Gericht entscheidet über Eierlikör-Klage gegen Nordik-Brennerei

Für seinen „Eier-Gin-Likör“ wurde Destillateurmeister Arndt Weßel (Nordik) von Ministerpräsident Stephan Weil zum Kulinarischen Botschafter Niedersachsens ernannt. Den Eierlikör gibt es auch in der Fünfer-Packung, die Werbung dafür schmeckt
Groß gegen klein - Düsseldorfer Großfabrikant Verpoorten gegen kleine Horneburger Edelbrennerei: An diesem Donnerstag wird ein Urteil im Werbestreit erwartet. Für Nordik geht es um viel Geld, sollte man verlieren.
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Im Streit zweier Eierlikörhersteller will das Düsseldorfer Oberlandesgericht an diesem Donnerstag von 11 Uhr an ein Machtwort sprechen. Der Spirituosenfabrikant Verpoorten aus Bonn hat seinen Konkurrenten Nordik aus Horneburg wegen dessen Werbung verklagt.
Destillateurmeister Arndt Weßel hatte fünf Eierlikörflaschen für fünf verschiedene Geschmacksrichtungen mit dem Zusatz "Ei, Ei, Ei, Ei, Ei" beworben. Darin sehen die Anwälte Verpoortens eine zu große Nähe zur seit Jahrzehnten geschützten Wortmarke "Eieiei Verpoorten" (Az.: I-20 U 41/22).
Darum verklagt Verpoorten die Horneburger Brennerei Nordik
Es geht um Abmahnkosten und eine etwaige Schadenersatzpflicht, sollte die Ei-Aufzählung als Ruf-Ausbeutung gewertet werden. Den Bonnern droht allerdings eine Schlappe: In einer vorläufigen Bewertung hatte der Senat unter Vorsitz von Richter Erfried Schüttpelz den Abstand zwischen beiden Ei-Slogans vor wenigen Wochen als ausreichend groß gesehen.
Immerhin sei das Ei die Grundlage allen Eierlikörs und es könne keinem Hersteller untersagt werden, auf diese Zutat hinzuweisen. Außerdem sei "Eieiei" gemeinhin ein Ausdruck der Überraschung - was der norddeutschen Ei-Aufzählung völlig abgehe.
Als Symbol des Osterfests sei das Ei ebenfalls nicht von einem Unternehmen vereinnahmbar - und schließlich hätte Nordik bei der Osterwerbung der fünf Eierliköre ein Nest voller Flaschen abgebildet.
Droht sogar die nächste Instanz?
Jahrzehntelang hatte Verpoorten in den Slogan „Eieiei Verpoorten“ viel Geld investiert, um ihn unauslöschbar ins Gedächtnis von Millionen Deutschen zu brennen. Natürlich hatte sich Verpoorten diesen Slogan bereits 1978 als Wortmarke schützen lassen - die das Unternehmen noch heute eifrig nutzt.
Daran lehne sich die Horneburger Brennerei an und komme ihr zu nah, meinen die Klägeranwälte.
Nordik-Chef Weßel wollte sich im Vorfeld des Prozesses nicht öffentlich äußern. Er wolle die Urteilsverkündung abwarten. Schließlich sei nicht ausgeschlossen, dass Verpoorten bei einer Niederlage vor Gericht in die nächste Instanz gehen könnte.
Nordik nach Umzug von Jork nun in Horneburg beheimatet
Weßel ist ehemaliger Betriebsleiter des Buxtehuder Malteser Aquavit-Werkes. Er hatte sich im Jahr 2012 – ein Jahr nach der Verlagerung der Malteser-Produktion durch den Konzern Pernod-Ricard nach Dänemark – in Jork selbstständig gemacht. Seine Tochter Lea Kim Weßel, Norddeutschlands einzige Destillateurin, arbeitet mit im Unternehmen ihres Vaters.
Auf dem Obsthof Lefers in Osterjork wurde es aufgrund des stetigen Wachstums letztlich für die „Nordik-Edelbrennerei & Spirituosen-Manufaktur“ zu eng, in Horneburg realisierte die Familie ihre zweite Erlebnisbrennerei. Dabei wurde die Fläche vervierfacht. Der gebürtige Ostfriese hat das 1950 am Bahnhof Horneburg errichtete Produktions- und Lagergebäude der Firma Witz (Öle und Fette) behutsam saniert, um den Manufakturgedanken letztlich auch architektonisch in der Horneburger Bahnhofstraße 2 zu untermauern.
Die Brennerei hat inzwischen ungefähr 30 verschiedene Schnäpse im Angebot, darunter fünf Eierliköre. Nordik wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als kulinarischer Botschafter Niedersachsens. (dpa/bv/fe)