Zähl Pixel
Verkehr

Hochbahn-Beschäftigte demonstrieren in Hamburg für mehr Lohn

Verdi-Mitgliedern der Hamburger Hochbahn stehen bei einer Kundgebung vor dem Hochbahnhaus in der Steinstraße. Foto: Christian Charisius/dpa

Verdi-Mitgliedern der Hamburger Hochbahn stehen bei einer Kundgebung vor dem Hochbahnhaus in der Steinstraße. Foto: Christian Charisius/dpa

Beschäftigte des U-Bahn- und Bus-Betreibers Hamburger Hochbahn haben zum Auftakt der zweiten Tarifrunde am Donnerstag ihrer Forderung nach mehr Lohn mit einer Kundgebung in der Innenstadt Nachdruck verliehen.

Donnerstag, 26.01.2023, 11:19 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Sie versammelten sich am Morgen vor der Unternehmenszentrale und wollten mehr als 2800 gesammelte Unterschriften an den Vorstandsvorsitzenden der Hochbahn übergeben. Die Unterschriften waren auf einem großen Transparenz abgebildet und sollten belegen, dass fast die Hälfte der insgesamt 6000 Beschäftigten hinter den Forderungen der Gewerkschaft Verdi stehen.

Forderungen der Gewerkschaft

Verdi verlangt für die Beschäftigten monatlich 600 Euro mehr Lohn. Nach den Vorstellungen der Gewerkschaft soll der Tarifvertrag eine Laufzeit von zwölf Monaten haben. Zudem sollen Azubis monatlich zusätzlich 258 Euro und ein kostenloses Profiticket für den öffentlichen Nahverkehr erhalten.

Die Arbeitgeberseite hat nach Gewerkschaftsangaben in der ersten Verhandlungsrunde bei einer Laufzeit von 24 Monaten rückwirkend zum 1. Januar eine Erhöhung um 4,5 Prozent und zum 1. Januar 2024 eine weitere Erhöhung um 3,0 Prozent angeboten. Zudem biete der Arbeitgeber eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro. 

Wieder kompletter Fahrplan bei der Hochbahn

Erst am Montag hatte die Hamburger Hochbahn gemeldet, dass der Krankenstand des Personals rückläufig ist. Daher könne das Unternehmen vom 31. Januar an wieder das komplette Fahrplanangebot anbieten. Die Einschränkungen, die Anfang November umgesetzt wurden, werden zurückgenommen. Nachdem die MetroBus-Linie 5 schon seit Anfang Januar wieder im regulären 3-Minuten-Takt fährt, kehren ab dem 31. Januar nun auch die MetroBus-Linien 4 und 6 (5-Minuten-Takt) und die MetroBus-Linie 19 (7-Minuten-Takt) zum Regelfahrplan zurück.

Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen und der positiven Perspektive durch das Deutschlandticket geht das Unternehmen von einem stetigen Anstieg der Fahrgastzahlen aus, wie es hieß.

Zukunftsvision wird Realität

Für einen neuen Shuttle-Service will die Hochbahn erstmals autonome Fahrzeuge in den öffentlichen Nahverkehr bringen. Die vollelektrischen Fahrzeuge sollen im nächsten Jahr Fahrgäste im Rahmen einer Testphase von A nach B bringen, wie der Hochbahn-Vorsitzende Henrik Falk am Montag sagte. Die fahrerlosen Shuttle sollen on demand, also auf Abruf, das Hamburger ÖPNV-Netz verdichten und so einen großen Teil zum Ziel des „Hamburg-Takts“ beitragen.

Das Projekt der Hochbahn soll es bis 2030 ermöglichen, dass jedem Hamburger innerhalb von fünf Minuten ein Nahverkehrsangebot zur Verfügung steht. „Das werden wir alleine mit klassischem ÖPNV nicht schaffen“, sagte Falk. Die autonome Ergänzung soll dabei Abhilfe schaffen. Ein großer Aspekt der Vision „Hamburg-Takt“ sei zudem die Umweltfreundlichkeit des Hamburger Nahverkehrs: Es brauche mehr als den „Ausbau von U-Bahn oder Bus“, um Menschen davon zu überzeugen, dass der ÖPNV langfristig ein Auto ersetzen kann, erklärt Falk.

Die Shuttle-Busse sollen - ähnlich wie das bereits im Januar 2022 gestartete Projekt Moia - auf Abruf per App funktionieren und den Fahrgast von Tür zu Tür bringen. Ob das Ganze per Abo-Modell oder mit klassischen Fahrkarten funktionieren soll, stehe noch nicht fest, sagte Falk.

Nach der Testphase im kommenden Jahr sollen die Fahrzeuge 2025 serienmäßig in Produktion gehen, um so schnell wie möglich auf Hamburgs Straßen zu kommen. Damit das auch wirklich klappt, braucht der von Holon entwickelte Shuttle-Bus allerdings noch eine offizielle Zulassung. Es sei zwar seit Mai 2021 möglich, autonome Fahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen, am Zulassungsprozess seien allerdings schon einige Hersteller gescheitert, sagte Holon-Geschäftsführer Marco Kollmeier. Er zeigte sich aber zuversichtlich, da die Industrie inzwischen technologisch deutlich weiter sei.

Nach der Erschließung des Innenstadtbereichs sollen auch Außenbezirke an das Netz von autonomen Kleinbussen angeschlossen werden. Gerade in weniger hoch frequentierten Bereichen könnten die Kleinbusse eine große Rolle spielen, um den Nahverkehr attraktiver zu machen, sagte Falk. In den ländlicheren Regionen in und um Hamburg seien die Menschen immer noch stark auf Autos angewiesen. (dpa)

Weitere Artikel

T Irmelin Sloman: „Das Chilehaus ist für mich wie Magie“

Wir treffen Irmelin Sloman zum Interview am Chilehaus – wo sonst? Ihr Urgroßvater, der „Salpeter-König“ Henry B. Sloman, ließ das inzwischen ikonische Kontorhaus, in das sie sich als Kind schockverliebte, vor exakt 100 Jahren bauen.