„Amokläufer werden schießen“: Wie ein Bürgermeister zur Zielscheibe wird

Die Polizei ermittelt gegen einen bislang unbekannten Täter, der im Internet mehrere Morddrohungen gegen den Braker Bürgermeister Michael Kurz veröffentlicht hat. Foto: pa/dpa
Bürgermeister Michael Kurz aus Brake in der Wesermarsch ist in mehreren Facebook-Posts mit dem Tod bedroht worden. Die Polizei ermittelt. Kurz will sich von solchen Drohungen nicht einschüchtern lassen.
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Von Jens Schönig
Nachdenklich, aber zugleich auch kämpferisch gibt sich Brakes Bürgermeister Michael Kurz (SPD) angesichts mehrerer Morddrohungen, die er am vergangenen Mittwoch in den sozialen Medien erhalten hat. Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt.
Die Drohungen kamen aus heiterem Himmel und fernab von jeglichem möglichen politischen Zusammenhang. Auf Facebook hatte er einen Beitrag zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an einen Braker Bürger veröffentlicht. Darunter fanden sich wenige Minuten später zwei Beiträge: „Du wirst die nächsten 24 Stunden nicht mehr erleben“ und „Ich weiß, wo du wohnst. Amokläufer werden durch dein Fenster schießen.“
Weitere Drohungen tauchen auf
„Ich war natürlich schon emotional angefasst, habe die Drohung aber nicht so ganz ernst genommen“, sagt Kurz. Trotzdem habe er unverzüglich die Polizei aufgesucht und den Vorfall geschildert. Noch während seines Aufenthalts dort geht eine Anzeige der Nordwest-Zeitung bei der Polizei ein. Auf deren Internetseiten seien scheinbar wahllos unter den Einträgen verschiedener Lokalredaktionen weitere Drohungen gegen den Braker Bürgermeister aufgetaucht. „Daraufhin haben sowohl ich als auch die Polizei die Sache deutlich ernster genommen“, so Kurz weiter. „Höhepunkt war, dass jemand später am Abend auf Facebook noch eine Veranstaltung namens ‚Tötet den Bürgermeister‘ erstellte.“
Die Polizei holte Kurz’ Ehefrau von Zuhause ab und das Paar verbrachte die Nacht auswärts. Die Einträge sind natürlich inzwischen gelöscht, die Behörden ermitteln. Nach Auskunft der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch lasse sich derzeit nicht sicher abschätzen, ob die Drohungen ernst gemeint oder nur wirres Zeug sind. „Ich gehe mal davon aus, dass es Fake ist“, sagt Kurz. „Andererseits belastet einen so eine Situation natürlich trotzdem.“
Nicht einschüchtern lassen
Seinen Tagesgeschäften als Bürgermeister geht er unverändert nach. Mit einer gewissen Gelassenheit, aber auch mit geschärftem Sicherheitsgefühl und entsprechender Vorsorge, wie er sagt. „Das Alltagsgeschäft ändert sich ja nicht“, so Kurz. „Außerdem lasse ich mich von so etwas nicht einschüchtern oder gar meine Amtsgeschäfte beeinflussen. Ich stehe zu meinem Amt und dazu, wie ich es führe und habe auch aus der Bevölkerung schon viel Zuspruch und Rückhalt bekommen.“
Auch die Politik hat Kurz in dieser Situation den Rücken gestärkt. Der Rat der Stadt stellte sich demonstrativ hinter Kurz. „Auf das Schärfste verurteilt der Rat die Drohungen und Anfeindungen gegen den Bürgermeister und seine Familie“, stellt der Ratsvorsitzende Jürgen Boom (SPD) in einer Pressemitteilung klar.
„Der Rat versichert dem Bürgermeister seine uneingeschränkte Solidarität, zumal sich seine Amtsführung durch ein hohes Maß an Konsensfindung und Harmonie auszeichnet.“ Weiter drückte Boom die Hoffnung auf schnelle Aufklärung des Vorfalls aus. An die Adresse von Facebook gerichtet, schrieb Boom weiter: „Die Verantwortlichen der Plattformen sogenannter sozialer Medien sollten dafür Sorge tragen, dass dunkle Figuren, die mit solchen Attacken den rechtsfreien Raum missbrauchen, keine Plattform finden und damit die Demokratie und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden.“