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Landkreis Stade

Brut- und Setzzeit: Hunde müssen ab dem 1. April angeleint werden

Hunde müssen ab dem 1. April angeleint werden.

Hunde müssen ab dem 1. April angeleint werden. Foto: Katharina Bittmann

Aktuell verwandeln sich Wald und Flur wieder in eine „Kinderstube“: Am 1. April beginnt die Brut- und Setzzeit, in der Wildtiere besonderen Schutz genießen. In der freien Landschaft dürfen Hunde deshalb nur angeleint unterwegs sein.

Von Sabine Lohmann, Kai Koppe Sonntag, 31.03.2024, 17:45 Uhr

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Landkreis. Der Frühling hat auch im Landkreis Stade Einzug gehalten. Damit beginnt die Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit in der Natur. Deshalb müssen vom 1. April bis zum 15. Juli Hunde in der freien Landschaft und im Wald angeleint werden, so schreibt es das Niedersächsische Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung (NWaldLG) vor. Darauf weist das Naturschutzamt des Landkreises Stade hin.

Wichtiger Beitrag zum Schutz der Jungtiere

Die Anleinpflicht dient vor allem dem Schutz der Wildtiere, die in diesem Zeitraum ihren Nachwuchs aufziehen, wie etwa Hasen, Rehe und Wildschweine, erläutert die Biologin Janette Hagedoorn-Schüch vom Naturschutzamt. „Auch am Boden brütende Vogelarten beginnen nun mit der Eiablage. Dazu gehören die Enten und Gänse, aber auch Rebhuhn, Kiebitz und Fasan. Stöbernde Hunde sind dann eine besondere Gefahr für die Wildtiere.“

Indem die Hundebesitzer ihre Hunde anleinen und auf den Wegen bleiben, leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Jungtiere in der Natur.

In den Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten gelten zum Teil ganzjährige Anleinpflichten für Hunde. In den jeweiligen Schutzgebietsverordnungen sind die Regelungen nachzulesen. Die Anleinpflicht dient dem Schutz der dort wildlebenden Tiere vor Störungen und Beeinträchtigungen.

„Hunde bitte an die Leine nehmen!“

Jäger weisen darauf hin, dass es leider immer wieder zu beobachten sei, dass Hunde während dieser besonders sensiblen Zeit frei in der Natur herumlaufen. „Ob Rehkitz, Junghase oder Fasanenküken, die Natur gleicht im Frühjahr einer einzigen Kinderstube“, so Peter Hatecke Vorsitzender der Jägerschaft der Jägerschaft im Landkreis Stade. „Rücksichtnahme ist also dringend erforderlich.“ Von den freilaufenden Vierbeinern gehe in dieser Zeit eine besondere Gefahr aus, denn nicht nur die Jungtiere, auch die Elterntiere seien mitunter stark gefährdet. Hochträchtige Rehe seien bei weitem nicht mehr schnell genug, um vor stöbernden Hunden fliehen zu können.

Nach den Worten von Norbert Rose, stellvertretender Leiter des Hegerings 9 (Cuxhaven), ist das selbstredend nicht den Vierbeinern selbst vorzuwerfen. Das Problem sei auch in diesem Fall beim Hundebesitzer zu suchen ist. „Da reden wir im Grunde genommen über drei Personengruppen“, so Rose: Über die Unwissenden, die keinen Schimmer von Brut- und Setzzeiten haben, über die Einsichtigen, die auf Ansprache hin ihre Leine einklinken - und über die Beratungsresistenten, die möglicherweise der Auffassung sind, sich als Hundesteuerzahler unbeschränkte Freiheitsrechte erkauft zu haben.

Aktivitäten der Revierpächter, die beispielsweise mit Schildern auf die bevorstehende Ruhephase hinweisen, zielen vor allem auf Vertreter der beiden erstgenannten Gruppen ab: Ihnen, so betont Florian Rölfing, Sprecher der Landesjägerschaft Niedersachsen, müsse der Sinn und Zweck der Vorschriften immer wieder nahegebracht werden.

Gerüche gefährden die Aufzucht der Wildtiere

Jemand, der selbsttätig Aufklärung betreibt, ist der Cuxhavener Rudi Heinisch - selbst Jäger und darauf bedacht, unbedarfte „Gassigänger“ auf der Einsichtsebene abzuholen - anstatt sie mit Paragrafen zu bombardieren. Mit einem Handzettel wendet sich Heinisch auch an diejenigen Halter, die ihre Hand dafür ins Feuer legen würden, dass ihr vierbeiniger Gefährte unter keinen Umständen einem anderen Tier ein Haar krümmen würde. „Ihr Hund ist sicher kein zähnefletschendes, jedem Wild nachjagendes Ungeheuer“, heißt es im Text. „Aber er riecht immer nach Hund, egal, wo er sich bewegt und wie lieb und nett er ist“.

