Mehrheit dafür: Kreisausschuss macht Ernst beim Wolfsabschuss

Wölfe breiten sich zurzeit in Niedersachsen stark aus. Foto: Christian Schmidt/Gehegeaufnahme
Der politische Nachhall der Wolfsattacke in Gräpel bleibt dieser Tage ungebrochen hoch. Am Donnerstag wurde im Kreis Stade ein Dringlichkeitsantrag zur Wolfsregulierung angenommen. Wer dafür, wer dagegen stimmte.
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Nach dem Wolfsangriff mit 55 getöteten Schaden in Gräpel (Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten) haben Politikerinnen und Politiker des Stader Kreistages Bundes- und Landesregierung aufgefordert, das Jagdrecht zu ändern. So soll es künftig „schnell und unbürokratisch möglich sein, gezielt dort einzugreifen, wo Wölfe über ihr Jagdverhalten Zielkonflikte auslösen“.
Ein entsprechender Dringlichkeitsantrag von CDU, FWG und FDP fand am Donnerstag mit den Stimmen der Gruppe eine Mehrheit im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Regionalplanung. Die drei SPD-Abgeordneten im Fachgremium enthielten sich, die zwei Grünen stimmten gegen den Antrag, der am 25. September noch dem Kreistag zur Entscheidung vorgelegt wird.
Problemwölfe: Was Politiker im Kreistag Stade fordern
Die Bundesregierung solle dafür sorgen, dass „eine regelhafte Bejagung des Wolfes auf Grundlage eines pro Landkreis festzusetzenden Abschussplanes“ ermöglicht wird. Diese Jagd solle nur jeweils in der Zeit ausgesetzt werden, in der die Wolfswelpen vom Muttertier unmittelbar abhängig sind.
Die „Entnahme“, also der Abschuss von „Problemwölfen“ oder „Problemrudeln“ zum Schutz von Weidetieren und Bevölkerung, müsse „zügig, praktikabel und insbesondere ohne großen Verwaltungsaufwand“ bei der Unteren Naturschutzbehörde (Landkreis) durch die Jägerschaft erfolgen können, so die Forderung von Kreispolitikern.
Voraussetzung sei „unverzüglich“ eine Änderung des Artenschutzstatus in Deutschland durch das Europäische Parlament. Der Wolf gilt laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie bisher in allen EU-Ländern als „streng geschützte Art“.
Angst vor dem Wolf: Wo der Herdenschutz Probleme bereitet
Neben der gesetzlichen „Jagdzeit“ zur Begrenzung von Wölfen forderte die Ausschussmehrheit, unverzüglich die Beratungsstrukturen für Weidetierhalter in der Landwirtschaft zu verbessern, den Herdenschutz zu optimieren und die Verfahren zur Entschädigung bei Wolfsrissen zu entbürokratisieren. Insbesondere für den Küstenschutz sei die zügige Regulierung des Wolfsbestandes unabdingbar. Die Sicherheit der Deichschafe und damit die Existenzsicherung der Schäfereien habe höchste Priorität.
„Wolfsfreie Zonen dürfen, neben einer allgemeinen Bestandsbegrenzung, an unseren Küstendeichen kein Tabu sein“, hatte Landrat Kai Seefried jüngst gefordert. Deichschafe müssten sicher vor Angriffen sein, denn ohne sie sei ein verlässlicher Küstenschutz nicht zu gewährleisten.
Bundesländer fordern regionales Vorgehen beim Wolf
Landes- und Bundesregierung hatten sich in den vergangenen Tagen grundsätzlich für Bestandsregulierungen bei Wölfen ausgesprochen. Die EU-Kommission sammelt derzeit Daten über Wolfsvorkommen und Riss-Ereignisse und will bis zum 22. September über eine Lockerung des Wolfsschutzes beraten, so der Leiter Naturschutz beim Landkreis, Dr. Uwe Andreas. Lokal sei für Ende September ein weiteres Treffen zwischen Landkreis Stade, Jägerschaft und Wolfsberater geplant, um die dann aktuelle Rechtslage zu sondieren und ein Regionalmanagement für den Landkreis Stade vorzubereiten, erklärte Andreas.
Die Regierungschefs und -chefinnen der Bundesländer fordern von der EU die Möglichkeit, je nach Region unterschiedlich mit der Rückkehr des Wolfs umzugehen. Die europäische Artenschutzpolitik müsse „regionale Antworten auf regional unterschiedliche Herausforderungen beim Wolfsschutz ermöglichen“, heißt es in einer am Donnerstag in Brüssel beschlossenen Erklärung der 16 Bundesländer.
Insbesondere Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil, derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), hatte dafür geworben, den Abschuss von Wölfen in Schwerpunktregionen zu erleichtern. Dort, wo es viele Wölfe gibt, müsse der Staat intervenieren können. „Wir sind der Kommission ausgesprochen dankbar für ihren Vorstoß, jetzt aktuell Zahlen zu erheben und dann auch über politische Konsequenzen nachzudenken“, sagte Weil in Brüssel. Auch mit der Bundesregierung liefen diesbezüglich Gespräche. (st/dpa)