Alzheimer: Wo es im Kreis Stade Unterstützung gibt

Kleine Spiele wie hier mit Memory-Karten eignen sich gut zur Aktivierung bei Alzheimer-Kranken. Foto: Sven Hoppe/dpa
Angehörige, die einen an Alzheimer erkrankten Menschen pflegen, können vom gesellschaftlichen Leben isoliert werden. Zur Unterstützung von betroffenen Familien wurde vor 20 Jahren die Alzheimer Gesellschaft Stade gegründet.
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Eva-Maria Becker hat sie mit aufgebaut. Seit der Gründung ist sie im Vorstand. Die 77-jährige Medizinerin, Ärztin für Sozialmedizin und Psychotherapie, ist vom Fach. Die Gesellschaft sei vor zwei Jahrzehnten entstanden, weil die allgemeine Bevölkerung über Krankheit, Verlauf, mögliche Therapien und Ziele kaum etwas gewusst habe. „Damals gab das Internet als Informationsquelle nicht viel her“, sagt sie. Erkrankte seien zu Hausärzten überwiesen worden, doch dort habe es eine Lücke gegeben. „Die Hausärzte mussten erst aufgeklärt werden.“
Die Ziele der Alzheimer Gesellschaft sind, die Krankheit in der Gesellschaft sichtbar zu machen und Verständnis zu entwickeln für die schwer Erkrankten und ihre Angehörigen. Alzheimer ist weder heilbar noch aufzuhalten. Wichtig sei die frühzeitige Erkennung der Diagnose. Becker: „Wir können individuelle Hilfe leisten.“
Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft lebten im Jahr 2021 in Deutschland knapp 1,8 Millionen Demenzkranke, die meisten mit Alzheimer. Im Laufe des Jahres erkrankten etwa 440.000 Menschen im Alter ab 65 Jahren neu an einer Demenz, aufgrund des demografischen Wandels ist die Tendenz steigend.
Sollte es bis dahin keinen Durchbruch in der Medizin gegeben haben, könnten nach aktuellen Schätzungen im Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen über 65-Jährige erkrankt sein. Die Patienten werden dem Anschein nach immer jünger: Pekinger Wissenschaftler berichten im „Journal of Alzheimer’s Disease“ von einem 19-Jährigen, der vermutlich an dieser Demenzart erkrankt ist - erste Symptome habe er bereits vor zwei Jahren gehabt.
Beratungstelefon für Angehörige
Eva-Maria Becker bietet für Angehörige und Betroffene zwischen Buxtehude und Freiburg ein Beratungstelefon an. Dabei werden erste Gespräche zu Krankheitsverlauf, Therapie und den Angeboten der Gesellschaft geführt. Beispielsweise gibt es Unterstützung durch sogenannte Laienhelferinnen - Frauen mit einer entsprechenden Schulung, die ein bis zwei Mal wöchentlich in betroffene Familien gehen, um sie zu entlasten. „Es handelt sich dabei nur um Betreuung, nicht um Pflege“, betont die Ärztin. In diesen Stunden können die Pflegenden etwas außer Haus erledigen oder Zeit für sich selbst nutzen. Die Leistungen der Helferinnen werden von den Pflegekassen bezahlt.
„Unser Team ist noch genauso motiviert wie am Anfang“, freut sich Eva-Maria Becker und lobt die „hohe Qualität in der Betreuung und die Freundlichkeit“. Aktuell gebe es 27 Helferinnen - sie arbeiten wie alle in der Gesellschaft Mitwirkenden ehrenamtlich. „Was uns fehlt, sind junge Leute“, sagt die Ärztin. Zwei seien gerade für den Vorstand gewonnen worden, das sei aber noch zu wenig. „Die Alten haben die Erfahrung, die Jungen die Ideen“, so Becker. „Das ist eine gute Mischung.“
Einmal jährlich findet eine Veranstaltung statt, die nächste anlässlich des 20-jährigen Bestehens am Freitag, 10. März. Die Gesellschaft lädt zu einer szenischen Lesung (Die Akte Auguste D.) in die Seminarturnhalle in Stade ein. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt frei.