Gewalt an Schulen: Was Lehrer im Landkreis jetzt lernen

Zuletzt sind Gewalttaten unter Kindern und Jugendlichen bundesweit in die Schlagzeilen geraten (Symbolbild). Foto: Oliver Berg/dpa
Jugendkriminalität, Missbrauch von Suchtmitteln, Gewaltbereitschaft - wie Schülerinnen und Schüler gegen derartige Problemlagen gestärkt werden können, erfuhren Lehrer aus Harsefeld, Ahlerstedt und Apensen.
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Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen - gerade vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels stehen Schulen in der Verantwortung, Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung ihrer Persönlichkeiten zu stärken, um sie für das Leben in der Gemeinschaft und der Gesellschaft fit zu machen. Die Vermittlung von sozialen Kompetenzen ist erwiesenermaßen das wirkungsvollste Mittel zur Verminderung jugendlichen Problemverhaltens, etwa gegen Versagen in der Schule, Jugendkriminalität, Gewaltbereitschaft und Missbrauch von Suchtmitteln.
Das beherzigen die weiterführenden Schulen in der Samtgemeinde Harsefeld, die ihre Schülerinnen und Schüler auch in dieser Hinsicht unterstützen. Gerade haben 20 Lehrkräfte des Gymnasiums sowie der Oberschulen in Harsefeld, Ahlerstedt und Apensen, die in den vergangenen Jahren neu an ihre Schulen gekommen sind, sich mit einem Programm zur Lebenskompetenz-Erziehung vertraut gemacht. Dazu fand ein dreitägiges Lions-Quest-Seminar am Aue-Geest-Gymnasium (AGG) Harsefeld statt.
Wie Gewalt und Mobbing an Schulen verhindern werden soll
Lions-Quest „Erwachsen werden“ ist ein Förderprogramm für 10- bis 14-jährige Mädchen und Jungen. Es wird vorrangig im Unterricht der Sekundarstufe I vermittelt. Damit Lehrkräfte das Programm professionell in der Klasse realisieren können, werden sie von speziell ausgebildeten Trainerinnen und Trainern praxisorientiert angeleitet, begleitet und fortgebildet. In Kooperation mit dem Kultusministerium organisiert und betreut das Hilfswerk der deutschen Lions das Programm.
Im Mittelpunkt steht die gezielte Förderung der sozialen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Diese werden nachhaltig dabei unterstützt, ihr Selbstvertrauen und ihre kommunikativen Fähigkeiten zu stärken, Kontakte und positive Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, Konflikt- und Risikosituationen in ihrem Alltag angemessen zu begegnen und konstruktive Lösungen für Probleme zu finden.
Gleichzeitig möchte der Unterricht mit diesem Programm jungen Menschen Orientierung beim Aufbau eines eigenen, sozial eingebundenen Wertesystems geben.
Konflikt- und Risiko-Situationen im Alltag
Bei der Eröffnung des Seminars im AGG Harsefeld konnte Johann Book, Lions-Quest-Beauftragter des Lions-Clubs im Landkreis Stade, zu seiner Freude feststellen, dass an den meisten Schulen der teilnehmenden Lehrkräfte das Programm Lions-Quest schon in den Schulprogrammen verankert ist und im Unterricht auch umgesetzt wird. Unter Anleitung der Lions-Quest-Trainerin Anke Drewes behandelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die verschiedenen Themen zur Persönlichkeitsbildung. Das Engagement der Lehrkräfte wurde von der Trainerin ausdrücklich gelobt: „Alle haben sich intensiv mit der Materie beschäftigt, sich aktiv beteiligt und sehr schnell ein Gruppengefühl entwickelt.“ Aus Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatte der Austausch zwischen den Kollegen der verschiedenen Schulen einen hohen Stellenwert.

Diverse Ideensammlungen der Lehrkräfte flossen in das Ergebnis der Gruppenarbeit bei dem Seminar mit ein. Foto : Johann Book
Bildung - wie auch in diesem Fall Fortbildung - kostet Geld. So sind für einen solchen Kursus „Erwachsen werden“ etwa 4000 Euro aufzubringen. Ermöglicht wurde die Finanzierung durch die Lions-Stiftung und dadurch, dass das Aue-Geest-Gymnasium seine Räumlichkeiten für die Schulung kostenlos zur Verfügung stellte. Im Landkreis Stade gibt es sieben Lions-Clubs. „Das Programm Lions-Quest liegt uns sehr am Herzen“, so der Beauftragte Johann Book. „Die Lebenskompetenz-Erziehung sollte ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit an den Schulen sein, und deshalb helfen wir Lions bei der Finanzierung von Lehrerfortbildungen.“
Weitere Lions-Quest-Seminare sind in Planung
Im Sinne der Nachhaltigkeit sind für den Herbst und auch für die nächsten Jahre weitere Lions-Quest-Seminare geplant. Neben dem Basisbaustein „Erwachsen werden“ können den Schulen im Landkreis auch weitere Präventionsprogramme wie „Erwachsen handeln“ und „Zukunft in Vielfalt“ angeboten werden.
Vor dem Hintergrund von Zuwanderung und zunehmender gesellschaftlicher Diversität wird es immer wichtiger, auch die interkulturelle Kompetenz der Jugendlichen zu fördern. Dazu gibt das Fokusseminar „Zukunft in Vielfalt“ den Lehrkräften wichtige Hilfen an die Hand. (st)

Nach erfolgreicher Teilnahme gab es füsr die Lehrkräfte ein Zertifikat und einen Materialordner. Foto : Johann Book

Auch Entspannungsübungen gehörten zu dem Seminar. Foto : Johann Book