Bau der A26-Ost wackelt – Keine Entlastung für B73?

Über den Bau der A26-Ost entscheidet final der Bund. Foto: dpa
Die nächste führende SPD-Politikerin rückt von der geplanten A26-Anbindung auf Hamburger Seite ab. Die CDU ist außer sich. Was ein Aus der A26-Ost für Autofahrer bedeuten würde.
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Der Bau der Autobahn A26-Ost in Hamburg steht offensichtlich wieder auf der Kippe. Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Haushaltspolitikerin Bettina Hagedorn hat die Finanzierung des rund zehn Kilometer langen Autobahnstücks zwischen der A7 und der A1 auf einer Podiumsdiskussion der Patriotischen Gesellschaft infrage gestellt. Mit Blick auf den ebenfalls geplanten Neubau einer Köhlbrandquerung sagte Hagedorn laut einem Bericht des „Hamburger Abendblatts“: „Wer glaubt, zwei so große Projekte so nah beieinander realisieren zu können, hat den Schuss nicht gehört.“ Die Haushaltsmittel des Bundes reichten nicht, um alle geplanten Straßenbauprojekte zu realisieren.
SPD-Bundestagsabgeordnete rückt von Autobahn A26-Ost ab
Der Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, Dennis Thering, kritisierte das Abrücken des Bundes von dem Bauprojekt scharf. Mit der A26-Ost solle die Anbindung des Hafens verbessert, Hafenverkehre gebündelt und Verkehrs-, Lärm- und Schadstoffbelastungen in innerstädtischen Wohnquartieren entlang der B73 maßgeblich reduziert werden. „Die A26-Ost muss endlich umgesetzt werden“, forderte Thering.
Er warf Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) vor, offensichtlich weder bei seinem Hamburger Koalitionspartner - den autobahnkritischen Grünen - noch bei der SPD im Bund durchzudringen. „Hamburg braucht gerade jetzt einen Bürgermeister, der wichtige Infrastrukturprojekte für unsere Stadt und unseren Hafen durchsetzt“, sagte Thering.
Was die A26-Ost für Pendler aus dem Kreis Stade bedeutet
„Hamburg braucht die A26-Ost zur Entlastung der Verkehrsströme“, sagte auch AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann. Eines der wichtigsten Verkehrsinfrastrukturprojekte dürfe weder aus Kostengründen noch an einer rot-grünen Beziehungskrise scheitern. „Wir fordern eine klare Positionierung von Bürgermeister Peter Tschentscher - das Projekt darf nicht zur Diskussion stehen.“
SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf sagte, Hagedorn schaue mit der Brille einer Haushälterin auf Verkehrsprojekte. Richtig sei, dass der Bundesverkehrswegeplan seit Jahren unterfinanziert und es keine Selbstverständlichkeit sei, dass man zwei sehr komplexe Projekte einfach finanzieren könne. „Zum verkehrlichen Nutzen dieser Projekte hat sie keine Aussage getroffen“, betonte Kienscherf. In einem Gespräch am Mittwoch seien Hagedorn und er übereingekommen, wie wichtig eine gute Anbindung des Hamburger Hafens und eine Entlastung der Wohngebiete südlich der Elbe vom Lkw-Verkehr sei. Beide Projekte seien für Hamburg und Deutschland wichtig.
Wirtschaftsverbände forderten den Senat auf, an dem Projekt festzuhalten. „Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist für die Wettbewerbsfähigkeit einer Industrie- und Handelsdrehscheibe von herausragender Bedeutung. Unser Standort kann nur florieren, wenn Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsräume gut miteinander vernetzt sind“, erklärte der Vorsitzende des Industrieverbands Hamburg, Matthias Boxberger. „Hamburgs Wirtschaft benötigt eine neue Köhlbrandquerung und die A26-Ost. Fahrzeuge, die im Stau stehen, statt Waren zu liefern, schaden Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen“, meinte der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, Malte Heyne.