität Hamburg-Harburg - nach Buxtehude zog.
Thilo Sarrazin und sein umstrittenes Buch „Deutschland schafft sich ab“ war für sie der Anstoß, sich sozial zu engagieren. Mit dem Ehrenamt wollte sie „Dinge im kleinen Kreis anders machen“. Unter anderem gründete sie 2012 die Buxtehuder Stadtteileltern mit und half in der Syrienkrise 2015 Flüchtlingen. Doch aus dem Kleinen heraus interessierte sich die Doktorin irgendwann auch für die größere Politik. Sie erkannte: Natur- und Geisteswissenschaften spielen zusammen. „Ich wollte wissen, wie Politik funktioniert“, sagt Dunja Sabra - auch mit Blick auf Bewegungen wie Pegida oder den Aufstieg der AfD. An der IFSH in Hamburg machte sie 2019 ihren Master in „Peace and Security Studies“. Heute arbeitet sie am Carl Friedrich von Weizsäcker Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung in Hamburg.
Was sie daran fasziniert: „Es ist Geschichte und Wissenschaft verknüpft.“ Der Einsatz von Wissenschaft sei Fortschritt, oft könne Forschung aber auch abseits des ursprünglichen Nutzens verwendet werden. Sabra nennt als Beispiel das Manhattan-Projekt, den Bau der Atombombe. „Viele Forscher sind stolz auf das, was sie entdecken“, sagt Dunja Sabra.
Agroterrorismus ist eine Bedrohung
Aber die Frage, ob sie sich Sorgen machen, wie ihre Ergebnisse verwendet werden könnten, werde oft nicht beachtet. Hier kommt Dunja Sabra ins Spiel: „Ich beschäftige mich mit den Themen der Zukunft.“ Ihre Aufgabe ist die Prävention.
So auch ein Beispiel, dass das Alte Land hart treffen würde: Agroterrorismus. Krankheitserreger und natürliche Giftstoffe könnten als Waffe gegen den Obstbau eingesetzt werden. „Ich will keine Panik schüren“, betont Dunja Sabra, aber sie wolle aufzeigen, wie man sich darauf vorbereiten kann und muss. Denn sie weiß aus ihren Berufsfeldern und aus dem Ehrenamt: „Für den Frieden muss man aktiv sein, sich darum kümmern. Das kommt nicht von allein.“
Die Lessing-Gespräche finden am Sonnabend, 12. November, ab 15 Uhr im Museum Altes Land in Jork statt. Anmeldung bis Ende der Woche per E-Mail an veranstaltungen@jork.de. Im Anschluss wird der Jorker Bürgerpreis vergeben.