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Atomkraft

Deutschlandkarte mit Strahlenwarnzeichen führt in die Irre

In Deutschland sind die letzten Atommeiler vom Netz gegangen.

In Deutschland sind die letzten Atommeiler vom Netz gegangen. Foto: Armin Weigel/dpa

Das deutsche Atomkraft-Aus ist auch Thema im Bundestagswahlkampf. Das führt im Internet zu allerhand Stimmungsmache. Eine Karte fällt besonders auf.

Von Redaktion Samstag, 18.01.2025, 07:00 Uhr

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Alle deutschen Atomkraftwerke (AKW) wurden stillgelegt - ein entsprechender Antrag von CDU/CSU und FDP bekam schon 2011 große Zustimmung im Bundestag. Doch bleibt Deutschland angeblich von 30 AKWS in allen Nachbarländern umringt. Das suggeriert jedenfalls eine Darstellung mit einer Karte der Bundesrepublik. „Atommeiler um Deutschland herum“, schreibt ein Nutzer dazu und behauptet: „Nur im BRD-Gulag wird kein gesunder Strom mehr hergestellt.“

Die Markierungen auf der geteilten Karte zeigen keine Standorte von Kernkraftwerken. Vier von neun Nachbarländern produzieren überhaupt keinen Atomstrom.

Atomkraft in Europa: Die Fakten

Es gibt derzeit an zwei Standorten in direkter Nähe zu deutschen Grenzen aktive Atomkraftwerke: Cattenom in Frankreich und in der Schweiz bei Leibstadt und bei Beznau. In Polen, Österreich, Dänemark und Luxemburg gibt es keine aktiven Kernkraftwerke.

Und auch in anderen Ländern stehen an den markierten Punkte auf der geteilten Karte keine AKWs - eine interaktive Karte mit sowohl aktiven wie auch stillgelegten AKWs in Europa gibt es beispielsweise bei der österreichischen Umweltorganisation Global 2000 oder dem Lobbyverband Nucleareurope. Informationen zu den Kernkraftwerken in der EU, aber auch dem Rest der Welt findet man in der Power Reactor Information System Datenbank (PRIS) der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).

Am 15. April 2023 wurden die letzten drei deutschen Kernkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 abgeschaltet. Unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe von Fukushima hatte einen große Mehrheit der Abgeordneten im Bundestag am 30. Juni 2011 einem Gesetzentwurf von CDU/CSU und FDP zugestimmt, der den Atomausstieg zum Ende des Jahres 2022 vorsah. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hatte einen gleichlautenden Antrag vorgelegt.

In fünf von neun Nachbarländern Deutschlands, etwa in Frankreich oder Belgien, stehen AKWs in Betrieb. Allerdings unterscheiden sich Standorte sowie Anzahl deutlich von denen auf dem geteilten Sharepic. Das störanfällige Atomkraftwerk im belgischen Tihange beispielsweise steht etwa 60 Kilometer von Aachen entfernt. (dpa)

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