Bundestrainer: Magath ist gegen Nagelsmann – und wartet auf Anruf

Hat seine Meinung als Videobeweis-Befürworter geändert: Felix Magath. Foto: dpa-Bildfunk
Bei der Suche nach einem Nachfolger für Fußball-Bundestrainer Hansi Flick gilt Julian Nagelsmann als Topkandidat. HSV-Ikone Felix Magath findet das nicht gut. Beim DFB lässt man „Quälix“ aber wohl links liegen.
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Felix Magath sieht den als Topkandidaten gehandelten Julian Nagelsmann nicht als die optimale Lösung für den Bundestrainerposten. „Ich bin ja der Meinung, dass für die deutsche Fußball-Auswahl ein erfahrener Trainer besser wäre“, sagte der 70 Jahre alte Magath dem TV-Sender Sky über den 36-Jährigen ehemaligen Bayern-Coach. Der frühere Meistertrainer Magath wird von verschiedenen Seiten ebenfalls als möglicher Bundestrainer gehandelt, wurde nach eigener Aussage vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) allerdings nicht kontaktiert.
Magath würde den Bundestrainer-Job Interimscoach Rudi Völler (63) weiter zutrauen: Man habe gesehen, dass es im Spiel gegen Frankreich (2:1) „ein anderer Auftritt war als die Spiele vorher. Die Tatsache ist eindeutig, dass die Mannschaft positiv auf Rudi reagiert“, sagte Magath. „Das ist bei der ganzen Geschichte natürlich ein ganz wichtiger Aspekt. Daher hat Rudi natürlich die besten Möglichkeiten, diese Mannschaft zur Leistung zu bringen.“
Allerdings hat Völler ausgeschlossen, die Nationalmannschaft weiter als Trainer zu betreuen. „Und das akzeptieren wir auch“, sagte DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke am Mittwoch bei der 60-Jahr-Feier der Bundesliga in Berlin.
Magath zur Bundestrainersuche: Erfahrener Trainer wäre besser
Für Magath wäre auch der Niederländer Louis van Gaal (72) eine gute Lösung. „Selbstverständlich ist er ein Mann, über den man sich Gedanken machen kann“, kommentierte Magath.
Der frühere Bondscoach und Bayern-Trainer van Gaal, der auch von seinen früheren Spielern Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm ins Gespräch gebracht worden war, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich fühle mich durch die Kandidatur geehrt, aber es wurde noch nie ein Ausländer für den Posten des Bundestrainers in Deutschland ausgewählt.“ Von Schweinsteiger und Lahm vorgeschlagen zu werden, sei „eine große Wertschätzung von meinen ehemaligen Spielern nach 13 Jahren“, ergänzte van Gaal.
Noch kein Bundestrainer-Anruf - Magath: „Telefon steht still“
Magath hat bereits mitgeteilt, dass er sich den Bundestrainer-Job zutraut. Er war als Trainer zweimal mit dem FC Bayern und einmal mit dem VfL Wolfsburg Meister geworden. Zuletzt hatte er Mitte März 2022 den damaligen Bundesligisten Hertha BSC übernommen. Die Berliner konnte er in der Relegation vor dem Abstieg bewahren, anschließend verließ er den Verein.
Kontakt zum DFB gab es noch nicht. „Ich bin zurzeit im Urlaub und bei mir steht das Telefon still. Ich liege viel in der Sonne und ruhe mich aus, um fit zu sein für eventuelle Aufgaben, die in Zukunft kommen“, sagte Magath dem TV-Sender Sky.
Sollte der Deutsche Fußball-Bund bei ihm anfragen und ihn zum Bundestrainer machen wollen, würde Magath allerdings nicht automatisch zusagen. „Es ist ja so, dass man über einen Job, egal, ob das jetzt Bundestrainer, Arzt oder sonst irgendwas ist, natürlich erst einmal reden müsse - wie sind die Vorstellungen der einen Seite, wie sind die Vorstellungen der anderen Seite.“
Ex-Weltmeister Kohler: Magath wäre die Top-Lösung
Für Ex-Weltmeister Jürgen Kohler (57) wäre HSV-Idol Magath genau der richtige Mann auf dem Bundestrainer-Posten. „Magath hat schon mit verschiedenen Mannschaften bewiesen, dass er Titel holen kann. Deshalb wäre er für mich, zumindest erst mal bis zum Sommer, die Top-Lösung“, sagte Kohler „ran.de“. „Vor allem ist wichtig, dass ein Trainer kommt, der viel Erfahrung hat, der auch solche Situationen schon erlebt hat und der weiß, wie Titel zu gewinnen sind.“
Seine Einschätzung könne man mit „alles old school, alles Quatsch“ abtun. „Aber ich zitiere hier Otto Rehhagel, der gesagt hat: Gut ist, wer gewinnt.“
DFB soll Kontakt zu Nagelsmann aufgenommen haben
Der DFB hat Medienberichten zufolge einen ersten Kontakt zu Julian Nagelsmann aufgenommen. Darüber berichteten Sport1 sowie die „Bild”-Zeitung. Der 36-Jährige ist vertraglich noch an den FC Bayern gebunden, der ihn im vergangenen März von allen Aufgaben entbunden hatte. Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte aber bereits angedeutet, dass ein Wechsel Nagelsmanns zum DFB am FC Bayern „sicher nicht scheitern” würde.

Die Qualitäten für das höchste Traineramt im deutschen Fußball werden Julian Nagelsmann zugesprochen. Aber hat er auch die Motivation dafür? Foto: dpa
„Wir machen das Schritt für Schritt”, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. In vielen Gesprächen werde zunächst das Profil festgelegt, dann ganz konkret in die Verhandlungen eingestiegen. „Wir versuchen, eine überzeugende Lösung zu finden”, sagte Neuendorf, laut dem offen ist, ob der neue Bundestrainer nur für die EM 2024 übernehmen soll oder auch darüber hinaus.
Tuchel über Nagelsmann: „Ausgezeichneter Trainer”
Bayern Münchens Trainer Thomas Tuchel würde Julian Nagelsmann für eine ausgezeichnete Wahl als Bundestrainer halten. „Natürlich kann er das, er ist ein herausragender Trainer”, sagte Tuchel. „An der fachlichen Qualität und an dem Know-how und an den Skills wird es nicht scheitern.” Der FC Bayern hatte Nagelsmann im März nach einem 1:2 gegen Leverkusen von seinen Aufgaben entbunden, Tuchel wurde sein Nachfolger.
Auch Pellegrino Matarazzo kann sich seinen früheren Weggefährten Julian Nagelsmann als Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gut vorstellen. „Ich habe jetzt längere Zeit nicht mehr mit Julian gesprochen über seinen aktuellen Lebensweg und wohin seine Gedanken gehen”, sagte der Coach der TSG 1899 Hoffenheim bei einer Pressekonferenz. „Ich kann nur sagen: Ich traue Julian alles zu, weil er intelligent ist. Er ist lernfähig und sehr ehrgeizig.”
Unions Trainer Urs Fischer sieht das ähnlich. Der 57-Jährige hält den Ex-Bayern Trainer ebenfalls für einen geeigneten Flick Nachfolger. „Logisch glaube ich, dass Julian diesen Job übernehmen kann”, sagte Fischer und schob hinterher: „Ich traue jedem Trainerkollegen den Job zu”. (dpa)