Zum Problem werden die Duftmarken zum Beispiel im Fall der im Gras verborgen liegenden Kitze - das bestätigt auch Norbert Rose: Die Ricke wird den Hundegeruch instinktiv mit Gefahr in Verbindung bringen und den Bereich, wo jener auch noch Tage später wahrnehmbar ist, konsequent meiden. Die Folgen für ein auf die Milch der Mutter angewiesenes Jungtier kann man sich ausmalen.

Langlaufleine könnte ein Kompromiss sein

Doch es geht nicht nur ums Rehwild, sondern auch um Hasen oder um Bodenbrüter wie Fasane oder Enten: „In den Büschen und Knicken steckt im Augenblick überall etwas drin“, gibt der stellvertretende Hegeringleiter zu bedenken. Er appelliert aus diesem Grund an Spaziergänger, auf den vorgezeichneten Routen zu bleiben und das Querfeldeinlaufen auf jeden Fall zu vermeiden. Wenn ein Hund mitgeführt werde, sei er in den kommenden Monaten natürlich auch beim Begehen von Wegen zu sichern. „Man muss ihn ja nicht kurz fassen“, schlägt Norbert Rose vor: Eine Langlaufleine zu verwenden ist nach seinem Dafürhalten ein guter Kompromiss. Der Hund behalte dadurch Bewegungsfreiheit - und sei trotzdem nicht auf und davon, sobald der Jagdtrieb erwacht. Dass ein Hund versuchen wird, einem Wildtier nachzusetzen, ist nach den Worten des Jägers nämlich ganz und gar nicht auszuschließen: „Selbst wenn Halter gerne beteuern: ′Meiner macht so was nicht′.“

Rehkitze: Was Spaziergänger beachten sollten

Aber auch für Spaziergänger ohne Hund gilt es jetzt einiges zu beachten, denn die tierische Nachwuchspflege unterscheidet sich häufig deutlich von der des Menschen: Zum Schutz der Jungen werden diese tagsüber häufig allein gelassen. Rehkitze oder Junghasen zum Beispiel, sind so in Verbindung mit der angeborenen „ducken-und-tarnen-Strategie“ für natürliche Fressfeinde fast unauffindbar. Die Muttertiere halten sich in der Nähe auf und erscheinen nur zum Säugen.

Solch scheinbar verlassene Jungtiere sollten Spaziergänger auf keinen Fall anfassen oder gar mitnehmen. Das Jungwild nimmt bei Kontakt sofort den Menschengeruch an. Das zurückkommende Muttertier wird durch diesen Fremdgeruch sofort abgeschreckt – die Jungtiere werden so tatsächlich zu Waisen. „Falsch verstandene Tierliebe bewirkt in diesen Fällen leider allzu häufig das Gegenteil“, so Peter Hatecke weiter. „Auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und unbedingt den Hund angeleint führen“, fasst Hatecke die wichtigsten Verhaltensregeln für den Spaziergang in der freien Natur zusammen. (sal/set)

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C
Carl-Heinz Thor Straten Wolf
02.04.202409:12 Uhr

Der Wolf wird es schon richten, der wird nämlich nicht angeleint und vermehrt sich prächtig. Somit braucht man in Zukunft keine Angst mehr zu haben das beim mähen Jungtiere getötet werden.
Stöbernde Hunde sind also schlimmer als der Wolf, naja unsere Bestien können wir ja anleinen.

S
Steffan Glaser
01.04.202416:25 Uhr

Schlimmer finde ich, das im Wald die Harvester stumpf weiterarbeiten....Da bleibt nix heil

G
Gerhard Schefe
31.03.202423:27 Uhr

Und wenn die sie Jungtiere geboren oder geschlüpft sind… werden die Wiesen gemäht.

K
Kristin Schwarz antwortete am
01.04.202410:20 Uhr

Kommentar von der Redaktion gelöscht - Doppelpost. TAGEBLATT online

K
Kristin Schwarz antwortete am
01.04.202410:20 Uhr

Ja, genau das will mir auch nicht in den Kopf! Da wird noch viel zu wenig zum Schutz getan!

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