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Naturphänomene

Herbstfrüchte gehen segelnd oder klettend auf Reise

Der Samen einer Linde segelt rotierend auf den Boden herab.

Der Samen einer Linde segelt rotierend auf den Boden herab. Foto: REINHARD PAULIN

Mit Hilfe von Früchten und Samen sichern Pflanzen ihre Vermehrung. Da gibt es ganz unterschiedliche Wege: Fallend, fliegend, schwimmend oder klettend gelangen sie an einen anderen Ort und beginnen zu keimen.

Von Wolfgang Kurtze Sonntag, 05.11.2023, 13:22 Uhr

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Landkreis. Der einfachste Weg ist dieser: Frucht mit Samen entwickeln und, plumps, auf den Boden fallen lassen. So machen es der Apfel, die Eiche oder die Kastanie. Eine andere Möglichkeit: Die vielen Samen werden dem Wind mitgegeben, der sie in große Höhen verfrachtet und in einer Windstille wieder auf den Boden sinken lässt. So macht es die Pappel. Das sind nur zwei Beispiele, denn im Verlauf der Evolution ist eine enorme Vielfalt entstanden.

Der Samen des Ahorns schwebt rotierend auf die Erde

Der Ahornbaum zum Beispiel nutzt den Wind. Die Pflanze bringt Früchte mit einem langen, propellerartigen Ausläufer hervor. Weht der Wind zur Reifezeit der Früchte, dann lösen sie sich vom Baum. Aber noch mehr: Die Samen fliegen mit einer rotierenden Bewegung auf den Boden. Die Propellerbewegung hat zwei Vorteile: Erstens gelangt der Samen nicht so schnell hinunter und kann während des Herabfallens durch den Wind abgetrieben werden. Zweitens erhält er am Boden etwas mehr Licht und bekommt vom Blätterdach des Baumes zusätzliches Tropfwasser zur Keimung.

Die Mohnpflanze macht es ganz anders. Sie bildet als Frucht eine große Kapsel aus, in der sich sehr viele, fast mikroskopisch kleine Samen befinden. Ist die Kapsel trocken, können bei etwas Wind aus kleinen Öffnungen viele Mohnsamen herausfallen. Der Mohn verstreut die Samen wahllos. Irgendwo wird einer der vielen Samen später schon eine Möglichkeit zum Keimen bekommen. Die Verluste sind hoch, aber diese Methode hat sich bewährt.

Die Klette lässt sich vom Wildschwein weitertragen

Die Große Klette hat ebenfalls eine raffinierte Methode entwickelt: Die Früchte besitzen in großer Zahl Samen mit Häkchen, die sich überall leicht verfangen und vorübergehend fest verankern können. So lassen sich die Samen erst einmal durch die Landschaft tragen. Dazu eignen sich zum Beispiel die Felle von Wildschweinen oder Schafen. Auch die Kleidung von Menschen ist dafür gut geeignet. Irgendwann werden die Samen wieder abgestreift und fallen auf den Boden. Die Verbreitung ist gesichert.

Pflanzen können Früchte mit einem Schirm ausbilden - Beispiel Löwenzahn. Uferpflanzen lassen ihre Früchte im Wasser treiben, bis sie angespült werden und die Samen keimen können - Beispiel Seerose oder Schwertlilie. Die Tricks der Pflanzenwelt sind vielseitig und perfekt.

Die Serie

Was kreucht und fleucht denn da in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge.

A
Anna Vaccaro-Jäger
12.11.202320:23 Uhr

Hallo und guten Abend,
erscheint der Artikel auch noch in der Paper Ausgabe?

MfG
Reinhard Paulin

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