Ein verletzter Storch sorgt für Aufregung im Kreis Stade

Solch ein Weißstorch sorgt im Norden des Landkreises Stade aufgrund einer Verletzung für Aufregung. Foto: Stefanie Kleingünther
Besorgte Anrufe bei Storchenbetreuer Gert Dahms: Seit Anfang Mai wurde im Raum Drochtersen-Hüll, Großenwörden, Burweg, Engelschoff und Himmelpforten ein verletzter Altstorch gesichtet. Das Tier humpelt - warum Dahms dennoch empfiehlt, das Tier in Ruhe zu lassen.
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Bei der Nahrungssuche hüpft der große Vogel oftmals auf einem Bein und schlägt mit den Flügeln, um das Gleichgewicht zu halten. Immer wieder setzt er sich zum Ausruhen auf die Wiese. Zum Abend hin fliegt er auf Dächer, um dort geschützt vor Fressfeinden zu schlafen.
Bei mehreren Ortsterminen hat Gert Dahms beobachtet, dass der Vogel humpelt, aber trotzdem fliegen kann. Handlungsbedarf sieht der Fachmann daher nicht. „Solange der Storch flugfähig ist, sollte er in Ruhe gelassen werden“, weiß der Storchenbetreuer. „Denn jede Störung oder auch ein Fangversuch würden ihn sonst zu viel Energie kosten.“
Viele junge Störche gemeinsam unterwegs
Ein anderes und vor allem besonderes Phänomen, das in den vergangenen Jahren vermehrt im Landkreis beobachtet wurde, sind die großen Ansammlungen von sogenannten Junggesellen. Hierbei handelt es sich um noch nicht geschlechtsreife Störche beiderlei Geschlechts, die in größeren Trupps auf Nahrungssuche gehen. Aktuell werden bis zu 40 Störche gleichzeitig auf den frisch gemähten Grünlandwiesen gezählt. Das gute Mäusejahr bietet ihnen reichlich Nahrung, erklärt Gerd Dahms: „Zum Schlafen fliegen sie dann auf Bäume und Dächer in der näheren Umgebung. Der direkte Schlafplatz ist noch unbekannt, daher sind Meldungen willkommen“.

2) Ein Storchentrupp ist an der Schwinge unterwegs. Foto: Stefanie Kleingünther
Im Vergleich zum Vorjahr waren die ersten Störche wie berichtet nochmals zehn Tage früher zurückgekehrt. Vor 20 Jahren kamen die Störche zumeist erst Anfang April aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika zurück in ihr nordisches Brutgebiet. „Ursachen für die frühere Rückkehr von inzwischen zwei Monaten sind einerseits der Klimawandel und andererseits die Überwinterung vieler Störche im nahen Spanien“, erklärt der Leiter des Amtes für Naturschutz beim Landkreis Stade, Dr. Uwe Andreas.
Alle Nester im Kreis Stade
Anhand eines mit einem Sender versehenen Storches („Loggerstorch Porrentruy“) kann dessen Zugroute tagesaktuell auf einer Karte online verfolgt werden. Im Rahmen des Projekts „SOS Storch“ wurde der Jungstorch 2017 in Porrentruy in der Schweiz beringt. 2021 brütete er erstmals im Kreis Stade in Heinbockel, 2022 brütete er erfolgreich am Schwinger Steindamm. Derzeit befindet sich Porrentruy noch mitten in Spanien, nördlich von Oropesa.
Seit mehr als 60 Jahren engagiert sich der ehrenamtliche Storchenbetreuer Gert Dahms für den Schutz der Weißstörche im Landkreis Stade. Die ersten Weißstorchzählungen für den Landkreis gehen auf das Jahr 1907 zurück, schreibt der Landkreis auf seiner Webseite. "Seit den 1960er Jahren werden die Daten zum Storchenbestand jährlich von Gert Dahms erhoben. Dabei erfasst er neben der Anzahl der ausgeflogenen Jungstörche auch die Daten zum Niststandort, Brutverlauf und gegebenenfalls auch zu beringten Störchen." Die aktuellen Brutstandorte sind auf der Übersichtskarte im Geoportal zu finden. Die meisten Storchennester würden auf Privatgrund stehen.
Weitere Informationen zum Weißstorch
Tauchen im Landkreis beringte Altstörche auf, werden die Daten von Gert Dahms erfasst und der Beringungsort recherchiert. Zusätzlich sind die Zugrouten unserer Störche anhand von Wiederfunden der im Landkreis Stade beringten Jungstörchen dargestellt. Und auch der Storchenbestand aus dem Jahr 1934 wurde dokumentiert. Seit über 20 Jahren werden die Storchendaten gesammelt und die Bruterfolge im Landkreis erfasst.
Informationen zum Weißstorch und zu den Niststandorten im Landkreis Stade gibt es auf der Internetseite des Landkreises Stade unter dem Stichwort „Weißstorch“. Zum Herbst werden die Niststandorte und die Anzahl der flügge gewordenen Jungvögel dann jeweils aktualisiert.