9-Euro-Ticket: Diese Nachfolgeangebote plant der HVV

0.28 Uhr: Andrang auf Gleis 4. Die nächste S 3 fährt erst 40 Minuten später – und dann ist für drei Stunden Ruhe auf den Gleisen.
Das 9-Euro-Ticket gilt als voller Erfolg: Im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) sind insgesamt rund 3,5 Millionen Fahrscheine verkauft worden. Mit neuen Angeboten, die allerdings bei weitem nicht so günstig sind wie das 9-Euro-Ticket, will der HVV ab September Kunden weiter an sich binden.
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n jedem der drei Monate Juni, Juli und August, in denen die staatlich finanzierte Sonderaktion lief, kauften demnach mehr als eine Million Kunden das vergünstigte Ticket, wie ein HVV-Sprecher am Montag in Hamburg berichtete. Zudem profitierten 680.000 Abonnentinnen und Abonnenten, die während der Aktion ebenfalls nur neun Euro für ihre Dauerkarte zahlen mussten.
Mit neuen Angeboten, die allerdings bei weitem nicht so günstig sind wie das 9-Euro-Ticket, will der HVV ab September Kunden weiter an sich binden. Zum Beispiel gibt es eine neue 5er-Tageskarte, die flexibel innerhalb von 30 Tagen genutzt werden kann. Außerdem gibt es bis Mitte September ein "Flex-Abo", bei dem die Zeit bis zum 1. Oktober gratis ist. Und Abokunden können im September fast die gesamte Zeit über unabhängig vom Geltungsbereich der Karte den HVV-Gesamtbereich nutzen.
Zahl der Fahrgäste dank 9-Euro-Ticket im Aufwind
Die Zahl der Fahrgäste in Bussen, Bahnen und Fähren im HVV habe im Sommer erstmals wieder auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 gelegen, im Juni vor Beginn der Ferienzeit sogar leicht darüber, berichtete der Verkehrsverbund weiter. Einen großen Anteil an diesem Aufwärtstrend schreibt der HVV dem 9-Euro-Ticket zu. In den Verkaufszahlen des HVV sind alle Vertriebsstellen enthalten, die im Verbundgebiet Fahrkarten verkaufen, inclusive der Deutschen Bahn, die bei früheren Verkaufsbilanzen des Verbundes noch nicht mitgezählt wurde.
Regelmäßigen Umfragen unter Nutzern zufolge hat mehr als jeder Zweite (54 Prozent) unter den 9-Euro-Ticket-Käufern seit dem Beginn der Sonderaktion das eigene Auto seltener genutzt. "Für 12,3 Prozent der Fahrten wäre ohne das 9-Euro-Ticket nicht der HVV, sondern der Pkw genutzt worden. Dies entspricht einer Einsparung von 6 Millionen verlagerten Fahrten pro Aktionsmonat", so der Verkehrsverbund.
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"Das 9-Euro-Ticket hat uns gezeigt: Immer mehr Menschen sind bereit, ihr Mobilitätsverhalten zu verändern, mehr mit Bussen und Bahnen unterwegs zu sein und den Pkw stehen zu lassen - wenn Angebot und Preisgestaltung stimmen", sagte HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt. Laut den Umfragen sind die Käuferinnen und Käufer des Tickets mehrheitlich bereit, auch mehr für die Fahrkarte zu bezahlen. Offen ist laut HVV-Sprecher bislang, ob der Verbund das 9-Euro-Ticket in eine steigende Zahl von Abo-Kunden ummünzen kann.
Korbutt äußerte die Hoffnung, "dass wir den Schwung mitnehmen und aus den Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket weitere attraktive Angebote ableiten werden. Diese müssen einfach und unkompliziert sein, die Menschen finanziell entlasten und damit gleichzeitig den Klimawandel maßgeblich voranbringen."
Verkehrsunternehmen fordern ebenso wie die Bundesländer eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket. Hamburgs rot-grüner Senat setzt in der Diskussion darum auf eine bundesweite Lösung. Die Aktion sollte Pendler angesichts hoher Energiepreise entlasten. Zudem sollte sie Werbung für einen Umstieg auf Busse und Bahnen machen. (dpa/lno)