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Wangersen

Johann Tomfordes neues Buch soll Plattdeutsch retten

Johann Tomforde neben dem Bild seines Elternhauses in Wangersen, das auch den Titel seines erstes plattdeutschen Buches ziert. Foto: Laudien

Johann Tomforde neben dem Bild seines Elternhauses in Wangersen, das auch den Titel seines erstes plattdeutschen Buches ziert. Foto: Laudien

Mit seinem ersten Buch über seine Kinner-, Jugend- un Suldotntiet möchte Johann Tomforde einen Beitrag zur Erhaltung seiner Muttersprache leisten. Seine plattdeutschen Kurzgeschichten erinnern an die (fast) heile Welt in Wangersen.

Von Susanne Laudien Donnerstag, 20.10.2022, 13:30 Uhr

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Das Bild von seinem Elternhaus in Wangersen hängt im goldenen Rahmen in seinem Arbeitszimmer - und ziert auch sein erstes Buch „Von Schietbüdels und Döspaddels“. Die Luftaufnahme von 1960 sei damals an der Haustür verkauft worden, erzählt Johann Tomforde. Der 58-Jährige ist in Wangersen mit der plattdeutschen Sprache aufgewachsen. Seine Erlebnisse von dem Dorfleben, von der Inschoulung, über das Faustballdörp über die Jugendzeit, etwa von der Mallorca-Akne opp Gran Canaria bis hin zum Schützen bit Oberfeldwebel lässt er humorvoll in plattdeutscher Sprache wieder aufleben. 17 Erinnerungen an die damalige Zeit, etwa an den „düstergroin Audi“ und der „Schecheree in de Disco“ über die erste Begegnung mit dem „anneren Geschlecht, das ihn glücklicherwies nich vom Liern afhoun hat“ bis zur beruflichen Findungsphase „Wat schall ik blous wardn?“ sowie der Suche nach dem Abenteuer als „Suldot“.

Zwischenfälle in der Jugendzeit in Wangersen

Wangersen, früher vor allem durch ein zwielichtiges Etablissement und die braune Gesinnung einiger Bürger über die Dorfgrenzen hinaus bekannt, erscheint beim Lesen der heiteren Geschichten in einem anderen Licht. Obgleich es auch bei Johann Tomforde immer wieder zu kuriosen Zwischenfällen kam. Etwa bei der Freundschaft mit den Allers-Jungen aus der Nachbarschaft, als er mit Pfeil und Bogen einen am Kopf traf oder mit dem Luftgewehr ins Bein geschossen wurde. „Das hielten wir damals vor unseren Eltern lieber geheim.“

Aber auch mit zunehmendem Alter wollte Tomforde etwas erleben. Daher sei er auch zur Bundeswehr gegangen.

Heute wohnt Tomforde in Ahlerstedt. 2018 wurde er im Alter von 54 Jahren nach 26 Jahren in der IT-Abteilung einer Privatbank in Hamburg zusammen mit 130 Kollegen entlassen.

Erste Lesung im Dorfgemeinschaftshaus

Seitdem hat er nicht nur für Hobbys wie Reisen, Lesen und Fahrradfahren endlich ausreichend Zeit, sondern auch, um seine Erinnerungen in seiner Muttersprache aufzuschreiben. „Ich wollte, dass etwas von damals bleibt“, sagt er als Motivation für die autobiografischen Geschichten. Knapp drei Jahre habe er, allerdings lediglich bei schlechtem Wetter, an den 90 Seiten seines Erstlingswerkes geschrieben. Im November gibt er seine erste Lesung im Dorfgemeinschaftshaus in Wedel bei Fredenbeck.

„Ich würde gerne demnächst ein zweites Buch anfangen“, sagt der 58-Jährige. Geplant habe er wieder autobiografische Erlebnisse, diesmal vom Kennenlernen seiner Ehefrau und den Geschichten mit seinen beiden Kindern als Familienvater, selbstverständlich wieder in Plattdeutsch. „Ich möchte damit Lust auf die plattdeutsche Sprache machen und zu ihrer Erhaltung beitragen.“

„Von Schietbüdels un Döspaddels“, ISBN: 978-3-7562-2597-2, Taschenbuch 7,99 Euro, eBook 4,49 Euro, erhältlich im Buchhandel und über Amazon.

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