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Hilfe für Eltern mit depressiven Kindern in Stade

Für Eltern depressiver Kinder hat sich eine neue Selbsthilfegruppe in Stade gegründet. Foto: Khusen Rustamov / Pixabay

Für Eltern depressiver Kinder hat sich eine neue Selbsthilfegruppe in Stade gegründet. Foto: Khusen Rustamov / Pixabay

Seit der Pandemie haben viele Mädchen und Jungen mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen. In Stade wird am Dienstag, 16. Mai, eine neue Selbsthilfegruppe für Eltern aus der Taufe gehoben, deren Kinder an einer Depression erkrankt sind. 

Samstag, 13.05.2023, 11:30 Uhr

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Erkranken Kinder oder Jugendliche an einer Depression, stellt das eine große Herausforderung für die gesamte Familie dar. In erster Linie dient die Selbsthilfegruppe dem Erfahrungsaustausch unter den Eltern. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche Verhaltensweisen geeignet sind, die erkrankten Kinder oder Jugendlichen zu unterstützen und welche nicht förderlich sind.

Betroffene, die bei der Selbsthilfegruppe mitmachen oder mehr Informationen möchten, können sich melden bei der Selbsthilfekontaktstelle KIBIS des Paritätischen, Telefon 04141/3856.

Mehr psychische Störungen in der Pandemie

Zunächst bekommen oft selbst Familie und Freunde wenig von den Veränderungen mit. Jugendliche ziehen sich zurück, sprechen wenig, kommen morgens kaum aus dem Bett. Im Laufe der Pandemie nahmen psychische Störungen bei Jugendlichen deutlich zu. Statt sich der Mutter oder einer Freundin anzuvertrauen, beginnen einige damit, sich selbst zu verletzen - oft mit Rasierklingen an Armen und Beinen. Das sogenannte Ritzen ist vor allem bei Mädchen und Jungen mit psychischen Problemen beziehungsweise Krankheiten verbreitet.

Mehrere Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche in der Corona-Zeit besonders gelitten haben: Von heute auf morgen fielen Sport und Musik weg, Freunde durften nicht mehr getroffen werden. Wie aus Daten der Krankenkasse DAK hervorgeht, nahmen Depressionen und Essstörungen vor allem bei Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren stark zu. Bei vielen blieben die Probleme bestehen.

Die Nachfrage nach Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die Kinder und Jugendliche behandeln, lag noch im Sommer 2022 um 48 Prozent höher als in der Vor-Corona-Zeit. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung.

Lange Wartezeiten auf Therapieplätze

Psychisch erkrankte Jugendliche müssen meist Monate auf einen Platz für eine ambulante Therapie warten. In der Corona-Zeit waren es laut einer Befragung der Universität Leipzig im Schnitt 25 Wochen. Die Bundespsychotherapeutenkammer fordert eine Änderung der Bedarfsplanung. Außerhalb von Ballungsräumen und im Ruhrgebiet seien insgesamt 1600 zusätzliche Psychotherapeutensitze notwendig. 20 Prozent von allen Sitzen müssen laut gesetzlicher Vorgabe für Kinder und Jugendliche reserviert sein.

Was sind die Risikofaktoren für eine psychische Erkrankung von Kindern und Jugendlichen? Häufig trifft es Kinder aus ärmeren Familien, mit allein erziehenden Müttern, psychisch belasteten Eltern oder solche, die in beengten Wohnverhältnissen leben.

Häufig sind psychische Erkrankungen der Grund dafür, dass Mädchen und Jungen keinen Schulabschluss schaffen, auch wegen der langen Fehlzeiten in den akuten Phasen. Wenn eine Krankheit chronisch wird, hat dies negative Auswirkungen auf das ganze Leben.

Tanja Brunnert, Vize-Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, sagt: "Insgesamt haben wir es auch heute in unserem normalen Praxisalltag häufiger mit psychischen Problemen der Kinder und Jugendlichen zu tun als vor der Pandemie." Sinnvoll wären aus Sicht der Kinderärztin aus Göttingen mehr niedrigschwellige Angebote der Kommunen, also Familienberatungsstellen, wie sie in vielen Städten bereits existieren. Aber auch eine Stärkung der Angebote von Sportvereinen, Jugendfeuerwehren oder Pfadfindergruppen sei wichtig. "Diese bieten Kindern und Jugendlichen Struktur in ihrer Freizeit und fördern das Verhalten in einer Gruppe Gleichaltriger." (dpa)

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