Verpoorten verklagt Horneburger Nordik-Brennerei

Er bringt die Geister ins Glas: Destillateurmeister Arndt Weßel prüft die Qualität vor seiner neuen Feinbrandanlage in Horneburg. Fotos: Vasel
Die Horneburger Brennerei Nordik ist vom Unternehmen Verpoorten verklagt worden. Darum ging es bei dem Streit der beiden Eierlikör-Hersteller am Dienstag am Düsseldorfer Oberlandesgericht.
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Ei der Daus: Ein Streit zweier Eierlikörhersteller ist am Dienstag am Düsseldorfer Oberlandesgericht ausgetragen worden. Der Spirituosenfabrikant Verpoorten aus Bonn hat seine Konkurrenz Nordik aus Horneburg verklagt. Es geht, wie könnte es anders sein, ums Ei.
Das Vergehen von Nordik, aus Sicht von Verpoorten: Die Horneburger haben fünf Eierlikörflaschen für fünf verschiedene Geschmacksrichtungen mit dem Zusatz „Ei, Ei, Ei, Ei, Ei“ beworben. Dadurch sehen die Anwälte Verpoortens die Interessen ihrer Mandantschaft verletzt (Az.: I-20 U 41/22).
Jahrzehntelang hatte diese in den Slogan „Eieiei Verpoorten“ viel Geld investiert, um ihn unauslöschbar ins Gedächtnis von Millionen Deutschen zu brennen. Natürlich hatte sich Verpoorten diesen Slogan bereits 1978 als Wortmarke schützen lassen - die das Unternehmen noch heute eifrig nutzt.
Daran lehne sich die Horneburger Brennerei an und komme ihr zu nah, meinen die Klägeranwälte. Es geht um Abmahnkosten und eine etwaige Schadenersatzpflicht, sollte die Ei-Aufzählung als Ruf-Ausbeutung gewertet werden. Nordik-Chef Arndt Weßel sagte auf TAGEBLATT-Nachfrage, er wolle sich erst nach der Urteilsverkündung äußern. Schließlich sei nicht ausgeschlossen, dass Verpoorten bei einer Niederlage vor Gericht in die nächste Instanz gehen könnte.
Gericht zieht nicht mit
Doch das Gericht zog nicht mit. Nach vorläufiger, aber ziemlich unumstößlich wirkender Bewertung des Senats unter Vorsitz von Richter Erfried Schüttpelz ist der Abstand zwischen beiden Ei-Slogans ausreichend groß. Immerhin sei das Ei die Grundlage allen Eierlikörs und es könne „keinem Hersteller untersagt werden, auf diese Zutat hinzuweisen“.
Das wollen die Kläger gar nicht bestreiten, aber normalerweise werde auf die Zutaten doch im Kleingedruckten auf der Rückseite der Flaschen hingewiesen. So prominent sei das Ganze doch eine „deutliche Anlehnung“, insistieren sie.
Versuch des Markenschutzes „kläglich gescheitert“
Vor Gericht wird dann sogar klar, dass die Nordik-Brennerei für ihre fünfmalige Eierei ebenfalls Markenschutz beantragt hatte, vor dem Bundespatentgericht damit aber „kläglich gescheitert“ sind, wie sie freimütig einräumen.
Das Gericht in Düsseldorf findet, außer den Kommata, weitere Unterschiede, die auf einen ausreichend großen Abstand beider Werbeauftritte hindeuten: So sei „Eieieiei“ gemeinhin ein Ausdruck der Überraschung - was der norddeutschen Ei-Aufzählung völlig abgehe.
Als Symbol des Osterfests sei das Ei ebenfalls nicht von einem Unternehmen vereinnahmbar - und schließlich hätten die Niedersachsen bei ihrer Osterwerbung ein Nest voller Flaschen abgebildet.
„Wir kommen in der Gesamtwürdigung zu dem Ergebnis, das wir einen Unterschied sehen und einen hinreichend großen Abstand“, machte das das Oberlandesgericht unmissverständlich klar. Das Nest der Bonner Likörfabrik wird bei der Urteilsverkündung am 27. April, die nur noch Formsache scheint, wohl leer bleiben.
Umzug vom Alten Land nach Horneburg
Gründer, Arndt Weßel, ist ehemaliger Betriebsleiter des Buxtehuder Malteser Aquavit-Werkes. Er hatte sich im Jahr 2012 – ein Jahr nach der Verlagerung der Malteser-Produktion durch den Konzern Pernod-Ricard nach Dänemark – in Jork selbstständig gemacht. Seine Tochter Lea Kim Weßel, norddeutschlands einzige Destillateurin, arbeitet mit im Unternehmen ihres Vaters.
Auf dem Obsthof Lefers in Osterjork wurde es aufgrund des stetigen Wachstums letztlich für die „Nordik-Edelbrennerei & Spirituosen-Manufaktur“ zu eng, in Horneburg realisierte die Familie ihre zweite Erlebnisbrennerei. Dabei wurde die Fläche vervierfacht. Der gebürtige Ostfriese hat das 1950 am Bahnhof Horneburg errichtete Produktions- und Lagergebäude der Firma Witz (Öle und Fette) behutsam mit heimischen Handwerkern saniert, um den Manufakturgedanken letztlich auch architektonisch in der Horneburger Bahnhofstraße 2 zu untermauern.
Horneburger haben fünf Eierliköre im Angebot
Die Brennerei hat inzwischen ungefähr 30 verschiedene Schnäpse im Angebot, darunter fünf Eierliköre. Nordik wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als kulinarischer Botschafter Niedersachsens. Nordik ist die erste und (bislang) einzige private Brennerei im Alten Land/Horneburg. Vorher gab es nur die seit Ende 2020 geschlossene Obstgemeinschaftsbrennerei Niederelbe in Guderhandviertel. Um 1800 zählte das Alte Land insgesamt 37 Brennereien. (dpa/fe)