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Hamburg

Model Marie Amière: Stress ließ ihre Haare büschelweise ausfallen

Das Hamburger Model Marie Amière kennt das Leben in Glanz und Glamour, aber auch die Schattenseiten und Schicksalsschläge. Foto: Michael de Boer

Das Hamburger Model Marie Amière kennt das Leben in Glanz und Glamour, aber auch die Schattenseiten und Schicksalsschläge. Foto: Michael de Boer

Gefragtes Model und Moderatorin, Influencerin bei Instagram, beliebter Gast auf Roten Teppichen: Marie Amière gehört zu den populärsten Hamburgerinnen und das nicht erst, seit sie ihren stressbedingten Haarausfall öffentlich machte.

Samstag, 25.02.2023, 12:00 Uhr

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Beim Termin mit dem TAGEBLATT macht Marie Amière (46) auf ein weiteres Thema aufmerksam, das sie sehr beschäftigt: den Tierschutz. Wie ernst es der 46-Jährigen damit ist, zeigt nicht nur die Tatsache, dass beim Treffen im Bistro für die Hamburgerin kein Fleisch auf den Teller kommt.

TAGEBLATT: Auf ein Foto für eine „Peta“-Kampagne, das Sie als „Angel for Animals“ zeigt, hat sich ein kleiner Hund geschummelt. Wer ist denn das?

Marie Amière: Das ist Khloé, mein Havaneser-Mix. Sie ist vier Jahre alt. Und dann habe ich noch Knöpfchen, eine Havaneser-Hündin. Sie ist ihre Mutter.

Natürlich sitzt Khloé da nicht zufällig...

Nein, Tierschutz ist für mich ein großes Anliegen. Jedes Jahr landen in Deutschland 350.000 Hunde im Tierheim, in der Corona-Zeit waren es noch mehr. Das finde ich ganz schlimm und darum war mir die Peta-Kampagne auch so wichtig. Es ging darum, dass Tiere nicht unter den Weihnachtsbaum gehören.

Trotzdem ist es wieder passiert, mit den bekannten Folgen. Auch das Hamburger Tierheim platzt aus allen Nähten.

In solchen Fällen denke ich mir: Wenn jemand schon so unüberlegt ist, sich einen Hund anzuschaffen, ohne über die damit verbundene Verantwortung nachzudenken, dann soll er sich doch bitte zumindest um ein angemessenes Zuhause für das Tier kümmern, statt es einfach im Tierheim abzugeben...

...oder, noch schlimmer, irgendwo auszusetzen.

Das macht mich fassungslos. Für mich sind meine Hunde Familienmitglieder, und ich liebe sie über alles. Ich kann auch nicht begreifen, dass es Leute gibt, für die es offenbar in Ordnung ist, an irgendeiner Raststätte einen Welpen aus einem Kofferraum heraus zu kaufen. Diese Hunde kommen aus schlimmen Verhältnissen, sind oftmals krank. Das merken die Käufer irgendwann und was passiert? Der Hund landet auch wieder im Tierheim.

Modehunde in der Großstadt sind auch so ein Thema...

Da werden sich dann Jack-Russell-Terrier angeschafft, weil die so klein und niedlich sind. Aber das sind im Kern Jagdhunde, die müssen raus und bewegt werden. Wenn ich einen Wischler durch Eppendorf tigern sehe, hoffe ich für ihn, dass sein Besitzer die Zeit hat, ihm drei Stunden am Tag Auslauf zu geben. Ich hätte die Zeit nicht.

Apropos Zeit: Ist Ihre Perücken-Kollektion „Hair by Amière“ inzwischen eine Art Fulltime-Job?

Das kann man so sagen, ich verbringe jedenfalls gerade ziemlich viel Zeit im Büro. Als ich die Kollektion im Sommer 2021 gelauncht habe, sind meine Haare bereits wieder gewachsen. Meine kurzen Haare haben mir dann so gut gefallen, dass ich es dabei belassen habe. Wenn ich heute eine meiner Perücken trage, mache ich das für die Kollektion oder einen Model-Job.

...und um anderen Frauen Mut zu machen?

Es ist noch nicht lange her, da ist eine modebewusste Frau, die in die Verlegenheit gekommen ist, eine Perücke tragen zu müssen, beim Anblick des Angebots vom Glauben abgefallen. Heute gibt es zum Glück mehrere Hersteller, die tolle Perücken machen, ich habe da das Rad sicher nicht neu erfunden, aber es ist mir eine Herzensangelegenheit.

Sie sprechen heute sehr offen und ungezwungen über die Zeit, als Ihnen die Haare stressbedingt ausgefallen sind. So aufgeräumt waren Sie zum Zeitpunkt, als es angefangen hat, sicher nicht, oder?

Erst war es eine kleine kahle Stelle, dann waren es drei, dann fielen die Haare büschelweise aus. Aber ein besonders schlimmer Moment war, als der Arzt mir sagte, dass der Haarausfall auf eine schwere Erkrankung hindeuten könnte. Ich habe meine Großmutter und meine Mutter an Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren, da kamen also gar keine guten Gedanken in mir hoch. Als sich dann herausstellte, dass ich körperlich gesund bin, konnte ich dem Ganzen sogar noch etwas Positives abgewinnen. Meine Situation war nicht mit der eines Menschen zu vergleichen, der eine Perücke tragen und gleichzeitig um sein Leben kämpfen muss.

