Gefährliche Lage: Freiburg-Spiel trifft St. Pauli hart
Die Fans des FC St. Pauli im Millerntorstadion. Foto: Christian Charisius/dpa
Ein Gegentor kurz vor Schluss. Die schwere Verletzung eines Neuzugangs. Das 0:1 gegen den SC Freiburg schüttelt den FC St. Pauli ordentlich durch. Zumal eine andere Debatte weiter gärt.
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Hamburg. Auf einem Bürostuhl wurde James Sands vom Spielfeldrand in die Kabine geschoben. Danach ging es direkt weiter ins Krankenhaus. Erst im Januar hatte der FC St. Pauli den US-Nationalspieler als Soforthilfe für den Abstiegskampf aus New York verpflichtet. Doch schon in seinem siebten Spiel für die Hamburger verletzte sich der 24-Jährige beim 0:1 (0:0) gegen den SC Freiburg schwer am Sprunggelenk.
„Es sieht richtig schlecht aus“, sagte Trainer Alexander Blessin über die Schwere der Verletzung und die Länge der befürchteten Ausfallzeit von mehreren Wochen oder gar Monaten. „Das trifft mich jetzt echt bis ins Mark.“
Ein Eigentor von Philipp Treu (88.) und den Ausfall von Sands (90.+3) musste der Bundesliga-Aufsteiger am Samstag innerhalb von nur fünf Minuten schlucken. Noch steht St. Pauli auf Platz 14 der Tabelle. Noch hat der Club etwas Abstand zur roten Zone. Doch dieser Nachmittag hat die Hamburger getroffen. Schwerer womöglich, als sich das in nur ein paar Tagen bis zum nächsten Spiel beim FSV Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) abschütteln lässt.
Viele Verletzte in dieser Saison
Wie schon beim 1:1 gegen Augsburg verhinderte ein spätes Gegentor, dass sich St. Pauli weiter von den letzten drei Plätzen absetzen konnte. Wie schon nach den Verletzungen von Elias Saad, Karol Mets, Morgan Guilavogui oder Conor Metcalfe bedeutet nun auch der Ausfall von Sands den nächsten schweren Qualitätsverlust in dieser Saison.
Ein weiteres Problem spielt sich nicht direkt auf dem Rasen ab, droht den FC St. Pauli aber einiges von dem zu kosten, was diesen Club immer stark macht: seine Einigkeit. Das Gefühl, dass alle auf derselben Seite stehen.
Pfiffe für Präsidenten
Zum ersten Mal seit 20 Jahren wurde vor dem Spiel gegen Freiburg nicht mehr die Stadionhyme „Herz von St. Pauli“ gespielt, weil Recherchen der eigenen Museumsmitarbeiter zuvor die NS-Vergangenheit des Liedtexters belegt hatten. Seitdem gibt es in den sozialen Netzwerken teils heftige Diskussionen unter den Fans. Und die zeigten sich am Samstag vor dem Anpfiff auch am Millerntor. Denn einige applaudierten der Clubführung für die Absetzung des Liedes. Andere pfiffen den Präsidenten Oke Göttlich aus.
Die Lage sei „gefährlich“ sagte der Stürmer Johannes Eggestein und bezog sich damit nur auf das Sportliche. „Die Mannschaften von unten rücken heran. Es wird nochmal richtig heiß werden. Aber wir erwarten das auch. Wir ruhen uns darauf sicher nicht aus“. Auch wenn die Leistung gegen Freiburg „offensiv unser schlechtestes Spiel“ in dieser Saison war.
Blessin gesperrt
Viel kommt nun auf den Trainer Blessin an, der in dieser Saison schon einige Herausforderungen moderiert hat. Gleich zu Beginn passte er gegen erhebliche Widerstände das taktische Erfolgsrezept seines Vorgängers Fabian Hürzeler an. Im Spätherbst brauchte er zeitweise Ersatz für bis zu neun verletzte Spieler.
„Die Statik verschiebt sich - personell und von der Art und Weise. Das steckt man nicht einfach so weg“, sagte Blessin über die immer neuen Ausfälle. „Aber wir müssen schon auch gucken, wo wir herkommen und was wir bisher schon erreicht haben. Was zeichnet uns aus? Und das ist diese defensive Stabilität.“ Sein Team müsse sich jetzt „schütteln. Das tut weh. Aber letztlich wirft uns das nicht um!“
Ein kleiner Haken dabei: Blessin selbst ist beim nächsten Spiel in Mainz gesperrt, weil er gegen Freiburg schon die vierte Gelbe Karte in dieser Saison sah. „Der Frust, so ein spätes Tor, die schwere Verletzung von einem wichtigen Spieler“, erklärte der Trainer. Da habe er dem Schiedsrichter am Ende „die Meinung gesagt. Vielleicht ein bisschen zu laut.“