Bodo Wartke präsentiert Schätze des Sprachwitzes im Stadeum

Klavierkabarett in Reimkultur - so bezeichnet Wahlberliner Bodo Wartke seine Kunst der Unterhaltung. Foto: Sven A. Hagolani
Bodo Wartke ist ein Sprachakrobat, der in keine Schublade passt. Als Pianist spielt er auf der Klaviatur des Kabaretts sein ganz eigenes Lied - gewitzt in Wort und Ton. Dabei hat eines seinen Blick aufs Leben jüngst entscheidend verändert.
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Er ist der charmante Schwiegermutter-Traum, der ernste Nachdenker, dann wieder der Gute-Laune-Onkel, gefolgt vom politischen Aktivisten – Bodo Wartke ist viele. Jetzt ist der Klavier-Kabarettist mit seinem Programm „Wandelmut“ am Mittwoch, 21. September, um 19.45 Uhr, im Rahmen des Holk Kulturfestival im Stadeum zu Gast. Dieser Abend stand eigentlich schon im letzten Jahr auf dem Festivalplan, musste coronabedingt aber verschoben werden.
Der gewandte Wortakrobat schafft es seit mittlerweile 25 Jahren, immer wieder zu überraschen. Mit 19 Jahren gab er vor Publikum sein erstes abendfüllendes Konzert. Und es sollten viele Veranstaltungen folgen – nicht nur Kabarett-Konzerte, sondern auch Theaterstücke, Orchester- und Bandauftritte. Denn Bodo Wartke passt in keine Schublade oder - wie er gerne sagt: „Für mich braucht man dann schon eine Kommode.“
Bodo Wartke tritt im Stadeum in Stade auf
Dabei teilt Bodo Wartke nicht nur seine Gedanken über den Weltenlauf. In welchem Land, in welcher Gesellschaft will ich leben? Sollen wir es beim Alten belassen oder Neues wagen? Er besingt auch die eigene Wandlung und hinterfragt - persönlich und mit humorvollem Blick - seine neue, vorher nicht gekannte, Rolle als Familienvater.
Das Publikum erfährt, wie der Klimawandel dazu führte, dass Bodo Wartke seinen Klassiker „Regen“ überarbeitete, es wird gegen Kindesmissbrauch durch Priester angesungen, und dazu holt der Klavier-Kabarettist noch viele schlaue Schüttelreime aus seiner Klaviatur.
Bodo Wartke: Klare Kante gegen Demokratiefeinde
Das Erstarken demokratiefeindlicher Ansichten wiederum erfordert klare Kante. „Mutig sein!“ heißt seine Antwort auf den Wandel im Großen wie im ganz Persönlichen. Und seine vertonten Geschichten berühren, gerade weil er die ernsten Töne nicht auslässt und die Widrigkeiten und Zweifel mit Humor und Zuversicht betrachtet. Klavierkabarett in Reimkultur – so bezeichnet der Wahlberliner Bodo Wartke seine Kunst der Unterhaltung, in der er seine Zuhörer mit Leichtigkeit auf existenzielle Fragen stößt.
Tickets für diesen Holk-Abend kosten zwischen 29 und 35,60 Euro. Sie sind erhältlich unter der Telefonnummer 04141/409140 sowie online.
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Drei Fragen an …
Ihr Programm beim Holk Kulturfestival steht unter dem Titel „Wandelmut“. Warum braucht es Mut zum Wandel?
Bodo Wartke: Ich glaube, die Welt hat sich - zumindest gefühlt - lange nicht so stark gewandelt, wie in den letzten zweieinhalb Jahren. Dieses Programm ist ja vor der Pandemie entstanden und hatte mit der Pandemie eigentlich gar nichts zu tun. Im Endeffekt aber doch, weil Lieder in dem Programm auftauchen, wie zum Beispiel ein Lied über Zweifel und Zuversicht, das durch die Pandemie, den Krieg, die Energiekrise, und den Klimawandel jetzt noch mal eine ganz andere Dringlichkeit erhält, die es so vorher gar nicht hatte. Die entscheidende Frage dabei ist, wie man dem Wandel begegnet. Man hat oft das Gefühl, man kann irgendwie nichts tun. Das stimmt aber nicht. Man kann eben so oder so auf die Dinge schauen, auch wenn man die Dinge selber nicht verändern kann.
Apropos Zuversicht und Zweifel - unser Blick auf das Leben ist ja mal mehr von dem einen, mal mehr von dem anderen bestimmt. Was stimmt Sie persönlich zuversichtlich und was lässt sie zweifeln?
Auch bei mir ist es so. Mal bin ich total zuversichtlich und mal bin ich verzweifelt. Zumindest was meine Kunst betrifft, bin ich eigentlich durchweg zuversichtlich. Ich werde häufig gefragt, ob ich nicht Angst habe, dass mir die Themen ausgehen, und die Antwort lautet: „Nein“. Ideen sind mir noch nie ausgegangen. Ich hebe ja Schätze, die ich nicht vergraben habe. Die deutsche Sprache habe ich mir ja nicht ausgedacht, ich finde sie vor, und mir fallen eben die Finessen in unserer Sprache immer wieder auf, weil ich mit Neugier drauf schaue.
Die Geschichte meines Schaffens ist eine künstlerische Erfolgsgeschichte, weil die deutsche Sprache einfach so reichhaltig ist, dass sie mich noch nie im Stich gelassen hat. Ich bin immer wieder aufs Neue von ihr überrascht. Und wenn ich nicht davon ausgehen würde, dass das schon irgendwie klappt, dann würde ich gar nicht loslaufen. Dann gäbe es keinen einzigen Song. Auch wenn die Probleme gerade wirklich extrem sind, denen wir uns gegenübersehen, glaube ich, dass es trotzdem einen Weg gibt, da raus zu kommen.
Bestimmte Sachen, die die Menschheit immer wiederholt, bringen mich dagegen zum Verzweifeln. Zum Beispiel Nationalismus. Wir wissen doch, wohin das führt, nämlich immer wieder zur Katastrophe. Sollen wir das nicht mal lassen?
In Ihrem Kabarett machen Sie einerseits allgemeine Veränderungen zum Thema, blicken aber genauso auf Ihre ganz persönliche Welt. Welcher Moment hat Ihr Leben denn am meisten verändert?
In jüngerer Vergangenheit würde ich sagen, die Geburt meines Sohnes. Man führt ab dann einfach ein völlig anderes Leben. Wenn ich auf Tour bin, bin ich auf Tour, aber den Ort, an den ich zurückkehre, finde ich jetzt ganz anders vor. Auch die Wahrnehmung von Zeit und Veränderung ist auf einmal anders. Man plätschert ja als Erwachsener so vor sich hin und nimmt es gar nicht so wahr, dass die Zeit so verstreicht, und mit einem Kind passiert mit jedem Tag etwas anderes. Ich komme von der Tour zurück und auf einmal kann mein Sohn Englisch. Das schlägt sich natürlich auch in meinen Liedern nieder. Einige Lieder aus dem Programm wären ohne meinen Sohn nicht entstanden, oder handeln auch ganz ausdrücklich von ihm.

Foto: Sven Hagolani

Klavierkabarett in Reimkultur - so bezeichnet Wahlberliner Bodo Wartke seine Kunst der Unterhaltung. Foto: Sven A. Hagolani