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Neues Gesetz

Jäger-Streit: Was wirklich verboten werden soll

Schwarzwildgatter, mit denen Jagdhunde an die Begegnung mit Wildschweinen gewöhnt werden, solle es auch weiterhin geben.

Schwarzwildgatter, mit denen Jagdhunde an die Begegnung mit Wildschweinen gewöhnt werden, solle es auch weiterhin geben. Foto: Matthias Bein/dpa

Keine Jagdhunde mehr? Abschussverbot für Nutrias? Die Kritik samt Demo-Aufruf der Jägerschaft am Gesetzesvorhaben von Rot-Grün ist groß. Das Ministerium reagiert. Die wichtigsten Punkte.

Von Redaktion Donnerstag, 23.01.2025, 05:45 Uhr

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Hannover/Landkreis. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat ein Eckpunktepapier mit den zentralen Änderungsvorschlägen für ein reformiertes Jagdgesetz veröffentlicht. Das Dokument, das die regierenden Fraktionen von SPD und Grüne erarbeitet haben, bildet die Grundlage für den Gesetzesentwurf und das nun anstehende Gesetzgebungsverfahren.

Die Jägerschaft hat die Änderungen zuvor massiv kritisiert. Es werde befürchtet, dass eine waidgerchte Jagd nicht mehr möglich sei.

Die Landesjägerschaft ruft für den 30. Januar 2025 (10 Uhr) in Hannover zu einer Demonstration gegen Jagdbeschränkungen auf. Mit Jagdhörnern und in orange-farbiger Warnkleidung wollen die Jäger unter dem Motto „Jetzt geht‘s ums Ganze - Jagd sichern, Natur bewahren!“ vor den Landtag ziehen.

Umstrittenes Jagdgesetz: Die wichtigsten Änderungen

  • Jagdgatter

Die Zulassung von Jagdgattern soll - wie in Schleswig-Holstein - mit einer Übergangsfrist auslaufen.

  • Totschlagfallen

Unmittelbar tötende Fanggeräte werden mit Ausnahme in befriedeten Bezirken zum Fangen von Steinmardern nicht mehr zulässig sein. Stattdessen sollen Lebendfallen mit digitalen Meldern eingesetzt werden.

  • Verbot des Einsatzes von Hunden im Naturerdbau

Die Jagd auf Prädatoren ist in vielen Fällen aus Artenschutzgründen und zur Niederwildhege geboten. Da der Fuchs als Prädator allerdings mit sehr verschiedenen Jagdmethoden zur Strecke gebracht wird, soll die sowohl für den Hund als auch für das bejagte Tier besonders gefährliche Jagd im Naturerdbau untersagt werden. Zulässig soll weiterhin eine Jagd mit Hunden im Kunstbau und mit Lebendfallen im Eingang des Baus sein. Die Jagd im Naturerdbau ist in anderen Bundesländern wie beispielsweise Baden-Württemberg bereits verboten.

  • Haustiere

Künftig wird es nur noch möglich sein, Hunde einzufangen, nicht mehr abzuschießen.

Der Abschuss von Katzen wird stärker eingeschränkt.

  • Nutria/Bisam

Kursierende Aussagen, es sei geplant gewesen, die Bejagung von Nutria einzuschränken, sind falsch, so das Ministerium. Vielmehr soll aus Hochwasserschutzgründen eine Ausweitung der zum Töten Berechtigten erfolgen. Das Eckpunktepapier sieht nun vor, dass Nutria als zu bejagende Art im Jagdgesetz bleibt und eine Duldungspflicht für weitere Bekämpfungsmaßnahmen eingeführt wird. Zusätzlich ist geplant, die Jägerschaft durch Verwaltungsvorschrift auch für die Bejagung des Bisams zu legitimieren.

Beim Thema Nutria wirft Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte der Landesjägerschaft die Verbreitung von Falschinformationen vor.

Beim Thema Nutria wirft Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte der Landesjägerschaft die Verbreitung von Falschinformationen vor. Foto: dpa

  • Schwarzwildgatter

Die Ausbildung von Jagdhunden im Schwarzwildgatter soll weiterhin erlaubt sein. Die Ausbildung von Jagdhunden im Schwarzwildgatter ist aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums wichtig, um den Hundeeinsatz bei der dringend notwendigen Schwarzwildbejagung insbesondere für den Hund sicher zu gestalten.

Die Landesjägerschaft ruft für den 30. Januar in Hannover zu einer Demonstration gegen Jagdbeschränkungen auf.

Die Landesjägerschaft ruft für den 30. Januar in Hannover zu einer Demonstration gegen Jagdbeschränkungen auf. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

  • Ausbildung an der „Müller“-Ente

Die Ausbildung und Prüfung an der so genannten Müller-Ente (eine mit einer Papiermanschette kurzzeitig flugunfähig gemachte Ente) mit maximal vier Enten soll wie von der Ministerin schon in den Gesprächen mit der Jägerschaft erläutert, erhalten. Allerdings wird ein Forschungsprojekt auf den Weg gebracht, um alternative Ausbildungsmöglichkeiten zu evaluieren. Die Ausbildung von Brauchbarkeitsprüfungen aus Bundesländern, die bereits ohne lebende Ente arbeiten, werden in Niedersachsen anerkannt.

Dazu sagt Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte

„Mit den geplanten Änderungen setzen wir insbesondere auf mehr Tierschutz bei der Jagd, das heißt: Die Waidgerechtigkeit bei der Jagdausübung wird gestärkt. Auch ökologische, wildbiologische und ethische Kriterien sollen künftig stärker berücksichtigt werden. Das kann zu einer höheren Akzeptanz der Jagd in der Gesellschaft beitragen“, sagt Landwirtschaftministerin Miriam Staudte. Die Grünen-Politikerin betont, in den intensiven Gesprächen auf nachvollziehbare Argumente der Jägerschaft eingegangen zu sein.

Staudte zum Demo-Aufruf: „Insofern haben wir die Demo-Kampagne mit zum Teil veralteten Diskussionsständen mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen.“ Die agrarpolitische Sprecherin der SPD im Landtag, Karin Logemann, sagte, dass der Entwurf zeige, dass ein Großteil der öffentlichen Erregung um das Gesetz unnötig gewesen sei.

Insgesamt kritisierte zuvor die Landesjägerschaft gut ein Dutzend geplante Änderungen im Referentenentwurf zur Jagdgesetzänderung. Man sehe keine Notwendigkeit, das Jagdgesetz nach so kurzer Zeit zu ändern. „Deshalb lehnen wir diese Novelle ab“, macht die Landesjägerschaft ihr Position deutlich.

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