Ex-HSVer bleibt größtes Karrierespiel versagt – Funkel (70) übernimmt

Äußerlich trotz seiner 70 Jahre kaum verändert: Bundesliga-Legende Friedhelm Funkel. Foto: Werner Schmitt/dpa
Nach nicht einmal 100 Tagen im Amt muss Trainer Dimitrios Grammozis beim 1. FC Kaiserslautern gehen. Sein Nachfolger ist ein echter Überraschungskandidat, der auch beim HSV gehandelt. Der Auftakt zeigt: Als wäre Friedhelm Funkel nie weggewesen.
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Kaiserslautern. Die Chance auf das DFB-Pokalfinale bleibt ihm versagt: Der 1. FC Kaiserslautern hat sich von Trainer Dimitrios Grammozis getrennt - sein Nachfolger wird überraschend der 70 Jahre alte Friedhelm Funkel.
Nur 72 Tage nach dessen Amtsantritt reagierte der Traditionsclub damit auf die Talfahrt unter Grammozis in der 2. Fußball-Bundesliga. Der neue Chefcoach werde am Nachmittag die erste Trainingseinheit auf dem Betzenberg leiten, teilte der FCK mit - ohne einen Namen zu nennen.
Kaiserslautern bestätigt: Funkel neuer Trainer
Funkel wird am Nachmittag bereits seine erste Übungseinheit auf dem Betzenberg leiten. Matthias Lust stößt als Assistent zu seinem Trainerteam.
Der frühere FCK-Profi Funkel hatte zuletzt 2021 den 1. FC Köln für ein paar Monate trainiert und vor dem Abstieg aus der Bundesliga bewahrt. In seiner aktiven Zeit bestritt er von 1980 bis 1983 89 Pflichtspiele für Lautern. Mit weit über 1000 Bundesliga- und Zweitligaspielen als Trainer und Spieler und elf Trainerstationen - davon zweimal in Köln - kennt Funkel das Geschäft so gut wie kaum ein anderer.Der frühere FCK-Profi hatte zuletzt 2021 den 1. FC Köln für ein paar Monate trainiert und vor dem Abstieg aus der Bundesliga gerettet.
Kaiserslautern setzt auf Trainer-Oldie Friedhelm Funkel
Bei seiner Rückkehr auf den Betzenberg wurde Funkel mit Applaus empfangen. Knapp 1000 Fans begrüßten den Wieder-Angestellten freundlich, als er um 16 Uhr im schwarzen Trainingsanzug den Rasen betrat.
„Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass einen die Leute nicht vergessen und sich gefreut haben, dass ich nach all den Jahren zurück bin“, sagte Funkel bei seiner offiziellen Vorstellung. „Eine Garantie gibt es nicht. Ich bin kein Heiland“, sagte Funkel. „Aber ich möchte gemeinsam mit der Mannschaft auf den Weg bringen, dass wir die kommenden Spiele erfolgreich gestalten. Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln und den Platz umpflügen. Es zählt nur der Klassenerhalt.“
Pokalfinale? „Das ist noch weit weg“
Bei der heiklen Mission winkt dem früheren FCK-Profi aber auch ein großes Saisonfinale in Berlin: Mit den Roten Teufeln könnte Funkel ins Finale des DFB-Pokals einziehen - diesen Titel hat er als Chefcoach noch nie gewonnen. „Das interessiert mich im Moment gar nicht“, wiegelte Funkel jedoch ab. „Das ist noch weit weg.“
Im Fokus steht bei allen Beteiligten der Liga-Verbleib. „Es geht nur darum, in der Klasse zu bleiben“, bekräftigte FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen.
Dem früheren HSV-Profi Grammozis nutzte es am Ende auch nichts, dass er das Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Nürnberg und das Viertelfinale bei Hertha BSC gewann und der FCK gegen den Sieger des Duells 1. FC Saarbrücken gegen Borussia Mönchengladbach um den Einzug ins Finale spielt. Denn in der Liga stürzten die Pfälzer auf den 16. Tabellenplatz ab. Mit nur 21 Zählern ist der FCK punktgleich mit dem Vorletzten Hansa Rostock und muss zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg den Absturz in die 3. Liga fürchten.
Das soll Funkel verhindern. „Friedhelm Funkel hat eine Vita, die ihresgleichen sucht. Er ist sehr erfahren und ist als Spieler auch eine FCK-Größe gewesen“, sagte Hengen über den neuen Hoffnungsträger, der bis zum Saisonende zugesagt hat. „Er hat im Fußball schon Sachen mitgemacht, die man in diesen wichtigen Momenten wie jetzt braucht.“
Am Nachmittag leitete Funkel seine erste Trainingseinheit am Fritz-Walter-Stadion. Der frühere FCK-Profi aus Krefeld hatte zuletzt 2021 den 1. FC Köln für ein paar Monate trainiert und über die Relegation vor dem Absturz aus der Bundesliga bewahrt. „Ich habe gemerkt, dass das Feuer wieder entfacht wurde und ich Lust verspürt habe, wieder eine Mannschaft zu übernehmen“, sagte Funkel und forderte von der Mannschaft: „Wir müssen wieder mehr Feuer auf den Platz bringen. Dann schaffen wir auch den Klassenverbleib.“
Job beim FCK für Funkel eine Herzenssache
Die Willkommens-Grüße für den Branchen-Experten kamen quasi aus allen Ecken des deutschen Profifußballs. Trainer Alexander Zorniger von Lauterns Zweitliga-Rivalen SpVgg Greuther Fürth freute sich „extrem“, dass Funkel wieder dabei ist - „weil er was hat, er ist eine Persönlichkeit, er ist eloquent. Ich muss mal nach seinem Geheimnis fragen, wie er diese vielen Jahre mit knapp 300 Zweitligaspielen und was weiß ich wie vielen Erstligaspielen, ohne psychischen Schaden zu nehmen durchgehalten hat.“
Neben Grammozis stellten die Pfälzer auch dessen Co-Trainer Sven Piepenbrock frei. Unter dem Deutsch-Griechen, der sein Amt erst am 3. Dezember als Nachfolger von Dirk Schuster angetreten hatte, verloren die Lauterer fünf von sechs Zweitliga-Partien. In der Liga stürzte der FCK auf den 16. Tabellenplatz ab. Dabei hatte Grammozis in der Winterpause fünf neue Spieler bekommen.
Mit nur 21 Zählern ist der FCK punktgleich mit dem Zweitliga-Vorletzten Hansa Rostock und muss zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg den Absturz in die 3. Liga fürchten. Nach der jüngsten 1:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn hatten die Fans bereits die Trennung von Grammozis gefordert.
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Geschäftsführer Thomas Hengen vermied unmittelbar nach der Partie ein Bekenntnis zum Trainer. „Der Trainer ist die ärmste Sau, er hatte schon von Anfang an wenig Standing hier, warum auch immer“, hatte Hengen gesagt. „Die Stimmung droht nicht zu kippen, die Stimmung ist gekippt.“ Grammozis hatte vor Lautern schon den FC Schalke 04 und den SV Darmstadt 98 trainiert.

Dimitrios Grammozis ist nicht mehr Trainer des 1. FC Kaiserslautern. Foto: Soeren Stache/dpa