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Straßenverkehr

Als in Buxtehude „Kübel-Ottos“ Autofahrer aufschreckten

Am 14. November 1983 wurde in Buxtehude (Symbolbild) bundesweit die erste Tempo-30-Zone geschaffen. Foto: dpa/Illustration

Am 14. November 1983 wurde in Buxtehude (Symbolbild) bundesweit die erste Tempo-30-Zone geschaffen. Foto: dpa/Illustration

Heute vor 39 Jahren startete in Buxtehude eine Verkehrsrevolution mit bundesweiten Folgen. Der Aufschrei über die erste Tempo-30-Zone in einer Innenstadt war groß.

Montag, 14.11.2022, 14:57 Uhr

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Am 14. November 1983 wies die Stadt Buxtehude zu Testzwecken die erste bundesweite Tempo-30-Zone in einer Innenstadt aus. Dazu schaffte der damalige Baurat Otto Wicht vor 39 Jahren verschiedene Blumenkübel und Betonringe als Hindernisse zur Verkehrsberuhigung an. Die Buxtehuder nannten diese scherzhaft „Kübel-Otto“. Bis zu 200 Stück wurden aufgestellt.

Fußgänger und Radfahrer freuten sich über den groß angelegten Verkehrsversuch, der zunächst bis 1986 dauern sollte. Natürlich gab es auch viele kritische Stimmen und Beschwerden.

Vor 39 Jahren: Erste Tempo-30-Zone bundesweit in Buxtehude

Autofahrer in Buxtehude reagierten mit Kritik - und sogar der ADAC sprang ihnen zur Seite. Bei freier Fahrt benötigten Autofahrer damals für die Strecke von der Stadtgrenze bis zum Bahnhof knapp vier Minuten. Nun sollte es wesentlich länger dauern. Auch der Verlust am Fahrspaß wurde seinerzeit beklagt, mussten die „Kübel-Ottos“ doch umfahren werden.

Der ADAC beklagte 1983, die Kübel behinderten die „freie Sicht“ der „freien Bürger“. „Lebensgefährlich“, urteilte die fahrende Gemeinschaft. „Herr Wicht, die Stadt ist dicht" reimte der Buxtehuder Altstadtverein, berichtete das "Hamburger Abendblatt" in einer Rückschau. Der Altstadtverein fürchtete, dass weniger Kunden in die Innenstadt kämen und damit Umsatzeinbußen bei den Geschäftsleuten.

Zweifel an höherer Verkehrssicherheit durch mehr Tempo-30-Zonen

Schlussendlich setzte sich die Tempo-30-Zone durch und ist nun dank der Vorreiterstadt Buxtehude deutschlandweit in so gut wie jedem Wohngebiet zu finden. In der Hansestadt sind die Betonringe längst Blumenbeeten und modernen Verkehrsinseln gewichen.

Die Kritik vom ADAC aber blieb: Deutsche Straßen werden nach Ansicht des Autoclubs auch heute nicht sicherer, wenn weitere Tempo-30-Zonen eingerichtet werden. Der ADAC sprach sich in der Vergangenheit stets für verkehrsberuhigende Baumaßnahmen aus, statt Tempo-30-Zoner allerorten auszuweisen. 

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte sich in Deutschland für mehr Radarkontrollen und den Einbau von Hindernissen auf diesen Straßen ausgesprochen. Nur so könne tatsächlich eine Temporeduzierung erzwungen werden.

Hintergrund: Wie werden Tempo-30-Zonen festgelegt?

Wo die quadratischen Schilder mit der rotumrandeten 30 auf weißem Grund aufgestellt werden, ordnen die Länderbehörden in Abstimmung mit den Gemeinden an. Festgelegt werden können solche Langsamfahr-Gebiete zum Beispiel, wo besonders viele Fußgänger und Radler unterwegs sind. Diese Praxis gilt abseits der Hauptverkehrsachsen, die nicht einfach in 30-Zonen einbezogen werden dürfen. Möglich ist es natürlich auch dort, Schilder aufzustellen - allerdings nur bezogen auf bestimmte gefährliche Strecken. Und das ist ziemlich kompliziert. (tip/dpa)

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