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DFB-Pokal

HSV entgeht nur knapp historischer Pleite - Pauli siegt im Elfmeterschießen

Leo Bera (r, Eintracht Norderstedt) und Joel Chima Fujita (FC St. Pauli) kämpfen um den Ball.

Leo Bera (r, Eintracht Norderstedt) und Joel Chima Fujita (FC St. Pauli) kämpfen um den Ball. Foto: Marcus Brandt/dpa

In Pirmasens enttäuscht der Hamburger SV, hat aber Glück. Auch der Stadtrivale tut sich schwer: Pauli benötigt wie der HSV die Verlängerung - und siegt letztlich im Elfmeterschießen.

Von Ulrike John, dpa Samstag, 16.08.2025, 15:45 Uhr

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Pirmasens. Der FC St. Pauli hat mit einiger Mühe seine erste Pflichtaufgabe in der neuen Fußball-Saison erledigt. Trotz drückender Überlegenheit und einem Dutzend klarer Torchancen setzte sich der Bundesligist gegen den starken Nord-Regionalligisten Eintracht Norderstedt in der ersten Runde des DFB-Pokals erst im Elfmeterschießen mit 3:2 durch.

Nach 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden. Den entscheidenden Elfmeter wehrte St. Paulis Keeper Nikola Vasilj ab.

Der Viertligist aus der Hamburger Nachbarschaft machte den drei Klassen höher spielenden Profis das Leben schwer und wehrte sich tapfer. Zudem scheiterten die St. Paulianer immer wieder am überragenden Eintracht-Torwart Lars Huxsohl.

Weil eine Stehplatztribüne im Stadion der Norderstedter gesperrt ist, einigten sich die Vereine darauf, das Spiel in St. Paulis Heimat Millerntor anzupfeifen. Außerdem konnte der Amateur-Club durch den Umzug auf mehr Ticketeinnahmen hoffen.

Norderstedts Torwart bester Mann auf dem Platz

Die Hoffnung erfüllte sich. Mit 28.946 Zuschauern war das Stadion fast ausverkauft. Diese sahen einen von Beginn an überlegenen FC St. Pauli. Bisweilen zeigte das Team von Cheftrainer Alexander Blessin, der fünf Neuzugänge in die Startelf beorderte, viel Spielfreude und Lust am Kombinieren.

Bester Mann des Spiels: Norderstedts Torwart Lars Huxsohl.

Bester Mann des Spiels: Norderstedts Torwart Lars Huxsohl. Foto: Marcus Brandt/dpa

Doch die Norderstedter verteidigten geschickt. Zwar kam der FC St. Pauli immer wieder zu Abschlüssen. Doch Eintracht-Keeper Huxsohl verhinderte mit zahlreichen Paraden einen Rückstand. Zweimal rettete der Pfosten.

St. Paulis Chancenwucher setzte sich nach der Pause fort. Oft kam der letzte Pass der Hamburger nicht an oder Huxsohl stand im Weg. Pech für den Bundesligisten: Matthias Pereira Lage (82.) traf nur die Unterkante der Latte.

In der Verlängerung wurde der Außenseiter immer gefährlicher. St. Paulis Torwart Vasilj (116.) rettete bei einem Schuss von Norderstedts Falk Gross sein Team vor einer Blamage. Später wurde er zum Helden im Elfmeterschießen.

Zwei Kopfballtore retten den Hamburger SV

Bundesliga-Aufsteiger Hamburger SV hat eine Erstrunden-Blamage im DFB-Pokal beim Fünftligisten FK Pirmasens im letzten Moment abgewendet. Die Mannschaft von Trainer Merlin Polzin rettete sich beim 2:1 (1:1, 0:0)-Sieg erst durch ein Tor von Guilherme Ramos (90.+2 Minute) in die Verlängerung. Ransford-Yeboah Königsdörffer gelang dann das 2:1 für einen lange Zeit desolaten HSV (100.).

