IHK sagt schwere Zeiten für Industrie und Handel in der Region voraus

Fachkräfte, so wie hier ein Schweißer, sind in Handwerk und Industrie gleichermaßen stark nachgefragt. Foto: BilderBox
Eine regionale Auswertung des Energiewende-Barometers der IHK-Organisation zeigt, dass Unternehmen im Elbe-Weser-Raum kaum Energie für die Energiewende übrighaben. So steht es derzeit um die Betriebe in der Region.
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Die Bedeutung der Energieversorgung und -effizienz habe sich in den letzten zwölf Monaten bei vielen Unternehmen verändert und ist zu einem erheblichen Kostenfaktor geworden, schreibt die Industrie- und Handelskammer Stade für den Elbe-Weser-Raum in einer Pressemitteilung.
Vor der Energiekrise waren die Strompreise und die Energieeffizienz für den Großteil der Unternehmen nicht maßgebend für ihre Existenz. Mittlerweile sehen viele ihre geschäftliche Entwicklung davon beeinflusst.
Erfreulich sei, dass vier von fünf Unternehmen bisher konkrete Probleme bei der Versorgungssicherheit verneinen konnten. Rund zehn Prozent gaben an, mit Stromausfällen unter drei Minuten konfrontiert worden zu sein.
Allerdings befürchten 61,6 Prozent künftig ein zunehmendes Problem durch Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen. „Die Energieversorgung ist der Grundstein unserer Wirtschaft. Sie muss stabil und zuverlässig sein, um Sicherheit und Planbarkeit zu gewährleisten,“ sagt Christoph von Speßhardt, Hauptgeschäftsführer der IHK.
Die Auswirkungen der hohen Energiepreise haben demnach auch Einfluss auf das Investitionsverhalten. Etwa 40 Prozent der Unternehmen stellen ihre Investitionen in Kernprozesse zurück.
Wettbewerbsfähigkeit ist gefährdet
Insbesondere Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland gefährdet. Die größten Hindernisse der Transformation zu mehr Klimaschutz sind laut den Betrieben zu viel Bürokratie, die langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie fehlende Informationen. Auch in der Energiepolitik müssten Verlässlichkeit und Planbarkeit gegeben sein. Durch zahlreiche Gesetzesentwürfe, Richtlinien und Vorgaben entstehe ein bürokratisches Dickicht, das die Energiewende hemmt.
Der Großteil der Unternehmen gab in der Umfrage an, dass die Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung und für Direktlieferverträge verbessert werden müssen. „Die Potenziale der Eigenversorgung sind lange nicht ausgeschöpft, aber durch Regulierungen, Abschaltungen und fehlende oder unattraktive Förderprogramme wird es Unternehmen auch nicht leicht gemacht“, sagt Sina Elmers, Energiereferentin der IHK.
Unternehmen investieren in Technik
Bei Maßnahmen für Energieeffizienz und Eigenerzeugung greifen zwei von drei befragten Unternehmen auf Investitionen in effiziente Technik zurück. Jedes dritte Unternehmen investiert in die energetische Gebäudesanierung oder die Einbindung externer Dienstleister.
82 Prozent der Unternehmen haben bereits effizienzsteigernde Maßnahmen realisiert oder avisiert. Weiterhin beliebt ist auch die Anschaffung von Elektrofahrzeugen und der Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur.
Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen aus dem Elbe-Weser-Raum gaben an, dass sie sich nicht zum Ziel gesetzt haben, klimaneutral zu werden. Doch ohne die Bereitschaft der Wirtschaft werde sich das nötige Tempo der Energiewende nicht erreichen lassen, so die Industrie- und Handelskammer.