Hat Ihnen der Job als Model geholfen, professionell mit der Situation umzugehen?

Es ist eine ganz andere Geschichte, bei einer Show, einem Shooting oder auf dem Roten Teppich eine Perücke zu tragen, als im Alltag. Da muss es eine Perücke sein, die wirklich zu dir passt. Aber vor allem soll ja niemand merken, dass du eine Perücke trägst. Auch ich musste viel Zeit und Geld investieren, bis ich so eine gefunden hatte. Die hat mir dann aber auch wirklich Schutz und Sicherheit gegeben.

Zumal Sie als öffentliche Person ja immer auch irgendwie unter Beobachtung stehen.

Ich liebe meinen Job und habe Spaß daran, auf Events zu gehen. Was mir in der Zeit, als der Haarausfall begann, fehlte, war die Sinnhaftigkeit des Ganzen. Und dann habe ich mir mit meinem Perfektionismus zusätzlich Druck und Stress gemacht. Auf Veranstaltungen und bei Instagram sehen immer alle gut aus und scheinen alles im Griff zu haben. Da habe ich mich gefragt, wie machen die das bloß und warum schaffe ich das nicht? Als ich mich getraut habe, darüber zu sprechen, hatten plötzlich auch andere Menschen in meinem Umfeld den Mut zuzugeben, dass auch bei Ihnen längst nicht alles perfekt ist.

Sind Sie heute stärker als damals?

Ich habe viele Coachings gemacht und meine Coaches Dirk Kröger und Janina Vollert noch immer an meiner Seite. Ich nenne es „Emotional Self Care“, und das betreibe ich nach wie vor. Das ist ein Prozess, der nicht abgeschlossen ist, nur weil die Haare wieder da sind. Was ich gelernt habe und was mich glücklich macht, ist die Erkenntnis, dass es nicht das Ende der Welt ist, wenn etwas Schlimmes passiert.

Sie haben den frühen Krebstod ihrer Mutter bereits angesprochen...

Sie ist Heiligabend 2010 mit 62 Jahren an meiner Hand und der meiner Schwester gestorben, und der Verlust ist natürlich unbeschreiblich. Da ich meine Mutter an Krebs verloren habe, bin ich heute auch Botschafterin der DKMS Life, die Krebspatientinnen mittels Kosmetik und Perücken-Schulungen neue Hoffnung und Lebensfreude gibt.

Sie sind in Steilshoop aufgewachsen. Ist Ihre Familie noch in Hamburg?

Ja, die ganze Familie, und das ist ein Glück und sehr, sehr schön. Wir sind fünf Geschwister und ich bin altersmäßig in der Mitte...

...und Hamburg ist trotz aller berufsbedingter Reisen Ihr Mittelpunkt?

Mein Mittelpunkt ist da, wo meine Familie ist. Also ist es Hamburg. Ohne Familie bist du allein. Ich würde mit meiner Familie auch überall sonst wohnen, wobei Hamburg für mich ohne Frage die schönste Stadt in Deutschland ist.

Sie sind bereits als sehr junge Frau von Steilshoop nach Harvestehude gezogen, das sind schon Kulturunterschiede...

Allerdings (lacht)! Das war ein Riesensprung, obwohl ich die Gegend durch eine enge Freundin, die dort wohnte, bereits vorher kannte. Inzwischen lebe ich schon sehr lange dort und fühle mich wohl. Gerade weil ich so viel unterwegs und überall gewissermaßen erst mal fremd bin, tut es unheimlich gut, eine Hood zu haben, wo mich jeder kennt und wo ich alles und jeden kenne. Auch dieses heimelige Gefühl bedeutet für mich Zuhause. Meine Mutter hat bis zuletzt in Steilshoop gelebt, seit ihrem Tod ist der Kontakt dorthin nicht mehr da.

Vermissen sie diesen Kontakt?

Es gibt keine Verbindung mehr, aber ich stehe zu meiner Herkunft.

Bitte ergänzen Sie...

Die wichtigsten Menschen in meinem Leben sind... meine Familie und enge Freunde

Mein Lieblingsort in Hamburg ist... mein Zuhause

Wenn ich nicht in Hamburg bin,... zieht es mich in die Sonne und ans Meer

Nicht widerstehen kann ich... dem Blick meiner Hunde, wenn sie Leckerlis wollen

Schönheit bedeutet für mich... Charisma

  • Zur Person

Marie Amière wurde am 22. November 1976 in Hamburg geboren. Die Tochter eines Ghanaers und einer Deutschen wuchs mit vier Geschwistern im Stadtteil Steilshoop auf. Mit 14 Jahren entdeckte sie ein Modelscout auf der Straße. Es folgte eine Karriere als Model für Labels wie Chopard und Escada sowie als Wäsche-Model für den „Otto“-Katalog, später brachte sie auch eine eigene Wäsche-Linie auf den Markt.

Heute vertreibt Amière ihre Perücken-Kollektion, nachdem sie zwischenzeitlich selbst unter stressbedingtem Haarausfall gelitten hatte. Sie moderiert und hat vor kurzem bei Instagram ihren „Self Care Sunday Talk“ gestartet.

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