Mehr als 800 Missbrauchsfälle - Fußballtrainer vor Gericht

Der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagte Fußballtrainer (M) unterhält sich zum Prozessauftakt im Gerichtssaal des Landgerichts mit seinem Rechtsanwalt Peter Guttmann. Foto: Lennart Preiss/dpa
Ein Fußballtrainer aus München soll junge Spieler jahrelang missbraucht und vergewaltigt haben. Mehr als 800 Missbrauchsfälle wirft die Staatsanwaltschaft ihm vor, 30 Opfer soll es geben.
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Am Donnerstag begann am Landgericht München I der Prozess gegen den 47-Jährigen.
In mehr als 200 Fällen ist er auch wegen Vergewaltigung angeklagt, in vier Fällen wegen Kindesmissbrauchs, weil das Opfer jünger als 14 Jahre alt war. Dazu kommen Vorwürfe sexueller Übergriffe und vorsätzlicher Körperverletzung.
Der frühere Cheftrainer und sportliche Leiter eines Vereins im Landkreis München soll die Teenager im Alter zwischen 13 und 19 Jahren dort bei angeblichen physiotherapeutischen Behandlungen missbraucht und in zahlreichen Fällen auch vergewaltigt haben.
Täter soll immer nach diesem Muster vorgegangen sein
Dabei nahm er laut Staatsanwaltschaft nach einem immer gleich ablaufenden Muster auf einer Massageliege in der Kabine des Fußballvereins, beim Trainingslager oder auch in seinem Haus sexuelle Handlungen an den jungen Fußballern vor und gab an, dies diene der Durchblutung der Muskulatur.
„Die Geschädigten, die im Tatzeitraum sehr jung waren und zudem unerfahren in Bezug auf Sexualität und physiotherapeutische Behandlungsmethoden, glaubten dem Angeklagten“, sagte Staatsanwältin Susanne Kempter am Donnerstag in ihrer Anklage. „Sie gingen folglich davon aus, die Manipulationen an Penis, Hoden, Gesäß und After stellten Heilbehandlungen dar.“
Der Angeklagte habe angegeben, ausgebildeter Physiotherapeut zu sein, und den jungen Fußballern vorgegaukelt, solche Behandlungen seien im Profisport üblich.
Der Angeklagte wollte zu Prozessbeginn nach Angaben seiner Verteidigung zunächst keine Angaben machen. Einer seiner Anwälte regte aber ein nicht-öffentliches Rechtsgespräch über einen sogenannten Deal an. In diesem gab das Gericht an, sich im Falle eines umfassenden Geständnisses, eine Strafe von nicht mehr als acht Jahren vorstellen zu können. Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Gespräch elf Jahre genannt, wie das Gericht im Anschluss mitteilte.
Der Angeklagte will sich nach Angaben seiner Verteidigung bis zum nächsten Verhandlungstag am Montag (15. Januar) überlegen, ob er den Deal eingehen will. (dpa)