Zum Helden des Tages vor 10.000 Zuschauern im Sportpark Husterhöhe wäre beinahe Yannick Grieß geworden. Pirmasens Kapitän hatte den Pfälzer Oberligisten in der 53. Minute verdient in Führung gebracht. Ausgerechnet Grieß, der seit Kindesbeinen glühender HSV-Fan und inzwischen auch Clubmitglied bei den Hanseaten ist.

Fortsetzung der schwachen Vorbereitung

Acht Tage vor dem Saisonstart bei Borussia Mönchengladbach und nach einer „sehr lehrreichen Vorbereitung“ (Polzin) mit zuletzt fünf Niederlagen zeigte der hohe Favorit eine ganz schwache Vorstellung. Und warf nach seinem Umbruch erneut Fragen nach seiner Erstliga-Tauglichkeit auf.

Der HSV trat noch ohne den neuen Kapitän und Ex-Leipziger Yussuf Poulsen an, der an einer Zerrung laboriert. Die Spielführerbinde trug Mittelfeldakteur Jonas Meffert. In der Abwehr lief Neuzugang Jordan Torunarigha auf, dessen Rote Karte im Testspiel bei RCD Mallorca vorerst ausgesetzt worden war.

HSV mit uninspirierter ersten Halbzeit

Nach einer überaus behäbigen ersten Viertelstunde der Hamburger wurden die Pirmasenser frecher und wären durch die Doppelchance von Luka Dimitrijevic und Marc Erhart beinahe in Führung gegangen. Die Defensive um den früheren Herthaner Torunarigha wirkte dabei ziemlich desorientiert.

Nach vorn fehlte dem HSV eindeutig Esprit und Tempo. Auch in den Zweikämpfen zog der Favorit erstaunlich oft den Kürzeren. Fast hätte jedoch ein Freistoß von der Strafraumgrenze den Gästen zu einem Tor verholfen: FKP-Torwart Benjamin Reitz wehrte aber den Ball von Miro Muheim ab.

HSV-Coach Merlin Polzin (r.) ratlos in Pirmasens

HSV-Coach Merlin Polzin (r.) ratlos in Pirmasens Foto: Thomas Frey/dpa

In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit hätten Erhart, der an Schlussmann Daniel Heuer Fernandes scheiterte, und Thomas Selensky mit einem Schuss auf die Oberkante der Latte für die Führung der Amateure sorgen können.

Pirmasens hat das 2:0 auf dem Fuß

Die Pirmasenser Mannschaft von Trainer Daniel Paulus spielte auch nach dem Wechsel munter mit - und durfte das verdiente 1:0 bejubeln. Nach einer Ecke schoss ausgerechnet Grieß ein: Der 29-Jährige besuchte kürzlich sogar eine Trainingseinheit seines Lieblingsclubs im Volkspark.

Bei älteren Anhängern des HSV, zuletzt 1997 Cupsieger, kamen angesichts des Rückstands schon bittere Erinnerungen an die historischen Pokalpleiten auf: 1974 in Eppingen, 1984 in Geislingen und 2006 bei den Stuttgarter Kickers.

HSV hetzt lange hinterher

Pirmasens hatte schon 2006 als Regionalligist für eine Sensation gesorgt, als der Außenseiter Werder Bremen im Elfmeterschießen besiegte. Grieß stand damals als Zehnjähriger mit seinem Vater auf der Tribüne.

Nach seinem Führungstreffer hätte Dennis Grob beinahe sogar das 2:0 gemacht. Der HSV hatte nun durchaus Chancen, unter anderem durch den eingewechselten Robert Glatzel, hetzte aber hektisch dem Rückstand hinterher - bis Ramos spät traf und Königsdörffer nachlegte gegen entkräftete Pirmasenser.

Kapitän Daniel Grieß jubelt über das 1:0 für Pirmasens

Kapitän Daniel Grieß jubelt über das 1:0 für Pirmasens Foto: Thomas Frey/dpa

Guilherme Ramos (r.) rettete den HSV in die Verlängerung

Guilherme Ramos (r.) rettete den HSV in die Verlängerung Foto: Thomas Frey/dpa

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