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Abschuss jetzt erlaubt?

DNA-Probe bestätigt: Wolf von Gräpel tötete auch Stader Rinder

Für die Risse von 55 Schafen Ende August in Gräpel und der beiden Rinder am 19. September in Stade-Wiepenkathen ist derselbe Wolf verantwortlich. Symbolfoto: dpa

Für die Risse von 55 Schafen Ende August in Gräpel und der beiden Rinder am 19. September in Stade-Wiepenkathen ist derselbe Wolf verantwortlich. Symbolfoto: dpa

Klammheimlich hat das Niedersächsische Umweltministerium das Ergebnis der DNA-Untersuchung veröffentlicht. Jetzt hat der „Problemwolf“ einen Namen und die Forderung nach einer Abschussgenehmigung erhält neue Argumente.

Von Susanne Helfferich Montag, 02.10.2023, 11:51 Uhr

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Jetzt hat der Wolf zweimal zugeschlagen: Für die Risse von 55 Schafen Ende August in Gräpel und der beiden Rinder am 19. September in Stade-Wiepenkathen ist der Rüde GW1582m verantwortlich. Auf der Karte des Niedersächsischen Umweltministeriums sind alle nachgewiesenen Wolfsrisse verzeichnet; seit dem Wochenende nun auch der Riss in Wiepenkathen mit Nennung des verantwortlichen Wolfes.

Dass inzwischen das Ergebnis der DNA-Untersuchung vorliegt, überraschte sowohl den Landkreis als auch den Besitzer. Weder die Behörde noch der Rinderhalter seien informiert gewesen, erklärte Landkreis-Sprecher Daniel Beneke am Montagvormittag. Schon zuvor hatte Landrat Kai Seefried scharfe Kritik daran geübt, dass Ergebnisse in der Vergangenheit nicht zeitnah übermittelt worden seien.

Wolfsrisse im Kreis Stade: Kommt jetzt die Abschussgenehmigung?

Die wichtige Frage ist nun, ob Wolf GW1582m jetzt zum Abschuss freigegeben wird. Wie berichtet hatte Landrat Kai Seefried „die Entnahme“ des Wolfes beantragt. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hatte den Antrag abgelehnt, da zu diesem Zeitpunkt dem Rüden keine weiteren Risse im Landkreis nachgewiesen werden konnten. Zudem bezog sich der Minister auf die rechtlichen Rahmenbedingungen wie das Bundesnaturschutzgesetz und die höchstrichterliche Rechtsprechung. 

Rechtlich ist die Situation so, dass es mindestens zwei bestätigte und zuzuordnende Risse geben muss, um einen „Problemwolf“ zum Abschuss freizugeben.

In der Region Hannover hatte die Untere Naturschutzbehörde jüngst bekannt gegeben, eine Ausnahmegenehmigung zur Entnahme eines Wolfes erteilen zu wollen. Das Tier gehöre zu einem größeren Rudel, auch andere Wölfe des Rudels dürften entnommen werden. Die Entscheidung sei mit dem Umweltministerium in Hannover abgestimmt worden. Die Genehmigung gilt bis Ende Februar 2024.

Beim Vor-Ort-Besuch in Stade hatte Minister Meyer zuvor noch die Notwendigkeit zum Handeln betont: „Es kann nicht sein, dass wir mit der Wolfspolitik so weitermachen wie bisher“, hatte er gesagt, „wir brauchen vereinfachte Möglichkeiten beim Herdenschutz, aber auch, um schneller eingreifen zu können.“

Weiblicher Wolf reißt Schafe in Großenwörden und Nieder Ochterhausen

Bei den Schafsrissen in Großenwörden und Nieder Ochtenhausen konnte mittels DNA-Analyse ein anderer Wolf als im Fall Gräpel und Wiepenkathen als Verursacher festgestellt werden. Das hat das niedersächsische Umweltministerium bekanntgegeben. Es handelt sich in beiden Fällen um das weibliche Tier mit der Kennung GW3647f. Das Tier stammt aus dem Wolfsrudel Steinhorst und ist für die Angriffe offenbar durch die Oste geschwommen. 

Jüngst war zudem ein totes Rind eines Oederquarter Landwirts an der Kreisgrenze in Schüttdamm (Osten/Landkreis Cuxhaven) aufgefunden worden. Der Rissbegutachter der Landwirtschaftskammer nimmt per Abstrich Proben aus den für einen Wolfsriss typischen Wunden der toten Kuh.

Im Kreis Stade soll es nach jüngsten Videoaufnahmen der Jägerschaft zwei Wolfsrudel geben. „Wir haben in Drochtersen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Wolfspaar und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Wolfsrudel“, sagte Peter Hatecke, Vorsitzender der Jäger im Landkreis Stade. Das TAGEBLATT hatte das erste Rudel im Landkreis, das Rudel von Oldendorf, gemeldet. (st)

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