Gastronom stinksauer: Neuer Maibaum ist viel kürzer als vereinbart

Udo Venemas Kumpel Bert Seemüller (Foto) wollte den Schwarzwald-Import eigentlich in den kommenden Tagen schälen. Doch die Rinde bleibt jetzt erst einmal am Stamm - bis alles geklärt ist. Foto: Kühnemuth
Böse Überraschung für Gastronom Udo Venema: Der Maibaum, der mit hohem Aufwand aus dem Schwarzwald an die Küste transportiert wurde, ist kürzer als vereinbart. 60 Meter sollte er messen - mindestens. Dagegen gleicht der, der jetzt geliefert wird, quasi einem Streichholz.
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Von Timo Kühnemuth
Als der Abbehauser Gastwirt am Donnerstagvormittag in seinem Hotel-Restaurant Butjadinger Tor sitzt, wirkt er schon wieder so gelassen und in sich ruhend wie eh und je. Doch keine drei Tage zuvor ist er außer sich vor Wut gewesen, wie er berichtet. Erst nachdem der vermeintliche Wunschbaum gefällt worden war, stellte sich heraus, dass dieser zu kurz ist. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt er.
„Vereinbart worden war, dass der Förster für uns eine 60 bis 65 Meter lange Douglasie aussucht“, macht Udo Venema deutlich. Entsprechende Angaben habe er bei den Behörden gemacht, die den Schwertransport durch halb Deutschland genehmigt haben. Doch der Stamm, so wie er geschlagen wurde, ist nur etwa 49 Meter lanf- Auch das Gewicht stimme nicht: Statt der erwarteten 16 Tonnen wiegt der Stamm nur neun Tonnen.
„Wieso hat der Förster das nicht vorher ausgemessen?“
Das alles kam erst ans Licht, als der Baum im Schwarzwald auf dem Boden lag. Zu diesem Zeitpunkt hatte Udo Venema schon enormen Aufwand betrieben, viel Papierkram erledigt und noch mehr Geld ausgegeben, um einen geeigneten Ersatz für seinen jetzigen Abbehauser Maibaum zu besorgen. Zu diesem Zeitpunkt die Aktion abzubrechen, war für ihn deshalb keine Option.
So kam es, dass die Arbeiten trotzdem fortgesetzt wurden. „Ich verstehe nicht, warum der Förster das nicht vorher ausgemessen hat“, sagt der Bayer Bert Seemüller, der für seinen Kumpel Udo schon drei Maibaum-Transporte begleitet hat. Mit dem bloßen Auge könne man nicht zwischen einem 49 und einem 60 Meter hohen Baum unterscheiden. „Doch ein Förster hat für so etwas Geräte“, sagt er.
So oder so: Das Kind ist in den Brunnen gefallen. „Ich bin traurig und enttäuscht. Die Frage ist, wie es jetzt weitergeht“, macht Udo Venema deutlich. Seine hölzerne Fracht kam am Donnerstagmorgen gegen 4.30 Uhr in Abbehausen an. Ein Autokran hievte sie vom Auflieger und legte sie auf dem Parkplatz beim Abbehauser Dorfkrug ab.
Der Baumstamm ist aufgebockt, eigentlich sollte er in den kommenden Tagen geschält werden. Bert Seemüller, der aus Ilmmünster bei Pfaffenhofen stammt und sich mit so etwas auskennt, ist extra mit in den Norden gereist, um diesen Job zu übernehmen. „Doch das verschieben wir jetzt erst einmal“, sagt Udo Venema. Zunächst müsse das Rechtliche geklärt werden. Sein Anwalt sei bereits kontaktiert.
Udo Venema glaubt nicht an ein Versehen
Der Gastronom glaubt nicht an ein Versehen. Er glaubt, dass man ihn übers Ohr gehauen hat und pocht deshalb jetzt auf Entschädigung - wie auch immer die am Ende aussehen wird.
Unter anderem möchte Udo Venema mit dem Bürgermeister der Gemeinde Lautenbach sprechen. Es könne nicht im Sinne der dortigen Tourismus-Region sein, dass sie durch Vorfälle wie diesen in die Negativschlagzeilen gerät, sagt der Abbehauser, der eigentlich ein Fan des Renchtals ist. Die Landschaft dort sei herrlich und ideal für Wanderer und Biker.
Udo Venema weiß: Falls er juristisch gegen den Förster vorgehen sollte, würde er sich mit dessen Arbeitgeber, dem Land Baden-Württemberg, anlegen. Eigentlich steht ihm danach nicht der Sinn. Aber irgendetwas müsse geschehen, sagt er. Schließlich habe er für das Vorhaben alles in allem 50.000 Euro ausgegeben. „Im besten Fall bekommen wir einen neuen Baum“, macht er deutlich.
Der Gastwirt hofft auf eine schnelle Einigung. Bis dahin bleibt der gelieferte Stamm ungeschält. Falls es keinen längeren Ersatzbaum geben sollte, will er den Schwarzwald-Import noch zu einem späteren Zeitpunkt bearbeiten lassen. „Der Stamm an sich ist perfekt gewachsen, völlig gerade und schlank“, sagt Udo Venema. Die drei Meter lange und viel zu dünne Spitze müsste er noch kappen lassen.
Am Ende wäre die Douglasie somit nur noch 46 Meter lang - und damit zwölf Meter kürzer als der Maibaum, der derzeit in Abbehausen an der Butjadinger Straße steht. Udo Venema könnte damit leben, doch kommentarlos klein beigeben wolle er trotzdem nicht. Schließlich habe er nicht die vereinbarte Ware erhalten. Möglicherweise fahre er ein weiteres Mal in den Süden, um nachzuverhandeln, sagt er.
Maibaum-Tradition besteht schon seit 38 Jahren
Schon seit 1985 setzt Udo Venema auf Maibäume als Wahrzeichen für sein Butjadinger Tor. Aktuell steht Baum Nummer sieben vor dem Hotel- Restaurant. Die blau-weißen Riesen sollen Urlauber und Einheimische auf sein Haus aufmerksam machen. Sie dienen als Alleinstellungsmerkmal.
Der erste Baum, den der Gastwirt in den Norden holte, war 23,5 Meter lang, der zweite 33 Meter. Baum Nummer drei maß 42, Baum Nummer vier 46 Meter. Es folgten ein 52-, ein 62- und zuletzt ein 58-Meter-Riese. Wie hoch Wahrzeichen Nummer acht sein wird, bleibt jetzt abzuwarten.