Pfleger im Seniorenheim erkrankt – 80 Retter springen im Nachtdienst ein

In Bark im Kreis Segeberg war unter anderem der Rettungdienst des DRK zu dem Seniorenheim ausgerückt. Foto: Boris Roessler/dpa/Symbolbild
Notstand im Altenheim? Weil ein Pfleger mitten in der Nacht zum medizinischen Notfall wird, springen DRK & Co. mit einem Großaufgebot nahe Bad Segeberg ein. Die Heimleitung ist irritiert.
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Bark. Der Notfall einer Pflegekraft hat am frühen Mittwochmorgen einen Großeinsatz des Rettungsdienstes in einem Seniorenheim in Bark (Kreis Segeberg) ausgelöst. Die Pflegekraft sei in eine Klinik gebracht worden, sagte der Sprecher der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein, Christian Mandel, am Mittwoch. Deshalb seien die 45 Bewohnerinnen und Bewohner des Heims ab etwa 2 Uhr morgens vorübergehend von etwa 80 alarmierten Einsatzkräften betreut worden.
Weil die Lage zunächst nicht einzuschätzen war, seien mehrere Ortsgruppen informiert worden, weshalb insgesamt 80 Ehrenamtliche zusammenkamen. Die Rettungskräfte hätten zunächst den Gesundheitszustand der Bewohnerinnen und Bewohner klären müssen, sagte Mandel. Dabei habe der leitende Notarzt festgestellt, dass bei zwei Menschen akuter Pflegebedarf bestanden habe. Diese seien aber vor Ort versorgt worden.
Rettungskräfte springen nach Notfall in Barker Pflegeheim ein
Wie der NDR berichtete, zeigte sich die Heimleitung irritiert von dem Großeinsatz, weil in der Nacht eine zweite Fachkraft vor Ort gewesen sei. Nach Mandels Angaben war diese Person jedoch nicht im Dienst, sondern habe sich in der Ruhephase befunden. „Da hat unser Führungsdienst gesagt: Den können wir hier nicht einsetzen und den können wir nicht für 45 Leute hier verantwortlich mit den Herrschaften zurücklassen.“
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Nachdem sich die Situation der Bewohnerinnen und Bewohner geklärt hatte, sei der Großteil der ehrenamtlichen Helfenden gegen 4 Uhr abgerückt und nur noch etwa zehn Kräfte bis zum Eintreffen der Frühschicht gegen 6 Uhr dort geblieben.
Kein Nachtpersonal: Altenheimpflegerin wählt Notruf
Der Fall erinnert an einen Vorfall in der vergangenen Woche in Berlin: Weil in einem Altenheim das nötige Pflegepersonal für die Nacht fehlte, waren auch dort Polizei und Feuerwehr angerückt. Als eine Pflegerin in dem Heim in Berlin-Lichtenberg ihre Schicht beenden wollte, stellte sie fest, dass die folgende Nachtschicht personell nicht ausreichend besetzt war, wie eine Polizeisprecherin sagte.
Gefehlt habe eine examinierte Pflegekraft mit einer Qualifikation für die Verabreichung bestimmter Medikamente. In dem Plan für die Nachtschicht standen demnach wohl nur zwei Pflegeassistenten. In der Nacht sollten 170 alte Menschen mit allen Pflegestufen versorgt werden.
„Die Altenpflegerin versuchte dann, den Bereitschaftsdienst anzurufen und in der Folge auch die Heimleitung, war aber nicht erfolgreich“, sagte die Polizeisprecherin. „In dieser Notsituation wandte sie sich dann an die Polizei und die Feuerwehr.“ Gegen 22.30 Uhr sei der Anruf bei der Polizei eingegangen, daraufhin sei ein Streifenwagen mit drei Polizisten zu dem Pflegeheim gefahren. Die Feuerwehr schickte Rettungswagen mit mehreren Sanitätern.
Polizisten und Feuerwehr-Sanitäter mussten aber nicht die Nachtschicht in dem Heim übernehmen. Zunächst konnten das zuständige Bezirksamt und der Katastrophenschutz-Beauftragte erreicht werden. „Es wurde Abhilfe geschaffen und eine Lösung gefunden“, so die Polizeisprecherin. Es sei dann doch gelungen, die Heimleitung ans Telefon zu bekommen. Es sei dann auch jemand von der Leitung vor Ort erschienen und habe einen Nachtdienst organisiert. Gegen 0.10 Uhr habe die Polizei den Einsatz beendet.