Pastor Mathias Schlicht: „Auch die Faulen kommen in den Himmel“

Pastor Mathias Schlich hat ein vergnügliches Buch über die Todsünden geschrieben. Foto: Felsch
Ein katholischer Verlag wünscht sich von einem evangelischen Pastor ein Buch über die Todsünden. „Da war ich schon überrascht, als der Herder Verlag anrief, fühlte mich aber auch geschmeichelt“, sagt Mathias Schlicht, der Theologe, dessen Predigten eher Kabarettveranstaltungen gleichen.
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Wer ihn kennt, kann sich denken, was dabei herausgekommen ist: eine vergnügliche Einführung in die Abgründe der Seele. „Das Thema hört sich erst mal nach was Ernstem an, aber den erhobenen Zeigefinger habe ich natürlich weggelassen“, erklärt der ehemalige Pastor von St. Paulus in Buxtehude, dessen Gottesdienste gerade deswegen so gut besucht waren, weil er eben nicht von oben herab predigte - auch wenn er von der erhöhten Kanzel aus sprach.
Das witzige Cover und die humorvollen Zeichnungen des Literaturwissenschaftlers Germann Neuendorfer in dem Buch „Auch die Faulen kommen in den Himmel“ lassen erahnen, was einen erwartet: durchaus fundiertes, bibelfestes Wissen, Höllisches und Himmlisches zum Nachdenken und Ausprobieren. Schlicht nimmt den Leser mit auf Spurensuche und erklärt mit einem Augenzwinkern die Laster, die zumindest Christen mit Blick auf das ewige Seelenheil unbedingt verhindern sollten.
Wer sich vergisst, kann nichts Gutes bewirken
Doch worum geht es genau: Was heißt eigentlich Todsünde? Ein Wort, das immer noch in jedermanns Mund zu sein scheint: in der Politik, beim Sport, in der Wirtschaft und in der Kirche. Aber statt moralinsauer den Menschen ihre Verfehlungen vorzuhalten, erwähnt Mathias Schlicht in jedem Kapitel das positive Gegenteil.
Dem Geiz setzt er die Großzügigkeit entgegen, dem Hochmut die Demut, dem Neid die Zufriedenheit, der Maßlosigkeit die Bescheidenheit, der Wollust die Zärtlichkeit, der Faulheit die Lebensfreude und dem Zorn die Liebe. Das sei überhaupt das Wichtigste, meint der 62-Jährige, neben dem Glauben und der Hoffnung, dass jeder seinen Nächsten liebe wie sich selbst. Das heißt, wer sich vergesse, der könne auch nichts Gutes bewirken.
Von der Arroganz der Hochmütigen
Obwohl, unfehlbar sei niemand. Das erwarte auch Gott nicht, ist der Kirchenmann sicher, der sich immer wieder wundert über die Super-Frommen mit der Haltung des geistlichen „Allesbesserwissers“. Damals waren das die Pharisäer, die sich über andere erhoben, weil sie „angeblich“ nie sündigten. „Donnerwetter, da wackeln ja die Tempelwände“, schreibt der Autor und zeigt damit, was er von der Arroganz der Hochmütigen hält, die einem heute noch begegnen, nur in anderer Form.
Wenn man dem Titel glaubt - und überhaupt glaubt - muss man sich gar nicht so anstrengen, um als guter Mensch zu gelten. Ein schlichtes „Gott, sei mir Sünder gnädig“ reiche manchmal, meint Schlicht. Doch beachten sollte man sie dennoch, die sogenannten Todsünden - immerhin sind sie schon auf sieben reduziert, erfährt der Leser.
Um die Welt von Gut und Böse zu unterscheiden, helfen Tugenden. Und so liest sich das Buch über Fromme und Faule wie ein humorvoller, unterhaltsamer Ratgeber. Mit Blick auf den Alltag und was es dem Menschen bringt. „So was brauchen wir, Bücher, die unreligiös von Religion sprechen“, so das Urteil von Margot Käßmann.
Buchvorstellung an drei besonderen Orten
Matthias Schlicht stellt sein Buch „Auch die Faulen kommen in den Himmel“, erschienen im Verlag Herder, ISBN: 978-3-451-03352-0, 18 Euro, 192 Seiten, an drei besonderen Orten in Buxtehude vor. Neben der Lesung gibt es einen humorvollen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Buches.
Eine Anmeldung wird empfohlen, da die Platzzahl begrenzt ist. Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Termine: 28. Februar, 19.30 Uhr, Buchhandlung „Schwarz auf Weiß“, Ritterstraße 9, Telefon: 0 41 61/ 99 99 700. 1. März, 18 Uhr, Weinhaus Seitz, Breite Straße 11, Telefon: 0 41 61/39 80. 2. März, 18 Uhr, Weinbistro „Primus“, Abtstraße 8, Telefon 0 41 61/55 82 81.