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Comedy

In Buxtehude gehen Humor und Inklusion Hand in Hand

Martin Fromme bricht auf der Bühne das letzte Tabu, damit die Leute beim Thema Inklusion einfach mal locker durch die Hose atmen können.

Martin Fromme bricht auf der Bühne das letzte Tabu, damit die Leute beim Thema Inklusion einfach mal locker durch die Hose atmen können.

Wer kann schon von sich behaupten, ein glückliches Händchen in Sachen Humor zu haben? Und zwar mit einem Thema, das eigentlich überhaupt nicht zum Lachen ist. Martin Fromme beweist mit seinem neuen Comedyprogramm auf der Halepaghen-Bühne in Buxtehude klare Haltung.

Von Fenna Weselmann Samstag, 18.02.2023, 11:30 Uhr

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Martin Fromme nimmt am kommenden Freitag, 24. Februar, um 20 Uhr auf der Halepaghen-Bühne in Buxtehude Inklusionsfragen mit Humor und sein Publikum dabei - trotz eindeutiger Schieflage - garantiert nicht einseitig auf den Arm. Und was ist zurzeit wichtiger als ein klares Statement zur Diversität? Bei Martin Fromme hat Kunst und Kultur die Kraft zu verändern. Ohne erhobenen Zeigefinger, sondern ungehemmt, emphatisch, rotzfrech, wertschätzend und authentisch.

Comedy-Start im Duo als „der Telök“

Zur Comedy ist Martin Fromme eher zufällig gekommen. Zusammen mit Dirk Sollonsch schrieb er ein erstes Comedy-Programm, mit dem die beiden Wanne-Eickeler im Jahr 1986 in ihrer Stammkneipe debütierten. „Das war eine sehr verrückte Sache und die Leute waren begeistert“, erzählt Martin Fromme. Danach standen die beiden fast drei Jahrzehnte lang als „der Telök“ auf der Bühne und waren in TV-Formaten wie „Harald Schmidt Show“ oder „Hut ab“ zu sehen. Wer was mit Monty Python anfangen kann, war bei ihren Auftritten genau richtig.

Schon im Duo machte sich Martin Fromme gerne seinen von Geburt aus „appen Arm“ zunutze, um das Thema Behinderung und Inklusion mal auf humoristische Art und Weise in den Blickpunkt zu rücken. Das Publikum wollte mehr davon, was ihn schließlich zu einem komplett eigenständigen Programm unter dem Motto „Besser Arm ab als arm dran“ brachte. „Dieses Thema war humoristisch noch gar nicht erzählt. Das gibt es sonst so in Deutschland nicht, und ich war der Erste, der das überhaupt gemacht hat“, erklärt er den Schritt zu diesem Alleingang, der sich auch als Buch in Form eines heiter sarkastischen Behinderten-Knigges niedergeschlagen hat.

Martin Fromme bricht das letzte Tabu

Seit acht Jahren ist Deutschlands einziger asymmetrischer Komiker, der in der TV-Serie „Stromberg“ die Rolle des Gernot Graf spielte, nun solo auf der Bühne unterwegs, tourt gerade mit seinem zweiten eigenen Programm und beweist, dass Humor und Behinderung Hand in Hand gehen können - wenn eine fehlt.

„Ich erlaube den Leuten, einfach über ein Thema zu lachen, bei dem man eigentlich ja nie die Erlaubnis hatte zu lachen“, sagt Martin Fromme. Auf der Bühne bricht er das letzte Tabu und sprengt bewusst die Konventionen, damit sein Publikum all das Erlernte - das nicht hinschauen und nicht darüber reden dürfen - befreit abwirft und bei dem Thema „mal locker durch die Hose atmen kann“. Das funktioniert, wenn die Leute sich darauf einlassen.

Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass Behinderte und Nichtbehinderte durchaus unterschiedlich auf sein Programm reagieren. „Während Menschen mit Behinderung gleich zu 100 Prozent auf meiner Seite sind und es gerne noch etwas böser hätten, brauchen die ohne meist ein paar Minuten, bis klar ist, dass sie über alles lachen können, aber dann hab ich sie schnell bei der Hand und es wird eine echte Party“, so Fromme.

In seiner verrückten Multimedia-Mischung aus Stand-up, Musik, Filmen, Lesung, Improvisation und Inklusion für alle geht es hart wie heiter zur Sache. Können Rollstuhlfahrer Rampensäue sein? Ist „vertikal herausgefordert“ die politisch korrekte Bezeichnung für Kleinwüchsige? Und ist Martin Fromme wirklich der Erfinder der asiatischen Winkekatze? Mit Ironie und Witz macht der Komiker Berührungsängste, Sexualität und andere Fragen, die Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen umtreiben, zum Thema.

Der Spaß hat aber auch eine klare Grenze: Er darf nicht verletzend sein. Martin Frommes Humor will verbinden. Bei ihm heißt es: miteinander übereinander lachen. Nicht-Behinderte werden auf die vorhandenen Arme genommen, Behinderte aber auch.

Fingerzeig für ein echtes Miteinander

„Ich wünsche mir mehr Offenheit bei dem Thema, mehr Ansprache und Beteiligung, mehr Selbstbestimmung und Zutrauen in die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung“, sagt Martin Fromme. Deshalb ist sein politisch unkorrektes Programm auch ein Fingerzeig, sich im Alltag ohne Scheu zu nähern, um ein echtes Miteinander zu kreieren.

Karten für die Kooperationsveranstaltung von Buxtehuder Kulturbüro und Kleinkunst-Igel kosten zwischen 25 Euro und 21 Euro, ermäßigt zwischen 12,50 Euro und 10,50 Euro, erhältlich im Servicecenter Kultur & Tourismus, Telefon 04161/5012345.

Der selbst ernannte Erfinder der Winkekatze, Martin Fromme, beweist mit seiner politisch unkorrekten Comedy ein glückliches Händchen. Foto: Olli Haas

Der selbst ernannte Erfinder der Winkekatze, Martin Fromme, beweist mit seiner politisch unkorrekten Comedy ein glückliches Händchen. Foto: Olli Haas

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