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Möglicher Staatsstreich

Medien: Präsident spricht von Putschversuch in Guinea-Bissau

Präsident Umaro beschuldigt den Stabschef der Armee, einen Staatsstreich gegen ihn anzuführen. (Archivbild)

Präsident Umaro beschuldigt den Stabschef der Armee, einen Staatsstreich gegen ihn anzuführen. (Archivbild) Foto: Michel Euler/AP/dpa

Festnahmen im Präsidentenpalast, Chaos in der Hauptstadt: Im westafrikanischen Guinea-Bissau spitzt sich die Lage nach der Wahl zu. Der Staatschef warnt vor einem Umsturz.

Von dpa Mittwoch, 26.11.2025, 16:10 Uhr

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Bissau. Wenige Tage nach einer Wahl in Guinea-Bissau droht ein gewaltsamer Umsturz in dem westafrikanischen Küstenland. Präsident Umaro Sissoco Embaló sagte dem französischen Magazin „Jeune Afrique“ zufolge, er sei am Mittwochmittag in seinem Büro im Präsidentenpalast festgenommen worden. Er beschuldigte den Stabschef der Armee, einen Staatsstreich gegen ihn anzuführen, wie das Magazin weiter berichtete. Medienberichten zufolge waren in der Hauptstadt Bissau zeitweise Schüsse zu hören.

Die Hintergründe blieben zunächst weitestgehend unklar. Embaló hatte in der Vergangenheit mehrfach von Putschversuchen gegen ihn gesprochen, darunter 2022, 2023 und im Oktober. 

Embaló sagte „Jeune Afrique“ zufolge, auch Innenminister Botché Candé sowie der Stabschef der Streitkräfte und dessen Vize seien festgenommen. Ihm sei aber keine Gewalt angetan worden.

Guinea-Bissau, mit rund 2,2 Millionen Einwohnern an der Atlantikküste gelegen, ist eines der ärmsten Länder der Welt. Der Tropenstaat gilt als wichtiger Kokain-Umschlagplatz im Drogenschmuggel nach Europa. 

Am Sonntag hatten überfällige Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattgefunden. Sowohl Embaló als auch sein aussichtsreichster Herausforderer, Fernando Dias, hatten sich anschließend als Sieger bezeichnet. Die Ergebnisse der friedlichen Abstimmung sollten bis Donnerstag veröffentlicht werden. 

Embaló (53) regiert seit 2020 und hatte das Parlament Ende 2023 aufgelöst. Seine Amtszeit ist seit Monaten abgelaufen. Kritiker werfen ihm vor, Oppositionelle, Journalisten und Menschenrechtler zu unterdrücken. Die wichtigste Oppositionspartei war von der Wahl ausgeschlossen und stützte den unabhängigen Kandidaten Dias. 

Staatsstreiche häufen sich seit einigen Jahren in West- und Zentralafrika. Mali, Burkina Faso, der Niger, Guinea, der Tschad und Gabun haben seit 2020 verfassungsfeindliche Machtübernahmen des Militärs erlebt. In mehreren anderen Ländern kam es zu Putschversuchen.

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