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Naturphänomene

Grünspecht: Ein Spezialist auf Ameisenjagd

Die Leibspeise des Grünspechts sind Ameisen. Foto: Paulin

Die Leibspeise des Grünspechts sind Ameisen. Foto: Paulin

Merkwürdig ist es schon, wenn im Rasen plötzlich runde, trichterförmige Löcher vorhanden sind. Es sieht so aus, als ob jemand den Boden an einigen Stellen mit einer kleinen Schaufel inspiziert hätte. Aber keine Sorge, hier hat ein Grünspecht gearbeitet.

Donnerstag, 27.07.2023, 14:09 Uhr

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So geht der Vogel dabei vor: Zunächst prüft er, ob sich der Boden für eine Jagd nach Ameisen lohnt. Rasenflächen mit locker aufgeschichtetem Material und einigen umherlaufenden Ameisen erscheinen ihm vielversprechend. Mit seinem kräftigen Schnabel hackt er schnell ein Loch und streckt sofort seine lange Zunge in den Boden. Rekordverdächtige zehn Zentimeter ist sie lang. Sie ist sehr klebrig, an der Spitze verhornt und mit kleinen Widerhaken versehen.

Mit schlängelnden Bewegungen seiner Zunge kann der Grünspecht die Ameisengänge in der Tiefe durchsuchen und seine Nahrung verfolgen. Stößt er auf ein Nest einer Rasenameise, dann bleibt er dort längere Zeit sitzen. Denn die Rasenameisen sind inzwischen höchst erregt, laufen hektisch umher und bringen sich und ihre Puppen in Sicherheit. Genau diese Situation nutzt der Grünspecht, bis eine Ameise nach der anderen an seiner Klebezunge festsitzt. Ein Festmahl.

Grünspechte sind Spezialisten

Hat es dem Grünspecht auf der Rasenfläche gefallen, also war die Nahrungssuche besonders erfolgreich, dann kommt er nach einigen Wochen wieder und durchsucht den Rasen abermals nach Ameisen. Er kann aber auch ganz anders vorgehen. Sucht er im Wald nach Ameisen, dann hält er dort gern nach Ameisenburgen Ausschau. Die Nester werden von ihm regelrecht geplündert und tiefe Löcher hineingewühlt.

Grünspechte sind Spezialisten. Auf Bäume klettern sie seltener. Aufregende und laute Trommler sind sie auch nicht. Obwohl sie für die Arbeit im Boden einen sehr kräftigen Schnabel besitzen, zimmern sie sich keine Höhle. Sie nutzen gern alte Mietwohnungen, an denen wenig nachgearbeitet werden muss. Finden sie eine geeignete Unterkunft, dann wird diese über viele Jahre hinweg genutzt und aufmerksam bewacht. Hier ist sein lachender und weithin hörbarer Ruf immer wieder zu hören.

Was kreucht und fleucht denn da in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge.

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