Kein Appetit mehr auf Gänsekeule

Nur ein kleiner Teil des Angebotes an Gänsefleisch stammt aus gewerblicher Schlachtung in Deutschland. Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa
Die traditionelle Martinsgans landet nach Einschätzung des Statistischen Bundesamtes immer seltener auf den Tellern deutscher Haushalte. So teuer wird's in diesem Jahr.
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Landkreis/Wiesbaden. Die Einfuhr des vor allem aus dem Ausland stammenden Gänsefleischs habe in den vergangenen zehn Jahren um knapp ein Drittel (32,8 Prozent) abgenommen, teilten die Wiesbadener Statistiker am Dienstag anlässlich des bevorstehenden Martinstages an diesem Samstag (11.11.) mit.
Demnach wurden im Jahr 2022 knapp 14.800 Tonnen des Geflügels nach Deutschland importiert. Ein Jahr zuvor waren es 18.200 Tonnen, 2012 sogar noch knapp 22.000 Tonnen. Nur ein kleiner Teil des Angebotes an Gänsefleisch komme aus gewerblicher Schlachtung in Deutschland: Im Jahr 2022 waren es knapp 2400 Tonnen. Der Großteil der Einfuhren stammte nach Angaben des Bundesamtes auch 2022 aus Osteuropa. Gut drei Viertel (76,1 Prozent) lieferten Betriebe aus Polen, gut ein Fünftel (21,5 Prozent) kam aus Ungarn.
Martinsgans: Preise etwas gesunken
Die Preise für Gänse- und Entenfleisch aus heimischer Zucht trotz gestiegener Kosten und weiterhin eher kleinem Angebot in diesem Jahr weitgehend stabil geblieben beziehungsweise leicht gesunken. Frische heimische Gänse aus der Direktvermarktung werden zu Preisen von rund 18 bis 21 Euro pro Kilogramm angeboten, teilte die Landwirtschaftskammer am Dienstag mit. Frische Enten kosten rund 15 bis 16 Euro pro Kilogramm. Im vergangenen Jahr waren die Preise für regionales Gänse- und Entenfleisch deutlich gestiegen. 2022 kosteten frische Gänse ab Hof und auf Wochenmärkten zwischen 18 und 24 Euro pro Kilogramm - und damit etwa 30 Prozent mehr als 2021. Enten waren für Preise zwischen 11 und knapp 22 Euro pro Kilogramm zu haben.
Der Virendruck durch die Vogelgrippe war in diesem Jahr geringer, stellt nach Angaben der Kammer aber nach wie vor für die Betriebe ein sehr hohes Risiko dar, von heute auf morgen
den gesamten Bestand einzubüßen und damit auch den Absatz. Die Vermarktungsmengen für Flugenten und Gänse haben sich für diese Saison im Vergleich zum sehr knappen Vorjahr aber wieder erhöht.
Eine genaue Zahl des in Schleswig-Holstein gehaltenen Nutzgeflügels liegt nicht vor. Bei einer Stichpunkterhebung 2020 wurden zuletzt 3000 Enten und 9000 Gänse gezählt. 2016 lag die Zahl mit 14.000 Enten und knapp 25.000 Gänsen deutlich höher. Insgesamt sei die Saisongeflügelhaltung in Schleswig-Holstein mit 282 Entenbetrieben und 238 Gänsebetrieben ein kleiner Markt, teilte die Kammer weiter mit. Unter den Betrieben befinden sich auch Nebenerwerbe und Kleinsthalter.