Bluttat von Fredenbeck: Behörden sehen keine Fehler
Für die Häufung von schwersten Straftaten im Umfeld der Flüchtlingsunterkunft in Fredenbeck gibt es aus Sicht der zuständigen Stellen bei der Kreisverwaltung in Stade und der Samtgemeinde Fredenbeck keine strukturellen Gründe.
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Brandstiftungen, Messerstechereien, Angriffe auf Post-Mitarbeiter und die Post-Filiale gegenüber – und innerhalb eines halben Jahres zwei Tötungsdelikte – das sind aus Sicht der Behörden Einzelfälle.
Von Karsten Wisser und Daniel Beneke
Das ist das Ergebnis einer Runde von Vertretern der Ausländerbehörde, der Leistungsbehörde, Sozialpsychiatrischer Dienst, der Samtgemeinde Fredenbeck und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) am heutigen Donnerstag im Kreishaus in Stade. Anlass der Krisensitzung war das zweite Tötungsdelikt in der Fredenbecker Flüchtlingsunterkunft an der Dinghorner Straße in diesem Jahr (zum Artikel über die erste Tat in diesem Jahr). Ein 27-jähriger Bewohner soll dort am Dienstag einen 47 Jahre alten Mitbewohner aus der Unterkunft mit einem Küchenmesser tödlich verletzt haben. Die Polizei hat den Tatverdächtigen am selben Tag festgenommen.
„Die Fredenbecker haben sich längst daran gewöhnt, dass auf dem Gelände der Asylunterkunft häufiger Polizei- und Rettungswagen stehen“, schrieb das TAGEBLATT bereits im April 2016 (zum Artikel). Daran hat sich bis heute nichts verändert, im Gegenteil. Ein Beispiel: Ein nach einer Messerstecherei in der Unterkunft verurteilter Täter (siehe Artikel) wurde nach der Haft wieder in genau diese Unterkunft geschickt – und fiel dort wieder als Gewalttäter auf. „Das gemeinsame Gespräch hat ergeben, dass kriminelles Verhalten Einzelner nicht vorhersehbar war“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der an der Runde Beteiligten.
Alle Akteure hätten im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten ihre Arbeit getan. Die vor der Tat bestehenden Handlungsmöglichkeiten seien ergriffen worden. Was das konkret heißen soll, sagen die Verantwortlichen nicht. Kommunikationswege seien abgeglichen worden. Dabei sei herausgekommen, dass die Kommunikation zwischen Samtgemeinde, Landkreis und Awo grundsätzlich funktioniere. Alle Fachleute seien gleichwohl betroffen und bedauern, dass diese Gewalttat nicht zu verhindern gewesen sei. Die Gespräche sollen fortgesetzt werden.
Es gibt ein konkretes Angebot an die Fredenbecker: Samtgemeinde und Landkreis laden zu einer Veranstaltung über „Geflüchtete in Fredenbeck“ in den Ratssaal der Samtgemeinde Fredenbeck am Mittwoch, 4. Dezember, um 19.30 Uhr ein.