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Suzan Kocaaga

Das plant die neue Leiterin des Haddorfer Jugendhauses

Freuen sich über das wieder geöffnete Jugendhaus (von links): Stadtjugendpfleger Marc Olszewski, Leiterin Suzan Kocaaga und Fachbereichsleiterin Birgit Pergande. Foto: Bisping

Freuen sich über das wieder geöffnete Jugendhaus (von links): Stadtjugendpfleger Marc Olszewski, Leiterin Suzan Kocaaga und Fachbereichsleiterin Birgit Pergande. Foto: Bisping

Das Jugendhaus Haddorf konnte nach sechs Monaten seine Pforten wieder öffnen - und präsentiert ein neues Gesicht: Die 25-jährige Staderin Suzan Kocaaga ist ab sofort für Kinder und Jugendliche da: „Mobbing ist gerade ein Riesenthema.“

Von Alexandra Bisping Dienstag, 14.02.2023, 08:02 Uhr

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Ein halb fertiges Puzzle lädt im Jugendhaus Stade-Haddorf zum Weiterlegen ein, auch das eine oder andere Bastelwerk dürfte in den Regalen auf seine Vollendung warten. Suzan Kocaaga sagt, sie habe bei Dienstantritt kaum etwas verändert. Seit Mitte Januar, mit Wiedereröffnung des Jugendhauses, ist sie dort die neue Leiterin und werktags von 15 bis 18 Uhr für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 14 Jahren zuständig. Vor zwei Jahren hat die junge Frau (25) ihr Studium Soziale Arbeit in Hamburg abgeschlossen, anschließend beim Sozialamt gearbeitet und war danach in der Stader Jugendfreizeitstätte Alter Schlachthof tätig.

Drei Jugendleiterinnen unterstützen Suzan Kocaaga

Dass sie im Jugendhaus Haddorf wenig verändert habe, sei bestimmt gut gewesen. „Ich hatte das Gefühl, dass die Kinder durch die Schließung den Bezug hierher etwas verloren hatten“, sagt sie. Darum sei es nicht verkehrt gewesen, Angefangenes wie das Puzzle liegenzulassen. Das habe den Kindern etwas Vertrautes geboten - sie selbst müsse sich das Vertrauen der jungen Besucherinnen und Besucher erst erarbeiten. „Es entwickelt sich, da sind wir auf einem guten Weg.“ Zur Seite stehen Suzan Kocaaga drei engagierte Jugendleiterinnen, die den Kindern bekannt sind. „Das ist ein Riesenvorteil“, sagt sie.

In diesem Bereich gibt es zurzeit eine Lücke. Eineinhalb Stellen seien unbesetzt, sagt Stadtjugendpfleger Marc Olszewski. Durch die Corona-Jahre hätten die Jugendlichen die Juleica, die Jugendleitercard, nicht erwerben können. Normalerweise gebe es im Landkreis dafür sechs Ausbildungen mit circa 120 Jugendlichen pro Jahr. Ein klassischer Weg sei, die Jugendlichen aus den eigenen Reihen für soziale Arbeit zu begeistern und zu gewinnen, also jene, die selbst ein Jugendhaus besucht haben. „Der Landkreis ist auf die Jugendleiter angewiesen“, so der Stadtjugendpfleger.

Handy ist ein Thema - aber es gibt kein WLAN

Zurück zu Suzan Kocaaga: Was ist beliebt bei Kindern und Jugendlichen, was möchte sie im Jugendhaus umsetzen? Derzeit kommen vor allem Acht- bis Neunjährige ins Jugendhaus, sagt sie. Meistens sind es zwischen 10 und 15 Kinder täglich. Das Handy sei bei ihnen natürlich ein Thema. „Das packen sie häufig selbst weg, und zwar spätestens dann, wenn sie merken, dass es hier kein WLAN gibt“, sagt Kocaaga lächelnd.

Ein Renner sei aber die Playstation, die dürfe jeder 30 Minuten täglich benutzen. Sehr beliebt sei auch der Kicker und seit neuestem Gesellschaftsspiele. In Planung habe sie Angebote wie Basteln und Backen, da möchte Suzan Kocaaga die verschiedenen Kulturen aufgreifen, aus denen die Kinder kommen. „Im Moment genießen die Kinder es einfach, wieder ins Jugendhaus zu dürfen. Wenn sie Wünsche äußern, höre ich zu und überlege, wie wir sie umsetzen können.“

Wie finanzieren sich die einzelnen Aktionen? Kosten für Backaktionen und Ähnliches werden aus dem laufenden Etat gedeckt, erklärt die Fachbereichsleiterin für Bildung und Soziales der Hansestadt Stade, Birgit Pergande. Ab gewissen Summen, beispielsweise für ein neues Möbelstück, müsste ein Antrag gestellt werden, die Summe komme dann auf den Haushaltsplan. Ein neuer Fußboden hingegen sei Sache der Gebäudewirtschaft.

Doch mit solchen Dingen musste sich die neue Leiterin noch nicht auseinandersetzen. Sie möchte für die Freizeitbedürfnisse der Kinder da sein. Dazu gehöre auch, sich auszuprobieren, sagt Marc Olszewski. „Jugendhäuser sind schulische Bildungsträger“, sagt er. Es gehe darum, die Interessen der Kinder natürlich zu fördern, ohne Druck, ohne Leistungszwang. Ein Jugendhaus sei ein Schutzraum, ein Ort, an dem sich Kinder und Jugendliche geschützt fühlen sollen. Da können auch Sorgen thematisiert werden.

Schüler wurde wegen seines Diabetesgeräts gemobbt

„Mobbing ist gerade ein Riesenthema“, sagt Kocaaga. Einer ihrer Schützlinge habe Diabetes, sein piepsendes Gerät habe dazu geführt, dass das Kind in der Schule gemobbt werde. Es wolle am liebsten nicht mehr dorthin gehen. Über das Piepsen sei im Jugendhaus gesprochen worden. „Das Kind hat sich bei den anderen Kindern bedankt, dass sie es so akzeptieren, wie es ist.“

Sich abends, bevor es wieder nach Hause geht, noch einmal mit den Kindern versammeln und gemeinsam reden - auch das kann sich Suzan Kocaaga dauerhaft vorstellen. Denn durch Gespräche, sagt sie, entwickelt sich Verständnis füreinander, und es entsteht ein Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl.

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