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HVV tönt: S-Bahnen pünktlicher als vorgesehen

Die S-Bahnen waren im vergangenen Jahr angeblich zu 94,5 Prozent pünktlich. Foto: dpa

Die S-Bahnen waren im vergangenen Jahr angeblich zu 94,5 Prozent pünktlich. Foto: dpa

Ob diese Zahlen dem beinahe täglichen Frust der Pendler aus dem Kreis Stade standhalten können? Der HVV streitet Probleme mit Verspätungen ab - und will dies auch belegen.

Donnerstag, 27.04.2023, 16:33 Uhr

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Wer in Hamburg U- oder S-Bahn fährt, kommt in der Regel zum geplanten Zeitpunkt an sein Ziel. So seien die U-Bahnen im vergangenen Jahr in 98,2 Prozent aller Fahrten pünktlich unterwegs gewesen, teilte der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) am Donnerstag in Hamburg mit. Auch die S-Bahnen schafften mehr als vorgesehen: Geplant war eine Pünktlichkeit von 94 Prozent, die S-Bahnen in der Hansestadt fuhren 2022 in 94,5 Prozent aller Fälle genau nach Zeitplan.

Zu Verzögerungen hätten vor allem unvorhergesehene Störungen wie Personen im Gleis sowie Polizei-, Feuerwehr- und Notarzteinsätze geführt.

Wann eine S-Bahn als pünktlich gilt

Die Pünktlichkeits-Zahlen sollen künftig jeden Monat im Internet im sogenannten Qualitätsmonitor veröffentlicht werden. Als pünktlich gelten im HVV Abfahrten mit einer Abweichung von weniger als 3 Minuten gegenüber dem Fahrplan. Aus dem Anteil der pünktlichen zu den gesamten Abfahrten ergibt sich die Pünktlichkeitsquote.

Große Auswirkungen auf die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des ÖPNV-Angebots hat der sogenannte Mischbetrieb. Auf nahezu allen Regionalverkehrsstrecken im HVV fahren neben Güterzügen vor allem auch eine Vielzahl an Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn (IC, ICE) und weiterer Betreiber wie der Start Unterlebe von und bis Cuxhaven. 

Die Linie S3 der S-Bahn teilt sich auf einem Streckenabschnitt zwischen Neugraben und Stade ebenfalls die Gleise mit Regional- und Güterzügen, was die Abhängigkeit von externen Faktoren in Bezug auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit erhöht. Auch die insgesamt 23 Bahnübergänge im S-Bahn-Liniennetz machen das System für Störungen anfälliger.

Zur Qualitätsoffensive gehört auch, dass die Deutsche Bahn mehr als zehn Millionen Euro im Großraum Hamburg in digitale Zugzielanzeiger investiert. In Horneburg, Agathenburg, Dollern und Neu Wulmstorf läuft die Technik bereits, Buxtehude und Stade werden folgen. Bei Zugausfällen oder Störungen gibt es Infos - zu Folgezügen oder Ersatzverkehr mit KVG-Bussen. Dank der festen Datenkabel sind die Zugzielanzeiger unabhängig vom Funknetz. 

S-Bahn-Verspätungen: Pendler-Frust im Kreis Stade

Zum Jahresbeginn hatte es immer wieder massive Verspätungen im S-Bahnverkehr der Linie S3 gegeben. Die sozialen Netzwerke waren voll von Leidensgeschichten von Menschen, die auf den Bahnhöfen im Süderelbe-Raum gestrandet waren oder im Zug vor den Bahnhöfen saßen - und nichts ging mehr. Bahn zu fahren, um nach Hamburg und zurück zu kommen, verkam ein wenig zum Glücksspiel. Und es ist Pendler-Alltag.

Das TAGEBLATT hatte nachgefragt. „Leider hatten wir mehrere Kabelschäden bei der Signalanlage zwischen Horneburg und Stade, weshalb teilweise S-Bahnen verspätet fuhren oder ausfallen mussten“, lautete damals die Antwort. Neben technischen, tagesaktuellen Problemen gibt es viele Gründe, warum die Bahn südlich der Elbe nicht so zuverlässig funktioniert wie nördlich des Flusses. Die Strecke der S3 ist mit über 75 Kilometern mit Abstand die längste im Hamburger S-Bahn-Netz. Die S-Bahn-Strecken sind insgesamt 149 Kilometer lang. Verzögerungen zwischen Hauptbahnhof und Stade haben aufgrund der Streckenlänge größere Auswirkungen auf folgende Züge als auf anderen Strecken, weil es länger dauert, bis der Regeltakt wieder funktioniert.

„Wir sind mit der Betriebsqualität auf dieser Strecke selbst unzufrieden und haben zahlreiche Projekte gemeinsam mit den Kollegen von DB Netz eingeleitet, um diese Störungen zu minimieren“, hatte S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke noch im Januar eingeräumt.

  • Verbraucherzentrale kritisiert Online-Infos zu Deutschlandticket-Kauf

Beim Kauf eines Deutschlandtickets werden Kundinnen und Kunden nach Ansicht von Verbraucherschützern online oft nur unzureichend informiert. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) nahm laut einer Mitteilung vom Donnerstag in einem Marktcheck die Internetseiten von zehn Verkehrsunternehmen und fünf Verkehrsverbünden unter die Lupe und kritisiert nun deutliche Mängel. Bei 10 dieser 15 Anbieter des Deutschlandtickets habe zum Beispiel eine "einfache verständliche Übersicht der Leistungsunterschiede von aktuellen Nahverkehrs-Abos und Deutschlandticket" gefehlt.

"Bei einem Großteil der betrachteten Internetseiten (11 von 15) fehlen zudem eindeutige Informationen darüber, wie mit bereits geleisteten Vorauszahlungen bestehender Abos beim Wechsel zum Deutschlandticket umgegangen wird", hieß es. "Die Anbieter müssen unbedingt nachbessern", sagte VZBV-Vorständin Ramona Pop.

Fünf Anbieter hätten den Kauf des Deutschlandtickets an Schaltern oder in Kundencentern explizit ausgeschlossen, vier weitere keine eindeutigen Informationen dazu bereitgestellt. "Das Deutschlandticket muss einfach und flexibel für alle erwerbbar sein – und das auch ohne Smartphone oder Internet", sagte Pop. Statt eines Tickets für alle hätten Politik und Nahverkehrsbranche hohe Hürden geschaffen - Verbraucherinnen und Verbraucher liefen nun Gefahr, "außen vor zu bleiben".

Das Deutschlandticket startet am 1. Mai. Es ist bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültig und wird als monatlich kündbares Abo für 49 Euro im Monat verkauft. Ausgegeben wird es als Handyticket oder Chipkarte. Mit einer Übergangsfrist bis Ende des Jahres kann es auch als Papierticket mit einem QR-Code gekauft werden. (dpa/tip)

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