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Kulturforum

Diese Buxtehuder schwärmen von der Philosophie

Sylvia Sacher-Rudorffer und Klaus Normann mit ihrer persönlichen Lieblingslektüre vor dem Kulturforum. Foto: Felsch

Sylvia Sacher-Rudorffer und Klaus Normann mit ihrer persönlichen Lieblingslektüre vor dem Kulturforum. Foto: Felsch

2500 Besucher im philosophischen Café im Kulturforum. Nicht alle auf einmal - aber eine beachtliche Zahl, die in zehn Jahren zusammen gekommen ist und die zeigt, dass viele Menschen das Angebot über philosophische Themen zu diskutieren, wahrnehmen.

Von Franziska Felsch Montag, 05.12.2022, 17:00 Uhr

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Das philosophische Café - das jeden ersten Mittwoch im Monat stattfindet - wurde 2012 von Hartmut Denkewitz, Sylvia Sacher-Rudorffer, Klaus Noormann und Teilnehmern des Philosophiekurses der Buxtehuder Volkshochschule ins Leben gerufen. Denkewitz, ehemaliger Lehrer für Chemie und Philosophie, gab damals Kurse in der VHS. Da der Bedarf nach Nietzsche und Co. so groß war, entstand das weitere Angebot im Kulturforum am Hafen.

Jeder kann und soll seine Meinung äußern

Bei der ersten Veranstaltung kamen etwa zwei Dutzend Interessierte. Seitdem sind immer um die 15 Diskutierwillige dabei. „Wir haben viele Wiederholungstäter, aber auch immer wieder neue Gesichter“, sagt Sylvia Sacher-Rudorffer.

„Jeder kann und soll seine Meinung äußern, denn diese Vielfalt macht das Café ja aus“, sagt Klaus Normann. Man übe sich in Toleranz. Nur umgekehrt nicht. Zum Beispiel wenn Querdenker sich hierhin verirren. „Wir hatten mal einen, der wollte unbedingt, dass wir das Atmen üben statt zu reden“, erzählt Sacher-Rudorffer amüsiert. „Wir sind keine Yoga-Gruppe, was der Mann dann irgendwann erkannt hatte“, fügt die Tierärztin hinzu.

Manchmal fühlten sich Leute mit dem Thema nicht wohl und gingen - das komme vor. Allerdings selten, weiß Normann, der selbst ein großes Interesse für alle möglichen Philosophen zeigt. Der 75-Jährige favorisiert aber niemanden. „Für mich steht der Denker im Vordergrund, dessen Werk ich gerade studiere.“ Doch dann zieht er ein ziemlich abgegriffenes Buch von Friedrich Nietzsche mit zig Spickzetteln aus der Stofftasche. „Seine Aphorismen lese ich besonders gern, weil sie genial auf den Punkt gebracht sind.“

Lieblingslektüre: „Der Mann ohne Eigenschaften“

Sacher-Rudorffer hat ebenfalls eine Lieblingslektüre, zu der sie wiederholt greift. Robert Musil’s „Der Mann ohne Eigenschaften“ behandle viele philosophischen Themen, so die 62-Jährige, die wie Normann selbst, mehrere Vorträge im Kulturforum gehalten hat.

24 Referenten waren es bisher. Mal geht es um den Künstler Beuys, mal um Marx, um moralische Extremsituationen, um die Würde im allgemeinen, um Gutmenschen oder Bildung. Nach dem Vortrag haben die Gäste dann das Wort. Aber es wird nicht nur diskutiert im philosophischen Cafè.

Einmal engagierte das Orga-Team eine Theateraufführung über Decartes und die schwedische Königin, was über 90 Besucher anlockte. Ein anderes Mal stand ein Spielabend auf dem Programm, um das bessere Kennenlernen untereinander zu ermöglichen. Weitere interessante Events sind in Planung.

Goethe ist Thema bei der nächsten Veranstaltung

Die nächste Veranstaltung „Über das Denken im Bilde. Geistesgeschichte in der Bilderwelt“ spricht Dr. Roland Daube am Mittwoch, 7. Dezember, ab 19.30 Uhr.  Es geht um Goethes Ausspruch „Und deines Geistes höchster Feuerflug / Hat schon am Gleichnis, hat am Bild genug“, der damit die Vorliebe des menschlichen Denkens für Symbole betont, ebenso wie Ernst Cassirer, der den Menschen als „Animal symbolicum“ bestimmt.  Der Vortrag beschäftigt sich kritisch mit dem Habitus des Denkens in der Geistesgeschichte und präsentiert die unterschiedlichsten Denkbilder wie Rodins „Der Denker“ oder C.D. Friedrichs „Der Wanderer über dem Nebelmeer“. „Geistig“ erfrischende Getränke werden vom Bistro angeboten. Der Eintritt ist wie immer frei.

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