Es gibt mehr als nur Döntjes in Buxtehude

Sabine Kaack tritt in ihrem Programm „Dor bün ik tohuus“ gemeinsam mit dem Mundharmonikaspieler Ben Heuer auf. Foto: Boris Wittgreife
Ein plattdeutscher Abend, das ist etwas Neues für den Buxtehuder Kleinkunst-Igel. Zu Gast ist Sabine Kaack mit ihrem Programm „Dor bün ik tohuus“. Sie möchte die Vielfalt der plattdeutschen Texte zeigen. Denn es gibt mehr als nur Döntjes.
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Sabine Kaack ist Schauspielerin und Sprecherin. Sie wuchs in Nortorf in Schleswig-Holstein auf - Plattdeutsch zu sprechen, war in ihrer Familie selbstverständlich. „In der Schule wurde uns das verboten. Wir sollten nur noch Hochdeutsch sprechen. Die Lehrer hatten Sorge, dass wir Hochdeutsch und die erste Fremdsprache Englisch mit Plattdeutsch durcheinanderbrachten“, erzählt Kaack und fügt lachend hinzu: „Wir haben uns nicht immer daran gehalten. Mit meiner Großmutter habe ich trotzdem bei Kaffee und Zuckerbrot Platt geschnackt.“
Mit 14 Jahren lernte Kaack die Schauspielerin Helga Feddersen kennen, die sie ermutigte, an der Hamburger Theaterhochschule vorzusprechen. Mit Erfolg. Kaack wurde aufgenommen und hatte schon mit 19 ihr Schauspieldiplom. Seitdem war sie auf zahlreichen Theaterbühnen, in Filmen und Fernsehsendungen zu sehen.
Bühnenprogramm „Dor bün ik tohuus“ beim Buxtehuder Kleinkunst-Igel
Ihr Bühnenprogramm hat den Titel „Dor bün ik tohuus“. „Heimat bedeutet für mich, sich wohlzufühlen, einen ähnlichen Humor zu haben - und eben Platt zu schnacken“, sagt Kaack, „ich verbinde aber auch viele Gerüche, Speisen und natürlich die norddeutsche Landschaft mit meiner Heimat.“ Schon seit zwölf Jahren steht sie mit einem plattdeutschen Programm auf der Bühne. „Ich möchte die Sprache an die Menschen herantragen“, sagt Kaack, „Plattdeutsch erlebt gerade eine Renaissance.“
Die Zuschauerinnen und Zuschauer wollten häufig nach ihrem Auftritt noch mit ihr schnacken. Das zeige, dass Plattdeutsch die Menschen verbinde, sagt Kaack. „In keiner Sprache ist man so auf dem Punkt - aber ohne verletzend zu sein. Plattdeutsch ist direkt und herzlich.“
Die Texte für die Lesung zusammenzustellen, hat anderthalb Jahre gedauert. Viele Autorinnen und Autoren habe sie vorher gar nicht gekannt, erzählt Kaack. Die Texte mussten gut zusammenpassen, denn die Lesung sei „durchinszeniert wie ein Theaterabend“, erklärt Kaack.
Lesung wird musikalisch mit der Snutenorgel begleitet
Was sie nicht vortragen wird: die typischen Döntjes, mit denen Plattdeutsch oft in Verbindung gebracht wird. „Im Plattdeutschen gibt es so viele schöne Geschichten, Poesie und Lyrik“, schwärmt Sabine Kaack. Zum Programm gehören aber auch Szenen, bei denen sie mehrere Rollen spricht, etwa ein Ehe-Drama, das wie ein Krimi anmutet.
Musikalisch wird die Lesung von Ben Heuer mit der Mundharmonika - oder auf Plattdeutsch „Snutenorgel“ - begleitet. Als sie sich kennenlernten, war er mit 19 Jahren gerade jüngster Drittplatzierter bei den Mundharmonika-Weltmeisterschaften im baden-württembergischen Trossingen geworden. Die Musikstücke, die er bei der Lesung spielt, hat er passend zu den Texten komponiert. „Der Abend wird bunt, fröhlich, aber auch tiefsinnig“, verspricht Kaack.
Sabine Kaack ist offizielle Unesco-Botschafterin für Plattdeutsch
Seit 2016 ist Sabine Kaack „Offizielle Botschafterin des niederdeutschen Theaterspiels als nationales immaterielles Kulturerbe der Unesco“. Ihre Rolle nimmt sie zum einen durch ihre Auftritte wahr, bei denen sie die Menschen an das Plattdeutsch heranführt. Vor der Corona-Pandemie gab es zudem ein Projekt, bei dem Jugendliche für kleine plattdeutsche Bühnen und Speeldeels gecastet wurden - nicht nur als Darsteller, sondern etwa auch für den Bau der Kulissen oder die Zusammenstellung der Kostüme. „Wir wollten den Jugendlichen eine Möglichkeit geben, sich auf einer großen Bühne zu entwickeln. Denn wenn sie Plattdeutsch sprechen, trauen sie sich oft mehr“, sagt Kaack.
Karten für die Lesung am Sonnabend, 26. November, ab 20 Uhr in der Aula Süd in Buxtehude kosten 23 Euro auf allen Plätzen und sind online sowie im Servicecenter Kultur & Tourismus, telefonisch unter 04161/501234 oder per E-Mail an stadtinfo@stadt.buxtehude.de erhältlich.