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Auswanderung

Der „Vorstandshammer“ aus New York im Bachmann-Museum in Bremervörde

Der 1904 an den Bremervörder Verein Brooklyn verschenkte kleine Elfenbein-Hammer.

Der 1904 an den Bremervörder Verein Brooklyn verschenkte kleine Elfenbein-Hammer. Foto: Bachmann-Museum

Das Bachmann-Museum Bremervörde hat viele interessante Objekte in seiner Sammlung. Ein Elfenbein-Hammer aus New York erzählt von der Auswanderung aus dem Elbe-Weser-Dreieck.

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Von Sabine Lohmann
Sonntag, 29.12.2024, 14:50 Uhr

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Bremervörde. Vor 120 Jahren hat der Bremervörder Verein Brooklyn sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Aus diesem Anlass bekam er von dem Verein der Auswanderer aus dem Amt Bremervörde in New York einen zierlichen Elfenbein-Hammer geschenkt, der heute zur Sammlung des Bachmann-Museums in Bremervörde gehört. Das einmalige Objekt erzählt von einem der bedeutenden Themen des zentralen Elbe-Weser-Dreiecks: der Auswanderung im 19. Jahrhundert.

Auswanderer nach Amerika besteigen den Dampfsegler Mosel des Norddeutschen Lloyd in Bremerhaven. Der kolorierte Holzstich entstand um 1880.

Auswanderer nach Amerika besteigen den Dampfsegler Mosel des Norddeutschen Lloyd in Bremerhaven. Der kolorierte Holzstich entstand um 1880. Foto: Bachmann-Museum

Zwischen 1830 und 1914 wanderten nach offiziellen Zahlen etwa 22.000 Menschen aus dem Elbe-Weser-Dreieck in die Vereinigten Staaten aus. Erste Station war für viele Auswanderer die Metropole New York. Manche zogen von dort aus weiter und fanden in den ländlichen Gebieten wie etwa in Cole Camp im County Benton in Missouri eine neue Heimat. Andere blieben in New York oder einer anderen Großstadt.

Für die meisten Einwanderer war der Neuanfang mit harter Arbeit und schlechten Lebensbedingungen verbunden, aber auch mit der Chance, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Zahlreiche Frauen arbeiteten in New York als Dienstmädchen, die Männer fanden häufig Arbeit im Lebensmittelhandel, der zum Beispiel in Brooklyn fest in den Händen von Norddeutschen war.

Bremervörder Verein Brooklyn 1879 gegründet

Viele Deutsche organisierten sich in der neuen Heimat in Vereinen, die es zum Beispiel auch für Auswanderer aus den Ämtern Rotenburg oder Bremervörde, aus Zeven, Bremervörde, Lamstedt oder Selsingen gab. Das gesellige Beisammensein, die Erinnerung an die alte Heimat und die Pflege der deutschen Sprache waren wichtige Ziele, die auch der 1879 gegründete Bremervörder Verein Brooklyn verfolgte.

Wichtig war auch die Unterstützung der Vereinsmitglieder: Kranke und arbeitsunfähige Mitglieder bekamen eine wöchentliche finanzielle Unterstützung, Hinterbliebene erhielten Sterbegeld. Darüber hinaus unterstützte der Bremervörder Verein Brooklyn auch „Notleidende in Bremervörde“, das Deutsche Rote Kreuz oder die 1906 von einem Erdbeben betroffenen Mitglieder des Bremervörder Vereins von San Francisco.

Elfenbein-Hammer war ein Jubiläumsgeschenk

Der kleine Elfenbein-Hammer war ein Jubiläumsgeschenk. Die Brooklyner bekamen ihn 1904 zum 25-jährigen Vereinsbestehen geschenkt. Auswanderer aus dem Amt Bremervörde, die in New York ebenfalls einen Verein gegründet hatten, überreichten das Präsent in einer mit rotem Samt ausgekleideten Schatulle: „Gewidmet dem Bremervörder Verein von BKLYN 1879-1904 von Amt Bremervörder Verein von New York“, heißt es in der Gravur auf dem Silberband, das um den Hammerkopf läuft.

Die Größe und die Form erinnern an die aus Holz hergestellten Hämmer, die bis heute in Amerika bei Gericht zum Einsatz kommen, in Deutschland bei öffentlichen Auktionen. Wahrscheinlich sollte der Hammer, der in der Museumsdatenbank als Vorstandshammer aufgeführt wird, bei den Sitzungen des Vereinsvorstands zum Einsatz kommen. Ob er je gebraucht wurde, kann heute nicht mehr gesagt werden. Gebrauchsspuren zeigt das mit Rillen und Wülsten verzierte, knapp 20 Zentimeter lange Sammlungsstück nicht.

Hammer erinnert an die Landsleute in Amerika

Der Bremervörder Verein Brooklyn wurde 1962 nach fast 100 Jahren aufgelöst. Den Vorstandshammer und weitere Zeugnisse der Vereinsgeschichte schickte Otto Betke nach Bremervörde mit der Bitte „um einen würdigen Platz für die Sachen in ihrem Museum zur Erinnerung an ihre Landsleute in Amerika“.

„Der Hammer ist für das Museum ein ganz wichtiges Objekt“, betont Museumsleiterin Ellen Horstrup. „Er erzählt vom Leben der Auswanderer in der neuen Welt, macht aber auch deutlich, dass ihre Verbindungen in die frühere Heimat im zentralen Elbe-Weser-Dreieck weiterhin bestanden - und in vielen Fällen bis heute bestehen.“

Die Publikation des Museums mit dem Titel „Auf in die Fremde“ zur Auswanderung aus dem zentralen Elbe-Weser-Dreieck ist im Museum und im Buchhandel erhältlich. Weitere Infos: www.bachmann-museum.de. (sal)

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