Bewerber-Rekord: Im Kreis Harburg wird es spannend

Michael Grosse-Brömer und Svenja Stadler. Fotos: dpa (Gateau/Soeder)
Beim Kampf um das Direktmandat für ihren Wiedereinzug in Berlin bekommen die Favoriten Michael Grosse-Brömer (CDU) und Svenja Stadler (SPD) am Sonntag Konkurrenz in nie da gewesener Stärke. Die Palette reicht von ganz links bis ganz rechts.
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Wenn die 201 600 wahlberechtigten Einwohner im Landkreis Harburg am Sonntag zur Wahlurne gehen, haben sie ein breites personelles Spektrum zur Auswahl wie nie zuvor bei einer Bundestagswahl im Landkreis Harburg: Zehn Parteien und Gruppierungen bewerben sich mit Direktkandidaten im Wahlkreis 36.
Die beiden Favoriten Michael Grosse-Brömer (CDU) und Svenja Stadler (SPD) indes können diese Konkurrenz gelassen verfolgen: Grosse-Brömer gehört seit vielen Jahren zum Spitzenpersonal der Bundes-CDU und ist über Platz 2 der Landesliste so gut abgesichert, dass er dem neuen Bundestag auch angehören wird, wenn er das Direktmandat in seinem Heimatkreis nicht holen sollte. Das allerdings ist ihm 2009, 2013 und 2017 dreimal gelungen. 2002 und 2005 war Grosse-Brömer über die Landesliste ins Berliner Parlament eingezogen, seit 2012 ist der 60-jährige Jurist aus Brackel und langjährige Chef der CDU Harburg-Land Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Als seine wichtigsten politischen Themen für die nächsten vier Jahre nennt er, die Folgen der Pandemie wirksam zu bekämpfen, solide zu haushalten, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten und damit die Grundlage für soziale Sicherheit zu legen sowie den Klimaschutz und die Zuwanderungspolitik.
Svenja Stadler sitzt seit 2013 im Bundestag und möchte ihrem CDU-Kollegen nun im dritten Anlauf das Direktmandat abnehmen. Sollte ihr das nicht gelingen, ist der 44-jährigen Werbekauffrau aus Seevetal mit Platz 2 auf der Landesliste der Sitz im Berliner Parlament trotzdem sicher. Als ihre wichtigsten Themen sieht sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt, Gesundheit und Pflege, Wohnen und Mobilität. „Mein Ziel ist es, die vielen ehrenamtlichen Initiativen und Vereine zu erhalten und mich weiter für Bundesfördermittel stark zu machen. Ich kämpfe für ein solidarisches Gesundheits- und Pflegesystem. Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum, darüber hinaus will ich die Weichen für eine umfassende Mobilitätswende stellen“, sagt sie.
Die Grünen gehen mit Nadja Weippert aus Tostedt an den Start. Die 38-jährige Versicherungskauffrau war bereits 2017 Grünen-Kandidatin für den Bundestag. Weippert sitzt seit 2016 im Tostedter Rat und ist zweite Vize-Bürgermeisterin der Gemeinde. Besonders am Herzen liegen ihr die Themen Gesundheit, Pflege sowie die Frauen- und die Sozialpolitik. Die FDP schickt den Winsener Juristen Nino Ruschmeyer ins Rennen. Der 39-jährige Rechtsanwalt aus Hoopte ist seit 15 Jahren für die Liberalen in der Winsener Kommunalpolitik engagiert, zuletzt als Gruppenvorsitzender im Stadtrat. Seine Themen sind Energiepolitik und Generationengerechtigkeit.

Nino Ruschmeyer und Nadja Weippert.
Für die Linke möchte Joachim Kotteck in Berlin Politik machen: Der 69-jährige Diplom-Sozialökonom aus Seevetal-Fleestedt ist Schatzmeister des Linken-Kreisverbands Harburg-Land und seit 2016 im Gemeinderat Seevetal aktiv. Seine Schwerpunkte sind mehr Rentengerechtigkeit, die Stärkung des Mindestlohns und der Kampf gegen die Privatisierung der kommunalen Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen und Energieversorger.
Für die AfD will der 60-jährige Entwicklungsingenieur Henning Schwieger aus Salzhausen in den Bundestag. Der verheiratete Vater zweier Söhne engagiert sich im AfD-Stadtverband Winsen und im Vorstand der Kreis-AfD und war auch zur hauptamtlichen Bürgermeisterwahl in Seevetal angetreten – mit 3,87 Prozent aber erfolglos.

Henning Schwieger und Joachim Kotteck.
Außer den im Bundestag vertretenen Parteien gehen noch vier weitere Gruppierungen mit Direktkandidaten an den Start. Ein seit vielen Jahren auf kommunaler Ebene engagierter Mann tritt für die Freien Wähler an: Der 58-jährige Bauingenieur Willy Klingenberg, seit 2006 im Seevetaler Gemeinderat und seit 2011 im Kreistag, möchte auf Bundesebene soziale Themen nach vorn bringen: Mehr Geld für Pflegekräfte, bezahlbarer Wohnraum und die Energiewende sind Anliegen des Hittfelders.
Für die Liberal Konservativen Reformer (LKR) bewirbt sich der 59-jährige Physiker und Ingenieur Dr. Hans-Christian Schröder um ein Ticket nach Berlin. Als ehemaliger langjähriger Bürgermeister von Handeloh ist der gebürtige Buchholzer und frühere Christdemokrat im Kreis kein Unbekannter.
Erstmals stellt die Tierschutzpartei eine Direktkandidatin im Kreis Harburg auf: Die gebürtige Teheranerin Mona Jonas-Tadjik lebt heute mit ihrer Familie in Buchholz und führt dort ein Unternehmen im Gesundheitswesen. Umwelt- und Tierschutz sind die Themen, die die 40-jährige Yoga-Lehrerin auf Bundesebene nach vorn bringen möchte.
Für die neue Partei dieBasis tritt deren Kreisvorsitzender Christian Bahr aus Seevetal an. Der 50-jährige kaufmännische Leiter eines Hotels nennt als sein wichtigstes Ziel in Berlin einen geänderten Stil in der Politik, die sich aus seiner Sicht in großen Teilen von den Sorgen der Bürger verabschiedet hat.